Syrien Heftige Gefechte um Flughafen von Damaskus
Rebellen und Regierungstruppen liefern sich in Syrien harte Kämpfe um den Flughafen von Damaskus. Mehrere Wohnviertel wurden zum Ziel von Luftangriffen. Zugleich wurde der Internet-Zugang nach mehrtägiger Unterbrechung wiederhergestellt.
Istanbul/Beirut - In Syriens Hauptstadt Damaskus sind erneut heftige Kämpfe rund um den strategisch wichtigen Flughafen entbrannt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London flogen Regierungstruppen am Samstag Luftangriffe auf mehrere Viertel, um den Airport gegen Angriffe von Rebellen zu sichern. Die Flugzeuge hätten zwei Vororte angegriffen. Sollten die Aufständischen dort ihre Stellungen halten, hätten sie ein vom Nordosten bis zum Südwesten reichendes Gebiet um Damaskus unter ihrer Kontrolle.
Die meisten internationalen Fluglinien hatten die Flüge nach Damaskus zuvor eingestellt. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, ist nur noch die staatliche Syria Air im Einsatz. Deren Büro in Beirut bestätigte, dass der Flugplan weiterhin eingehalten werde. Der Geschäftsführer der syrischen Agentur für zivile Luftfahrt, Ghaidaa Abdullatif, rief nach Angaben des Staatsfernsehens alle internationalen Fluggesellschaften auf, die Flüge nach Damaskus wieder aufzunehmen, nachdem die Sicherheit auf der Straße zum Flughafen wiederhergestellt sei. Rebellen gaben an, eine Regierungsmaschine bei Damaskus abgeschossen zu haben.
Nach einer zweitägigen Unterbrechung gab es in Hauptstadt Damaskus derweil wieder Zugang zum Internet. Die syrischen Menschenrechtsbeobachter teilten mit, dass fast alle Provinzen nun wieder online seien. Das Internet und das Telefonnetz waren am Donnerstag ausgefallen. Regierung und Opposition gaben sich gegenseitig die Schuld dafür. Wie die "New York Times" berichtete, haben sich die Rebellen jedoch schon seit Monaten auf ein solches Szenario vorbereitet und unter anderem Satelliten-Telefone ins Land geschmuggelt.
Uno-Soldaten unter Beschuss
Nach Angaben eines Sprechers der Vereinten Nationen gerieten auch am Freitag wieder Uno-Soldaten, die auf den Golan-Höhen die Waffenstillstandslinie zwischen Syrien und Israel überwachen, auf dem Weg zum Flughafen unter Beschuss. Anders als am Tag zuvor habe es aber diesmal keine Verletzten gegeben. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade des Regimes von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.
In Ägyptens Hauptstadt Kairo bereitet sich die syrische Nationale Koalition der Oppositionellen auf die Zeit nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad vor. Wie aus Kreisen der Allianz verlautete, steht die Aufstellung einer Übergangsregierung unmittelbar bevor. Die Führung könnte demnach Riad Hidschab übernehmen, der sich im August nur zwei Monaten nach seiner Ernennung zum Regierungschef aus Syrien abgesetzt und der Opposition angeschlossen hatte.
Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu hat die syrische Regierung am Samstag mit einer bewaffneten Miliz verglichen. Al-Assad habe nach 20 Monaten des Konflikts seine Legitimation verloren, sagte Davutoglu. Die Regierung habe sich in eine bewaffnete Miliz verwandelt, die mit brutalen Methoden versuche, an der Macht zu bleiben.
Die syrische Regierung sei eine ernsthafte Gefahr für die Zukunft des eigenen Volkes und des Landes, sagte der Minister weiter. Mit jedem Tag wachse zudem die Bedrohung für die Region. Die Türkei hat die Vereinten Nationen aufgefordert, eine Schutzzone für Zivilisten in Syrien einzurichten. Der libanesische Außenminister Adnan Mansur lehnte indes jede Intervention von außen ab.
Seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März 2011 summiert sich die Zahl der Toten nach Angaben der Vereinten Nationen auf 40 000. Hunderttausende sind geflohen.
mbe/dpa/Reuters/dapd