Anklage wegen Völkermord Urteil gegen Radovan Karadzic erwartet
Radovan Karadzic soll für das Massaker von Srebrenica mitverantwortlich sein, bei dem im Bosnienkrieg 8000 Menschen ermordet wurden. Heute wird das Urteil erwartet.
Im Strafverfahren gegen den mutmaßlichen bosnischen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic wird heute das Urteil erwartet. Angeklagt ist der bosnisch-serbische frühere Oberbefehlshaber und Präsident der Republik Srpska in elf Punkten, zwei der Anklagepunkte lauten auf Völkermord.
21 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica im Osten Bosniens fällt das Uno-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien (ICTY) in Den Haag am frühen Nachmittag ein Urteil. Der 70-jährige Karadzic gilt als politischer Hauptverantwortlicher des Massakers vom Juli 1995, bei dem rund 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet wurden.
Karadzic ist seit 2008 in Haft, zuvor hatte er sich 13 Jahre lang versteckt gehalten. Bis zu seiner Festnahme arbeitete der ausgebildete Psychiater als Heilpraktiker und lebte in einem Vorort der serbischen Hauptstadt Belgrad.

Radovan Karadzic, in seiner Verkleidung als Heilpraktiker Dr. Dabic (2008)
Der ehemalige EU-Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa, Erhard Busek, bezweifelt eine Versöhnung von Serben und Bosniern nach dem Urteil. Der Prozess habe nicht viel zum Versöhnungsprozess beigetragen, sagte er im Deutschlandradio. Der serbische Nationalismus sei ungebrochen. "Der heutigen Generation sind die Geschehnisse von damals nicht mehr präsent", sagte Busek, der in den Neunzigerjahren zwischen beiden Gruppen vermittelte.
cht/dpa/AP