Erstes Treffen nach NSA-Affäre Obama lädt Merkel ein
Es wird das erste Treffen nach den Enthüllungen über die US-Überwachung von Merkels Handy. In einem Telefonat hat Präsident Obama der Kanzlerin baldige Genesung gewünscht - und sie nach Washington eingeladen. Merkel nahm an. Bei Journalisten im Weißen Haus sorgte der Anruf für Gelächter.
Washington - Nach dem Skandal um die NSA-Überwachung hat Barack Obama die Bundeskanzlerin zu einem Besuch in Washington eingeladen. Der US-Präsident habe Angela Merkel bei einem Telefonat am Mittwoch zur Bildung ihrer neuen Regierung gratuliert und der Kanzlerin eine "baldige" Genesung nach ihrem Skiunfall gewünscht, erklärte das Weiße Haus.
Nicht erwähnt wurde, ob die beiden Regierungschefs auch konkret über die NSA-Affäre sprachen. Der Spähskandal belastet die Beziehungen zwischen Washington und Berlin. So überwachten US-Geheimdienste nicht nur massenhaft E-Mails und Telefonate von Menschen rund um die Welt, sondern auch das private Handy Merkels.
Beim täglichen Pressebriefing im Weißen Haus sorgte der Anruf für Gelächter. Prompt fragte ein Journalist, ob Obama die Kanzlerin auf dem Handy oder auf einem Festnetz-Anschluss angerufen habe. Regierungssprecher Jay Carney schmunzelte, machte dann aber klar, dass Obama die Staats- und Regierungschefs anderer Länder in der Regel auf dem Festnetz anruft.
Merkels Besuch in Washington böte Obama die Möglichkeit, die Beziehungen zur Kanzlerin wieder zu verbessern. Das Treffen in der US-Hauptstadt könnte den Angaben zufolge in den kommenden Monaten stattfinden. Ein genauer Termin wurde nicht genannt. Merkel nahm die Einladung nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert an.
Im Telefonat ging es um das Handelsabkommen
Das Telefonat habe sich unter anderem um das geplante transatlantische Freihandelsabkommen TTIP und den Nato-Gipfel im September in Großbritannien gedreht, erklärte das Weiße Haus. Obama und Merkel würde sich darauf freuen, die "gemeinsamen Interessen" beider Länder voranzubringen.
Die Kanzlerin war zuletzt im Juni 2011 in Washington zu Gast. Damals wurde ihr im Weißen Haus die Freiheitsmedaille verliehen, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Obama war im vergangenen Juni zu Besuch in Berlin - damals war die NSA-Affäre durch erste Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden gerade ausgebrochen.
Obama traf im Nachgang des Skandals am Mittwoch ebenfalls im Weißen Haus zu Beratungen mit Vertretern der Geheimdienste sowie mit Datenschützern zusammen, um an der noch in diesem Monat erwarteten Geheimdienstreform zu feilen. Details zu den Gesprächen wurden nicht bekannt.
fab/AFP/dpa