Gaza-Streifen Israel kündigt kurze Feuerpause an
Die Furcht vor einem Nahost-Krieg wächst, Israels Luftwaffe hat ihre Angriffe auf Gaza in der Nacht verstärkt, Bodentruppen stehen bereit. Zumindest vorübergehend aber soll das Feuer laut Regierungschef Netanjahu ruhen - während Ägyptens Premier die Region besucht, wird die Offensive unterbrochen.
Tel Aviv/Gaza - Zumindest während der dreistündigen Visite von Ägyptens Premier Hischam Kandil im Gaza-Streifen sollen die Waffen ruhen. Das hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Freitagmorgen angeordnet.
Israel werde seine Offensive unterbrechen, wird ein Vertreter der israelischen Regierung zitiert. Allerdings wird er nicht namentlich genannt. Dies geschehe auf Wunsch Ägyptens. Voraussetzung für die Kampfpause sei allerdings, dass auch die Militanten im Gaza-Streifen das Feuer einstellten.
Ministerpräsident Kandil besucht am Freitag den Gaza-Streifen, nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters begann seine Visite am Morgen. Kandils Reise solle ein Zeichen der Unterstützung für das von der radikal-islamischen Hamas regierte Palästinenser-Gebiet sein, verlautete aus ägyptischen Regierungskreisen. Kandil wird begleitet von anderen führenden Vertretern der Regierung in Kairo. Diese sollen ausloten, wie die seit Mittwoch laufenden Angriffe Israels auf den Gaza-Streifen gestoppt werden können.
Israel verstärkt Angriffe auf Gaza
Die Lage in Nahost eskaliert zunehmend. Am Mittwoch hatte Israel Ahmed al-Dschabari, den Militärchef der Hamas, durch eine Rakete getötet und eine mehrtägige Operation gestartet. Die Operation "Säule der Verteidigung" soll die Hamas-Führung einschüchtern, damit sie die Raketenangriffe auf Israel stoppt. In den Tagen zuvor waren südliche Grenzorte zunehmend aus dem Gaza-Streifen beschossen worden.
Mitglieder der politischen Führungsriege der radikal-islamischen Organisation, wie der ehemalige Ministerpräsident Ismail Hanija, sollten sich nirgendwo mehr in Sicherheit wähnen, drohten Mitglieder von Netanjahus Regierung.
In der Nacht zum Freitag verstärkte Israel seine Attacken: Unvermindert bombardierte die Luftwaffe Ziele im Gaza-Streifen. Sie flog nach Regierungsangaben rund 130 Angriffe. Dabei wurde ein Gebäude des Innenministeriums der Hamas in Hamas-Stadt zerstört. Die Luftschläge hätten unterirdischen Raketenstellungen gegolten, teilten die israelischen Streitkräfte mit.
Luftalarm in Tel Aviv
Auch die radikal-islamischen Kämpfer der Hamas feuerten weiterhin auf Städte in Israel. Beim Einschlag einer palästinensischen Rakete in Israel wurden drei Israelis getötet. Erstmals seit dem Golfkrieg von 1991 kam es zu einem Raketenangriff auf die Küstenmetropole Tel Aviv, es wurde Luftalarm ausgelöst.
Bisher galten Angriffe auf Tel Aviv als klare rote Linie bei den jahrelangen Scharmützeln zwischen Israel und der Hamas. Verteidigungsminister Barak bezeichnete die Raketenattacken auf die Küstenstadt als "Eskalation".
Israel bereitet Bodenoffensive im Gaza-Streifen vor
Israelische Regierungskreise schlossen einen Einmarsch in den Gaza-Streifen nicht aus. Das Land treibt die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive voran. Erste Truppen haben bereits Kurs auf die Grenze genommen, bis zu 30.000 Reservisten stehen vor der Einberufung in die Armee.
Die Muslimbruderschaft in Ägypten, aus der auch Präsident Mohammed Mursi stammt, rief den Freitag zum Tag des Zorns in den Hauptstädten der arabischen Länder aus. Mursi hat die israelischen Angriffe auf den Gaza-Streifen bereits scharf kritisiert. In den vergangenen zwei Tagen kamen 19 Palästinenser ums Leben, darunter zwölf Zivilisten.
heb/Reuters/AP