Kampf gegen Piraten US-Eliteeinheit befreit westliche Geiseln in Somalia
Der Kampf gegen die Piraten an der Küste Somalias ist in eine neue Phase getreten. In einer nächtlichen Kommandoaktion haben US-Eliteeinheiten zwei Geiseln, eine Amerikanerin und einen Dänen, befreit. Der Zugriff erfolgte an Land, mindestens acht Piraten starben.
Addis Abeba/Kopenhagen - Die US-Marine hat zwei in Somalia entführte Entwicklungshelfer nach drei Monaten Gefangenschaft aus der Hand von Piraten befreit. "Die dänische Flüchtlingshilfe bestätigt, dass Jessica Buchanan und Poul Hagen Thisted heute Morgen während einer Operation in Somalia gerettet werden konnten", teilte die Organisation am Mittwoch mit.
Am 25. Oktober waren die 32-jährige Amerikanerin und ihr 60-jähriger dänischer Kollege in der Stadt Galkayo von bewaffneten Männern gekidnappt und offenbar anschließend an eine Gruppe von Piraten übergeben worden. Sie hatten zuvor für die dänische Flüchtlingshilfe (DRC) an einem Minenräumprojekt gearbeitet.
Die US-Streitkräfte, die die Aktion zunächst nicht kommentieren wollten, sollen mit zwei Hubschraubern im Einsatz gewesen sein. Die Geiseln wurden nach ihrer Befreiung auf die US-Militärbasis in Dschibuti gebracht. Der Zugriff erfolgte an Land. Zwischenzeitlich hatte es auch Meldungen gegeben, wonach das Duo auf einem gekidnappten Schiff vor der Küste untergebracht wurde.
Ein Pirat, der sich selbst Falastiin nennt, sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Geiseln seien von den US-Einheiten gewaltsam befreit worden. Dabei seien Dutzende Piraten getötet, verletzt oder gefangen genommen worden. Örtlichen Quellen zufolge sollen mindestens acht Piraten ums Leben gekommen sein.
Am Rande seiner Rede an die Nation bezog sich auch US-Präsident Barack Obama offenbar auf den Einsatz. Beim Betreten des Kongresssaals deutete er auf Verteidigungsminister Leon Panetta und sagte: "Gute Arbeit heute Nacht".
Immer mehr Geiselnahmen an Land
Die somalischen Piraten, die seit Jahren die Küstenregionen Somalias terrorisieren, gehen seit einiger Zeit dazu über, an Land gekidnappte Geiseln zu übernehmen. Hintergrund ist, dass die Handelsschiffe, die in der Region unterwegs sind, immer besser geschützt werden. Dies hat die Zahl der Opfer der Piraten auf hoher See deutlich verringert.
Bereits in den Wochen vor der Entführung der beiden Entwicklungshelfer waren mehrere Europäer im Nachbarland Kenia verschleppt worden. Unter anderem war eine britische Touristin auf der Insel Lamu gekidnappt und vermutlich nach Somalia gebracht worden. Eine Französin, die aus einem kenianischen Urlaubsort nach Somalia entführt wurde, starb unter ungeklärten Umständen.
Für die Entführungen wird die radikalislamische Schabab-Miliz verantwortlich gemacht, die seit Jahren gegen die Übergangsregierung in Mogadischu kämpft. Kenianische Truppen waren wegen der Vorfälle Mitte Oktober in Somalia einmarschiert.
Neue blutige Taktik der Piraten
Auf der Jagd nach Lösegeld haben sich die Menschenhändler an der somalischen Küste eine neue, barbarische Taktik einfallen lassen, um ihren Forderungen nach Lösegeld Nachdruck zu verleihen: Nach Angaben somalischer Medien haben sie dem Kapitän des gekidnappten taiwanesischen Fischtrawlers "Shiuh Fu No 1" einen Arm abgeschlagen. Danach ließen sie einige vietnamesische Besatzungsmitglieder zu Hause anrufen, um die blutige Tat zu verbreiten und so den Druck auf den Schiffseigner zu erhöhen.
Das Schiff und seine 29 Mann Besatzung waren am 25. Dezember 2010 rund 120 Seemeilen östlich von Madagaskar gekapert worden. Lösegeldverhandlungen waren mehrfach unterbrochen worden. Zuletzt sollen die Piraten ein Lösegeld von drei Millionen Dollar gefordert haben. Vier Matrosen sollen zudem krank sein.
Die Amputation von Gliedmaßen war in Somalia bisher als Strafmaßnahme nur von Mitgliedern der islamistischen Schabab-Miliz bekannt. Sollten sich vergleichbare Fälle häufen, dürften auch die westlichen Nationen ihre bisher eher zurückhaltenden Strategien überdenken.
Nördlich der Hauptstadt Mogadischu gilt die Küste Somalias als gesetzloses Land. Die Regierungen der beiden halbautonomen Provinzen Puntland und Galmudug konnten die Taten der Piraten bisher nicht unterbinden.
jok/Reuters/dapd/Mitarbeit: Horand Knaup