Griechenland-Gipfel im Kanzleramt Allerletztes Angebot für Tsipras
Bei einem Krisentreffen im Kanzleramt haben Griechenlands Geldgeber über die nächsten Schritte beraten - ohne Athens Regierungschef Alexis Tsipras. Die Troika will den Griechen nun offenbar ein letztes Kompromissangebot vorlegen.
Die Spitzenvertreter von Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank haben bei einem Treffen im Bundeskanzleramt über den weiteren Kurs bei den Verhandlungen mit Griechenland beraten. "Es geht um ein allerletztes Angebot der Geldgeber", verlautete aus Verhandlungskreisen.
Für das Treffen reisten IWF-Chefin Christine Lagarde und EZB-Präsident Mario Draghi nach Berlin. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sowie Frankreichs Staatschef François Hollande waren ohnehin zu Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Kanzleramt gekommen. Die Runde lotete ein mögliches Kompromisspaket aus, das der griechischen Regierung vorgelegt werden soll.
Mit Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras wird nach einem Bericht der "Welt" dabei nicht verhandelt. Er sei in Athen und warte auf einen Anruf der drei Institutionen. Tsipras sei mittlerweile bereit, über Pensionskürzungen und ein späteres Renteneintrittsalter zu sprechen, heißt es in dem Bericht weiter. Eine Bestätigung dafür gibt es bisher nicht.
Die Teilnehmer seien sich einig gewesen, "dass nun mit großer Intensität weitergearbeitet werden" müsse, teilte die Bundesregierung im Anschluss an das dreistündige Treffen lediglich mit. "Die Gesprächspartner waren in den letzten Tagen in engstem Kontakt und wollen dies auch in den nächsten Tagen bleiben - sowohl untereinander als natürlich auch mit der griechischen Regierung", hieß es weiter.
Grundlage sei das bestehende Hilfsprogramm aus dem Jahr 2012, das bis Ende Juni verlängert wurde, berichteten die Nachrichtenagentur dpa und die "Welt" übereinstimmend.
Griechenlands Arbeitsminister Panos Skourletis sagte am Dienstagmorgen, es gebe von Seiten Athens keinen weiteren Spielraum für Zugeständnisse.
Keine Fortschritte bei der Rentenreform
Die klamme griechische Regierung ringt seit Monaten mit den internationalen Geldgebern um Reformen, die den Weg frei machen sollen für kurzfristige Hilfszahlungen von 7,2 Milliarden Euro. Das Land muss am 5. Juni eine Kreditrate von rund 300 Millionen Euro an den IWF begleichen, wenige Tage später stehen weitere Zahlungen an. Insgesamt muss Griechenland im Juni rund 1,6 Milliarden Euro an den Fonds überweisen, im Juli und August werden zudem Milliardensummen an die EZB fällig. Ob die Regierung noch über Mittel dafür verfügt, ist unklar.
Regierungschef Alexis Tsipras steht innenpolitisch unter Druck, weil die linksradikalen Kräfte seines Syriza-Bündnisses weitere Einschnitte ins Sozialsystem des Landes strikt ablehnen. In der französische Zeitung "Le Monde" warf Tsipras den Geldgebern am Wochenende vor, auf unzumutbaren Lösungen zu bestehen.
Deutschland und Frankreich sind in der Eurozone die zwei größten Einzel-Kreditgeber Griechenlands. Die EU-Kommission selbst hat keine Kredite an die Regierung in Athen vergeben, ist mit dem IWF und der EZB aber Teil der Institutionen, die mit Griechenland ein Reformpaket aushandeln sollen.
Sollte sich bis zum Wochenende keine Einigung erzielen lassen, dürfte Griechenland auch Thema auf dem G7-Gipfel im bayerischen Elmau werden.
syd/ssu/dpa/Reuters/AFP