Russland Pussy-Riot-Musikerin schmäht Putins Amnestie als PR-Trick
Die Pussy-Riot-Aktivistin Maria Aljochina ist frei - und kritisiert ihre vorzeitige Entlassung umgehend als "PR-Trick" von Russlands Präsident Putin. Sie hätte das Gefängnis am liebsten gar nicht verlassen.
Moskau - Die Pussy-Riot-Aktivistin Maria Aljochina hat das Amnestiegesetz, auf dessen Grundlage sie am Montagmorgen aus der Haft entlassen wurde, scharf kritisiert. Sie nannte die Regelungen einen "PR-Trick". Laut Nachrichtenagentur Reuters gab sie an, sie hätte sich am liebsten geweigert, das Gefängnis zu verlassen, wenn das möglich gewesen wäre.
Zum Amnestiegesetz, das von Russlands Präsident Wladimir Putin angeregt wurde, sagte sie dem russischen Sender Doschd: "Ich denke nicht, dass das ein humanitärer Akt ist. Ich denke, es ist ein PR-Trick." Aljochina verließ am Montag das Straflager in Nischni Nowgorod an der Wolga.
Die heute 25-Jährige war zu zwei Jahren Straflager wegen "Rowdytums" verurteilt worden, ebenso wie ihre Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa. Eine dritte Aktivistin, Jekaterina Samuzewitsch, wurde später auf Bewährung freigelassen. Sie hatten mit einem "Punkgebet" in der Moskauer Erlöserkathedrale Kreml-Chef Putin und den Patriarchen der Russisch-Orthodoxen Kirche Kyrill kritisiert.
Aljochina fiel jetzt unter eine von Putin veranlasste Massenamnestie. Ihre Strafe wäre im März verbüßt gewesen.
Auch Tolokonnikowa soll freikommen
Auch Tolokonnikowa könnte noch am Montag freikommen, wie ihre Angehörigen mitteilten. "Wir warten. Es sollte jeden Moment passieren", sagte die Anwältin Irina Chrunowa in Krasnojarsk vor dem Straflager während eines Telefongesprächs mit der Nachrichtenagentur dpa. Das Lager befindet sich in Sibirien rund 4000 Kilometer von Moskau entfernt.
Augenzeugen beschrieben Aljochina beim Verlassen des Lagers als wach und gut gelaunt. Aljochina traf sich zunächst mit Anwälten der Menschenrechtsorganisation "Komitee gegen Folter". Bei dem Gespräch gehe es um ihre Beschwerden, die sie im Straflager eingereicht habe, sagte der Leiter der Organisation Igor Kaljapin der Agentur Interfax.
Das Vorgehen der Justiz gegen die Aktivistinnen hatte weltweit Kritik ausgelöst. Auch der Oberste Gerichtshof des Landes rügte vergangene Woche das Urteil, das schwere Fehler aufweise. Dass die Frauen nun freikommen, werten Beobachter als Kreml-Zugeständnis an den Westen vor den Olympischen Winterspielen, die im Februar in Sotschi stattfinden.
Mit einem Gnadenakt hatte Präsident Putin am Freitag auch seinen Erzfeind Michail Chodorkowski nach mehr als zehn Jahren aus der Haft entlassen. Der frühere Milliardär reiste nach Berlin aus und trat dort am Sonntag vor die Presse.
fab/dpa/Reuters