Brexit und die Folgen "...dann bin ich lieber Brite in Deutschland als Brite in Großbritannien"
Die britische Brexit-Politik ist festgefahren. Was bedeutet das für die Briten in Deutschland? Politblogger Jon Worth lebt hier - und spricht über die Probleme, die auf ihn zukommen.
- jonworth.eu
SPIEGEL ONLINE: Was bedeutet das Nein zum Brexit-Deal für Sie?
Worth: Die Frage ist, ob das Votum gegen den Deal von Theresa May einen No-Deal-Brexit bedeutet. Es gibt noch andere Optionen, eine Verlängerung der Frist zum Beispiel.
SPIEGEL ONLINE: Was würde ein No-Deal-Brexit für Briten in Deutschland bedeuten?
Worth: Es würde die größtmögliche Unsicherheit bedeuten, besonders für die, die weniger als fünf Jahre in Deutschland leben, denn erst nach fünf Jahren bekämen sie eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Es stellen sich auch ganz praktische Fragen: Gelten zum Beispiel britische Führerscheine noch? Die Probleme wären riesig.
SPIEGEL ONLINE: Würde denn alles schlechter für Briten in Deutschland, wenn es zum harten Brexit kommt?
Worth: Manche glauben, dass es katastrophal für die Briten in Deutschland wird. Ich gehöre nicht dazu. Das wird unser Leben schwieriger machen, aber weder die Deutschen noch die Briten in Deutschland haben ein Interesse an einer komplizierten Situation. Ich glaube, wir brauchen schnelle und weitgehend automatisierte Verfahren, möglichst wenig Bürokratie. Ich wünsche mir, dass die Deutschen eine recht einfache Lösung anbieten. Ehrlich gesagt: Gibt es einen No-Deal-Brexit, bin ich lieber Brite in Deutschland als Brite in Großbritannien.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie schon Post von der Ausländerbehörde bekommen?
Worth: Nein, ich nicht. Das kommt ganz auf die Stadt an. In Berlin kann man sich online als Brite registrieren lassen. In Hamburg lebende Briten haben schon zwei Briefe von den Behörden zu ihrem künftigen Aufenthaltsrecht bekommen. Manche kritisieren, dass es so wenig Information für Briten in Deutschland gibt. Ich kann aber auch die deutschen Behörden verstehen. Sie wollen die Arbeit einfach nicht umsonst machen. Was, wenn es doch zu einem Deal kommt?
SPIEGEL ONLINE: Was für ein Angebot würden Sie sich von der EU wünschen?
Worth: Natürlich wäre es am schönsten, wenn man eine EU-weite Lösung fände. Aber Einwanderung aus Drittstaaten ist Sache der Nationalstaaten. Von daher wird das wohl ein Traum bleiben. In Deutschland haben alle Briten, die länger als fünf Jahre hier leben, automatisch eine Aufenthaltsgenehmigung. Meine Zukunft hier ist also sicher. Und auch die Staatsbürgerschaft habe ich schon beantragt. Aber eine Antwort habe ich noch nicht.