Jubiläumsfeier Merkel preist SPD als "unbeugsame Stimme der Demokratie"
Die SPD wird 150 Jahre alt - und auch die politischen Rivalen gratulieren. Die Kanzlerin schickt Glückwünsche "von Herzen" und würdigt die Partei als "streitbare und unbeugsame Stimme der Demokratie". Zu der großen Jubiläumsfeier in Leipzig wird auch Merkel kommen.
Leipzig - Es kommt nicht oft vor, dass die Union die SPD beklatscht. Am Donnerstag aber feiert die Sozialdemokratie in Deutschland ihren 150. Geburtstag. Zu dem Festakt in Leipzig werden 1600 Gäste aus 80 Ländern erwartet, darunter Polit-Prominenz aus ganz Europa - und die Kanzlerin.
Angela Merkel gratulierte der SPD vorab bereits schriftlich. Die Partei sei eine "streitbare und unbeugsame Stimme der Demokratie in Deutschland", schrieb sie in Gastbeitrag für die "Leipziger Volkszeitung". "Für diesen gar nicht hoch genug einzuschätzenden Dienst an unserem Land gebühren der SPD mein Respekt und meine Anerkennung." Sie schicke der SPD Glückwünsche "im Namen der CDU Deutschlands wie auch persönlich von Herzen".
Bei den Feierlichkeiten in Leipzig soll an den langen Einsatz der Partei für Freiheit, Frieden, Demokratie und soziale Gerechtigkeit erinnert werden. Zu dem Festakt werden neben Frankreichs Präsident François Hollande neun weitere Staats- und Regierungschefs aus Europa erwartet. Bundespräsident Joachim Gauck sowie die Altkanzler Gerhard Schröder und Helmut Schmidt werden kommen. Erwartet werden zudem knapp 30 Vorsitzende sozialdemokratischer und sozialistischer Parteien sowie Vertreter der US-Demokraten. Auf dem Marktplatz wird es parallel ein großes Bürgerfest geben.
Bereits am Mittwoch haben sozialdemokratische Parteien aus der ganzen Welt in Leipzig ein neues Bündnis gegründet: die Progressive Alliance. Die angereisten Unterzeichner wollen die Sozialistische Internationale (SI) entmachten. Treibende Kraft hinter dem Netzwerk ist die SPD: Sie wirft der SI Reformunfähigkeit und Korruption vor.
Die SPD blickt auf eine turbulente Geschichte zurück. Als offizielle Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokratie gilt die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) durch Ferdinand Lassalle am 23. Mai 1863 in Leipzig. 1869 gründete sich zudem die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands, die 1875 in Gotha mit dem ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) vereinigt wurde. 1890 benannte sie sich in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) um.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland würdigte die historische Leistung der deutschen Sozialdemokratie. "Die SPD hat eine großartige und singuläre Tradition und steht für mich immer in ganz besonderer Weise für Freiheit, Solidarität und Menschlichkeit", sagte sein Präsident Dieter Graumann der "Passauer Neuen Presse". Der Mut und die Aufrichtigkeit der 94 SPD-Abgeordneten, die am 23. März 1933 als einzige im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatten, seien noch immer "herausragend". Für ihn persönlich sei auch der berühmte Kniefall von Willy Brandt am Warschauer Ghetto-Mahnmal ganz besonders berührend gewesen.
kgp/dpa