Gaza-Krieg Israel meldet Entführung von Soldaten
Das israelische Militär geht davon aus, dass militante Palästinenser einen Soldaten entführt haben. Der 23-jährige Leutnant Hadar Goldin soll während eines Einsatzes gegen die Tunnel der Hamas verschleppt worden sein.
Tel Aviv - Militante Palästinenser im Gaza-Streifen haben vermutlich einen israelischen Soldaten verschleppt. Es gebe Anzeichen dafür, dass ein Soldat während eines Einsatzes gegen Tunnel entführt worden sei, teilte die israelische Armee mit. Das Militär suche nach dem Vermissten, hieß es.
Später teilte die Armee Namen und Rang des Soldaten mit. Es handele sich um den 23-jährigen Leutnant Hadar Goldin. Der Angriff habe sich eineinhalb Stunden nach Inkrafttreten der humanitären Feuerpause ereignet, die drei Tage gelten sollte.
Dagegen sagte ein ranghohes Hamas-Mitglied der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, der Soldat sei vor Inkrafttreten der Waffenruhe gefangen genommen worden. Daher habe Israel nicht das Recht, die Waffenruhe zu brechen, so Mussa Abu Marsuk weiter.
Heftige Kämpfe bei Rafah
Die US-amerikanische Regierung verurteilte die Entführung deutlich: "Das wäre eine barbarische Verletzung des Abkommens zur Waffenruhe", sagte Josh Earnest, ein Sprecher des Weißen Hauses in Washington. Earnest rief die Hamas auf, den Soldaten freizulassen.
Die mutmaßliche Entführung des Soldaten nahe der Stadt Rafah im südlichen Gaza-Streifen löste neue heftige Kämpfe aus. Wie der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, mitteilte, wurden bei israelischen Angriffen 35 Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt. Militante aus dem Gaza-Streifen feuerten mindestens acht Geschosse auf Israel ab. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld.
Israel erklärte die in der Nacht zuvor vereinbarte Waffenruhe im Anschluss an die Verschleppung für gescheitert. Der israelische Militärrepräsentant General Joav Mordechai habe den Uno-Vermittler Robert Serry darüber informiert, gab das Regierungspresseamt bekannt. "Israel wird die Aggression der Hamas und anderer Terrororganisationen im Gazastreifen mit harten Maßnahmen beantworten", sagte Mordechai dem Uno-Diplomaten.
Kidnapping wäre schwerer Rückschlag für Israel
Zuletzt war 2006 der israelische Soldat Gilad Schalit von einem Hamas-Kommando durch einen Tunnel in den Gaza-Streifen verschleppt worden. Er kam erst mehr als fünf Jahre später im Tausch gegen mehr als tausend palästinensische Häftlinge frei.
Das Kidnapping eines Soldaten wäre für Israel ein schwerer Rückschlag. Jerusalem ist in solchen Fällen bereit, weitreichende Zugeständnisse zu machen. Die Armee nennt entführte israelische Soldaten deshalb die "ultimative strategische Waffe" der Hamas. Israel nimmt gemäß der sogenannten "Hannibal-Direktive" lieber den Tod seiner Männer in Kauf als eine Entführung.
In der vergangenen Woche hatte die Hamas bereits behauptet, einen israelischen Soldaten in ihrer Gewalt zu haben. Sie präsentierte dessen Ausweis. Die Armee erklärte den Soldaten wenige Tage später für tot.
fab/kes/dpa