Besuch in Paris Erdogan pöbelt gegen französischen Journalisten
Beim Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in Paris hat ein Journalist eine kritische Frage gestellt. Der Staatsgast reagierte ungehalten.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat bei seinem Paris-Besuch einen französischen Journalisten nach einer kritischen Fragen scharf zurechtgewiesen. Erdogan warf dem Reporter des Senders France 2 vor, wie ein Mitglied der Organisation des islamischen Predigers Fethullah Gülen zu reden und "nicht wie ein Journalist".
Erdogan wörtlich: "Wenn du deine Fragen stellst, sei vorsichtig. Und rede nicht mit den Worten eines anderen."
Der Journalist hatte Erdogan zu Vorwürfen befragt, wonach der türkische Geheimdienst Waffen an islamistische Terroristen in Syrien geschickt haben soll. Über den Fall hatte die oppositionelle türkische Zeitung "Cumhuriyet" berichtet. Die türkische Regierung weist die Vorwürfe zurück.
"Du bist Journalist, oder?"
"Du stellst mir diese Frage, aber warum fragst du nicht die USA, die 4000 Lastwagen voller Waffen nach Syrien geschickt haben?", antwortete Erdogan dem Journalisten. "Du bist Journalist, oder? Darüber hättest du auch recherchieren müssen." Er sei nicht jemand, der so etwas "leicht schlucken" werde.
Erdogan hatte am Freitag in Paris den französischen Präsidenten Emmanuel Macron getroffen. Bei dem Gespräch ging es auch um die Lage inhaftierter Journalisten in der Türkei. Macron rief die Türkei auf, rechtsstaatliche Prinzipien einzuhalten.
Seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 sind zahlreiche Journalisten in der Türkei festgenommen worden. Die Organisation Reporter ohne Grenzen führt das Land in ihrer Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 155 von 180.
Macron sagte anlässlich des Erdogan-Besuchs, er sehe derzeit keine Chance auf Fortschritte bei den EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Möglich sei aber eine "Partnerschaft" zwischen Ankara und Brüssel.
koe/AFP