Angeblicher Wasserstoffbombentest Steinmeier bestellt nordkoreanischen Botschafter ein
Das kleine Nordkorea versetzt mit seinem Atombombentest die Welt in Aufruhr. Ob in Moskau, Washington oder Berlin: Pjöngjangs Vorgehen wird einhellig verurteilt - aber auch verspottet.
Es ist selten geworden, dass USA, EU und Russland einer Meinung sind - Nordkoreas Atombombentest ist so ein Fall. Ob es sich dabei tatsächlich wie von Kim Jong Uns Regime behauptet um eine Wasserstoffbombe handelt, ist noch unklar. Aber sowohl Washington als auch Brüssel und Moskau verurteilten das Vorgehen Pjöngjangs als "schweren Verstoß" gegen Uno-Resolutionen. Der Test bedrohe Frieden und Sicherheit in ganz Nordostasien, kritisierte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in Brüssel.
"Nordkorea stellt sich gegen die Grundsätze der Völkergemeinschaft", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nach Angaben seines Ministeriums. Zugleich ließ er den nordkoreanischen Botschafter in Berlin ins Auswärtige Amt einbestellen.
Ähnlich scharf äußerte sich Russland: Sollten sich die Angaben Nordkoreas bestätigen, dann handele es sich um einen "neuen Schritt Pjöngjangs auf dem Weg zur Entwicklung von Atomwaffen", teilte das Außenministerium in Moskau mit. Dies sei ein offenkundiger Verstoß gegen internationales Recht. Der Sprecher von Außenminister Sergej Lawrow rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf, um die Spannungen nicht weiter zu verschärfen.
Der Sprecher von Barack Obamas Nationalem Sicherheitsrat, Ned Price, forderte Nordkorea auf, seine internationalen Verpflichtungen einzuhalten. Die USA würden Nordkorea weiterhin nicht als Atommacht anerkennen und ihre Verbündeten in der Region verteidigen.
Der britische Außenminister Philip Hammond sagte, der Nukleartest unterstreiche "die sehr reale Bedrohung, die Nordkorea für die regionale und internationale Sicherheit darstellt". Auch Australiens Außenministerin Julie Bishop sagte, der Test bestätige Nordkoreas Status als "Schurkenstaat".
Frankreichs Staatschef François Hollande forderte in einer Erklärung "eine scharfe Reaktion der internationalen Gemeinschaft".
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Yukiya Amano nannte Nordkoreas Vorgehen "sehr bedauerlich". Er rief die Staatsführung um Diktator Kim Jong Un auf, alle Resolutionen von Uno und IAEA vollständig umzusetzen.
Zuvor hatten sich bereits Nordkoreas Nachbarn China und Japan höchst besorgt geäußert.
Im Internet kursieren derweil die ersten Witze über Nordkoreas Waffentest. Der chinesische Blogger Xiao Kai Ni Hao 52 gibt folgenden Scherz wieder:
Nordkorea: "Wir werden einen Nukleartest durchführen."
China: "Wann?"
Nordkorea: "Drei."
China: "In drei Monaten?"
Nordkorea: "Zwei."
China: "In zwei Monaten?"
Nordkorea: "Eins."
China: "In einem Monat schon?"
Nordkorea: "Zündung!"
China: "Verdammt."
Videoanalyse von SPIEGEL-Korrespondent Bernhard Zand:
syd/Reuters/dpa