Massaker in Syrien IS-Miliz tötet offenbar 700 Angehörige eines Stammes
Sie rebellierten gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat", es kostete sie das Leben: In Syrien sind laut der Beobachtungsstelle für Menschenrechte 700 Angehörige eines Stammes von der IS-Miliz umgebracht worden. Die allermeisten waren Zivilisten.
Deir Essor - Kämpfer der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) haben nach Angaben von Aktivisten in Syrien innerhalb von zwei Wochen mehr als 700 Angehörige eines Stammes getötet. Der im Osten Syriens siedelnde Stamm der Schaitat hatte versucht, gegen die sunnitischen Dschihadisten aufzubegehren, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Unter den Toten seien hundert bewaffnete Kämpfer.
Bei den übrigen Todesopfern handelte es sich den Angaben zufolge um Zivilisten. Die Menschen seien in mehreren Dörfern der Provinz Deir Essor getötet worden, die größtenteils von der IS-Miliz kontrolliert werden. Die Gruppierung hatte das Gebiet dem von ihr Ende Juni ausgerufenen "Kalifat" angegliedert, das Teile Syriens und des Irak umfasst. Dabei ging der IS äußerst brutal gegen Minderheiten vor.
Syrische Aufständische verteidigen ihre Hochburg
Am Samstag haben syrische Assad-Gegner von der "Islamischen Front" ihre nördliche Hochburg Marea gegen die vorrückenden Dschihadisten verteidigt. Rings um die Ortschaft habe es schwere Gefechte zwischen den Aufständischen und IS-Kämpfern gegeben, teilte die den Rebellen nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ein Sprecher des "Revolutionsrats" von Marea sagte, die "Islamische Front" habe wegen des wachsenden militärischen Drucks auf ihre Bastion zusätzliche Kämpfer und Waffen herbeigeschafft, um die Dschihadisten zurückzuschlagen.
Das Bündnis der "Islamischen Front" gilt als wichtigste Rebellengruppierung in Syrien, die zugleich gegen Präsident Baschar al-Assad und die mit ihm verfeindeten Dschihadisten kämpft. Sollten Marea und die ebenfalls belagerte Rebellenhochburg Asas in die Hände des IS fallen, wäre dies ein herber Rückschlag für die Aufständischen.
Auch im Irak bleibt die Lage angespannt. Die Dschihadisten beherrschen dort inzwischen weite Gebiete im Norden und Westen des Landes - eine Massenflucht der Bevölkerung ist die Folge. Allein seit Anfang vergangener Woche verließen mehr als 200.000 Iraker ihre Heimatorte.
Inzwischen hat sich auch die Bundesregierung in den Konflikt eingeschaltet: Am Samstag landete die Bundeswehr mit ersten Hilfsgütern auf dem Flughafen Arbil im nordirakischen Kurdengebiet. Am selben Tag besuchte auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Region. Steinmeier wollte bei seinem Besuch ausloten, wie Deutschland den Kampf gegen die Terrormiliz IS unterstützen und den Zehntausenden Flüchtlingen im Land helfen kann. Ob sich Deutschland an Waffenlieferungen beteiligen wird,ist noch unklar.
jbe/afp/Reuters