Menschenrechtsbericht Amnesty wirft ukrainischen Separatisten Folter vor
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist alarmiert: In der Ostukraine werden Menschen entführt und gefoltert, warnt die Organisation. Verantwortlich seien häufig die Separatisten.
Berlin - Brutale Schläge, Entführungen und Folter: Amnesty International macht die Separatisten in der Ostukraine für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Von Hunderten Fällen ist in dem aktuellen Bericht der Menschenrechtsorganisation die Rede. Die Angst vor Repressalien sei allgegenwärtig.
Amnesty forderte die ukrainische Regierung auf, alle Fälle gründlich und unabhängig zu untersuchen.
"Die meisten Entführungen gehen auf das Konto von bewaffneten Separatisten", sagte der Vizedirektor von Amnesty für Europa und Zentralasien, Denis Krivosheew. "Aber auch seitens der regierungstreuen Kräfte haben wir Menschenrechtsverletzungen dokumentiert."
Umfassendes, belastbares Zahlenmaterial gebe es nicht, schränkt die Organisation ein. Eine Selbsthilfegruppe habe einem Rechercheteam von Amnesty eine Namensliste von mehr als hundert Zivilisten präsentiert, die gefangen gehalten würden.
"Es herrscht ein Vakuum, was Autorität und Sicherheit angeht"
Die Vereinten Nationen berichteten von 222 Entführungen in den vergangenen drei Monaten. Das ukrainische Innenministerium listet 500 Fälle von Entführungen zwischen April und Juni auf.
Die Gewalt der Separatisten treffe nicht nur politische Gegner, erklärte Amnesty. Oft solle die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken versetzt werden, um sie zu kontrollieren. Die Erpressung von Lösegeld sei ein weiteres Motiv. "In Mariupol waren Polizei und Militär nirgends zu sehen, als wir in den vergangenen Wochen dort waren", erklärte Krivosheew. "Es herrscht ein Vakuum, was Autorität und Sicherheit angeht."
Die Truppen der ukrainischen Armee hatten am Wochenende die Rebellenhochburg Slawjansk im Osten der Ukraine zurückerobert. Doch die Separatisten sind nach wie vor aktiv in und rund um Luhansk, im Grenzgebiet zu Russland sowie in der Großstadt Donezk. Kiews Truppen starteten am Donnerstag eine neue große Offensive, um die Hochburgen der Rebellen zurückzuerobern. Es gab schwere Kämpfe - und offenbar auch viele Tote.
vek/Reuters/dpa