Studie zu Gläubigen und Konfessionslosen Christen sind skeptischer gegenüber Migranten
Ob Katholik oder Protestant: Wenn es um Zuwanderer, den Islam und das Nationalgefühl geht, unterscheiden sich Gläubige in ihren Ansichten deutlich von Konfessionslosen. Das zeigt eine europaweite Studie.
Gehört der Islam zu Deutschland? Dieses Thema sorgt regelmäßig für Streit bei den christlich geprägten Schwesterparteien von CDU und CSU. Auch in der Bevölkerung gehen die Meinungen in dieser Frage auseinander - nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.
Mit der Flüchtlingskrise und dem Zuzug Hunderttausender Menschen, teils mit anderen Glaubensrichtungen, hat die Debatte in vielen europäischen Ländern an Bedeutung gewonnen. Schließlich leben in Westeuropa vor allem Protestanten und Katholiken. Doch auch abseits der Religion wird das Thema Zuwanderung heftig diskutiert. Im Kern steht dabei meist die Frage: Was bedeutet diese Entwicklung für das Land, die Identität und das eigene Leben?
Das US-Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center hat in einer Telefonumfrage in westeuropäischen Ländern Menschen dazu interviewt. Das Institut wollte herausfinden, welchen Einfluss der christliche Glaube auf die Einstellung zu bestimmten Themen hat - etwa im Bereich Migration.
Dabei zeigt sich: Sowohl praktizierende als auch nicht praktizierende Christen neigen eher als Konfessionslose dazu, sich negativ über Zuwanderer und andere Gruppen zu äußern.
Für die Studie mit dem Titel "Christ sein in Europa" wurden zwischen April bis August 2017 mehr als 24.000 Telefoninterviews mit zufällig ausgewählten Erwachsenen in westeuropäischen Ländern geführt, die Hälfte der Befragten waren nicht praktizierende Christen, in jedem Land befragten die Mitarbeiter mindestens 1500 Menschen.
Zur Gruppe der praktizierenden Christen zählt die Studie Personen, die nach eigenen Angaben mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst besuchen. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.
Die Mehrheit der Befragten aus den 15 westeuropäischen Ländern gab demnach auch an, getauft und christlich erzogen worden zu sein. Sie bezeichnen sich als Christen, auch wenn viele von ihnen selten einen Gottesdienst besuchen.
Mehrzahl mit ablehnender Haltung bei Migration
Doch hat der Glaube Einfluss auf die Einstellung gegenüber Flüchtlingen und anderen Gruppen? Die Studie spricht in diesem Zusammenhang von einem deutlichen Muster.
In Westeuropa äußern sich sowohl praktizierende als auch nicht praktizierende Christen eher ablehnend über Einwanderer als Konfessionslose. Das betrifft laut der Studie aber auch andere spezifische Gruppen, zu denen sie befragt wurden, etwa Juden und Muslime.
- In Finnland sagen 67 Prozent der praktizierenden Christen und 63 der nicht praktizierenden Christen, dass der Islam grundsätzlich nicht mit Werten und der Kultur des Landes vereinbar ist; damit liegt das Land im Ranking ganz vorn.
- Bei den Christen, die ihren Glauben aktiv leben, vertreten besonders in Italien (63 Prozent) und Österreich (61) die Mehrzahl diese Meinung.
- Auffällig ist in diesem Zusammenhang Portugal, dort sind im Vergleich die wenigsten Christen beider Gruppen diese Ansicht. Erklärungen für diese Unterschiede nennt die Studie nicht.
Gläubige befürworten Verringerung der Einwanderung
Unterschiede zeigen sich zwischen Christen - praktizierend als auch nicht praktizierend - und Konfessionslose auch beim Thema Zuwanderung. Die Gläubigen sind eher dafür, die Zahl der Einwanderer zu senken. Auch hier liegen Italien und Österreich bei einigen Gruppen vorn.
Gleichzeitig ist zu beachten, dass es sich überwiegend nicht um die Mehrheit der Befragten handelt. Im Gegenteil: In den meisten Ländern äußern nur Minderheiten von Christen negative Meinungen über Einwanderer und anderen Gruppen.
Religion und nationale Identität
Das Nationalgefühl ist in den einzelnen Regionen unterschiedlich stark ausgeprägt. Allgemein lässt sich festhalten: Mehr praktizierende Christen neigen zu der Aussage, dass die Abstammung ein Schlüsselfaktor für die nationale Identität ist. Bei den Konfessionslosen ist diese Ansicht am wenigsten stark ausgeprägt.
- Bei den aktiven Gläubigen liegt in diesem Ranking Portugal (85 Prozent) vor Italien (81), Irland (77) und Österreich (74).
- In Deutschland sind 73 Prozent der praktizierenden Christen dieser Ansicht, 46 der nicht praktizierenden und 35 der Konfessionslosen.
- In Schweden sehen nur 16 Prozent der Konfessionslosen eine Verbindung zwischen Religion und nationaler Identität sowie 22 Prozent der aktiven Gläubigen und 22 Prozent der nicht praktizierenden Gläubigen.
Insgesamt, so lautet ein Teil des Fazits der Studie, zeige sich eine starke Verbindung zwischen christlicher Identität und nationalistischen Einstellungen sowie den Ansichten gegenüber religiösen Minderheiten.