Kinder im Gaza-Streifen Hüpfburg, Tanzkurs, Stacheldraht
Wenigstens in den Sommerferien sollen die Kinder von Gaza dem tristen Alltag entfliehen. Die Uno bietet Feriencamps an, mit Hüpfburgen und Bastelkursen. Islamistische Gruppen halten mit kriegerischen Ausbildungslagern dagegen.
Gaza/Hamburg - Enge, Armut, die ständige Gefahr von Luftangriffen - es gibt schönere Orte für eine Kindheit als den Gaza-Streifen. Etwa 1,7 Millionen Menschen leben dichtgedrängt in dem Küstengebiet, mehr als die Hälfte von ihnen ist jünger als 15. Die meisten von ihnen haben den abgeriegelten Küstenstreifen, der kleiner ist als die Stadt Köln, noch nie verlassen.
Nach Angaben des Uno-Kinderhilfswerks Unicef muss mehr als die Hälfte der 13- bis 16-Jährigen in Gaza neben der Schule arbeiten gehen, um ihre Familien mit zu ernähren. Sie arbeiten in Werkstätten und Nähereien oder verkaufen Zigaretten. Inzwischen ist jeder vierte Arbeitnehmer in dem palästinensischen Gebiet ein Kind. Hinzu kommt die ständige Kriegsgefahr. Israelische Kampfflugzeuge bombardieren das Gebiet regelmäßig, sobald die Hamas und andere Gruppen Raketen auf Südisrael abfeuern.
Wenigstens in den heißen Sommermonaten soll den Kindern von Gaza ein wenig Abwechslung geboten werden. Das Uno-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) organisiert in den Schulferien "Sommerspaßwochen" für 150.000 Kinder. In der Sommerfrische spielen sie Fuß- und Volleyball oder lassen Drachen steigen. Außerdem sollen die Schüler bei Bedarf psychologische Hilfe erhalten.
Die einen lehren Toleranz, die anderen trainieren Entführungen
"Wir wollen einen sicheren Ort für Kinder schaffen, an dem sie spielen können und die universalen Werte der Menschenrechte, Toleranz und Gleichberechtigung der Geschlechter kennenlernen", erklärt die UNRWA.
Doch das Uno-Hilfswerk hat mächtige Konkurrenz. Denn auch die islamistischen Gruppen im Gaza-Streifen organisieren eigene Sommercamps. Dort bekommen die Kinder aber keine Einführung in die Bedeutung der Menschenrechte, sondern werden im Sinne der Islamisten indoktriniert. Nach ihren Angaben nehmen etwa 100.000 Kinder zwischen Juni und September an ihren Veranstaltungen teil.
Auch in den Sommerlagern der Hamas und des Islamischen Dschihad spielen Kinder, der Großteil des Ferienalltags besteht jedoch aus militärischer Früherziehung. Schon zwölfjährige Jungen werden hier an Schusswaffen ausgebildet, in einem Camp in Rafah sollen Schüler gar die Entführung israelischer Soldaten trainiert haben.
Reuters-Fotograf Mohammed Salem hat zwei Ferienlager im Gaza-Streifen besucht. Seine Aufnahmen können Sie sich in der Bildergalerie anschauen.
syd/Reuters