Ukraine Separatisten lassen zweites OSZE-Team frei
Die zweite seit Ende Mai verschleppte Gruppe von OSZE-Beobachtern ist wieder in Freiheit. Prorussische Separatisten hatten die vier Mitarbeiter des Teams festgehalten. Unter den Geiseln war eine Deutsche.
Kiew - Die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine haben das zweite OSZE-Beobachterteam freigelassen, das Ende Mai entführt worden war. Die in Luhansk verschleppten vier Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) seien nicht mehr in Gefangenschaft, bestätigte eine Sprecherin gegenüber SPIEGEL ONLINE.
Ein Korrespondent habe beobachtet, wie das Team - eine Frau und ihre drei Kollegen - von schwer bewaffneten Männern zum Eingang eines Hotels in der Stadt Donezk gefahren wurde, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Beobachter wurden demnach von anderen OSZE-Vertretern erwartet und gingen in das Gebäude.
Unter den OSZE-Geiseln war auch eine Deutsche. Die Regensburger Osteuropa-Expertin arbeitet für das Zentrum für internationale Friedenseinsätze in Berlin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich erleichtert. Er bestätigte am Samstagabend, dass die vier Beobachter, unter ihnen eine Deutsche, aus der Hand prorussischer Separatisten befreit worden seien. Sie befänden sich nun in sicherer Obhut in Donezk. Er hoffe, dass das Team am Sonntag ausreisen könne, so Steinmeier.
Der Außenminister dankte allen, die an den Verhandlungen zur Freilassung beteiligt waren, vor allem der OSZE, aber auch einer Kommission mit der Schweizer Diplomatin Heidi Tagliavini sowie Vertretern der Ukraine und Russlands. Steinmeier betonte, auch Russland habe sich in dieser Kommission "bewegt" und seinen Anteil an der Freilassung gehabt.
In der Nacht zu Freitag hatten prorussische Separatisten bereits vier andere OSZE-Beobachter auf freien Fuß gesetzt. Diese seien in einem Hotel in Donezk angekommen, sagte der "Regierungschef" der von den Separatisten ausgerufenen "Republik Donezk", Alexander Borodai. Bei den am Freitag Freigelassenen handelte es sich um vier Männer, die aus der Schweiz, Dänemark, Estland und der Türkei stammen.
EU setzt Russland Frist
Die zwei Teams der OSZE waren vor mehr als einem Monat in der Ostukraine vermutlich von prorussischen Separatisten verschleppt und an unbekannten Orten festgehalten worden. Das früher freigelassene Team hatte die Region Donezk überwacht, die jetzt freigelassene Gruppe wurde bei Luhansk festgesetzt.
Die EU hatte Russland eine Frist bis Montag zur Deeskalation der Lage in der Ostukraine gesetzt. Zu den Forderungen gehörten die Freilassung der OSZE-Beobachter sowie die weiterer Geiseln, aber auch Verhandlungen über den Friedensplan von Präsident Poroschenko.
Zudem verlangte der EU-Gipfel am Freitag in Brüssel die Rückgabe von drei Grenzposten an die Ukraine sowie eine Einigung auf eine Kontrolle der Waffenruhe und auf eine Überwachung der ukrainisch-russischen Grenze unter Aufsicht der OSZE. Sollte Moskau die Lage bis Montag nicht entschärfen, könnten "bedeutende" Sanktionen verhängt werden, hieß es in einer Erklärung. Bis Montag wurde für die Ostukraine eine Waffenruhe ausgerufen. Dennoch berichten beide Seiten, dass die Gewalt in der Region Donezk anhält.
irb/AFP/dpa/Reuters