Nach Kritik an SPD Grünen-Chef Habeck äußert Verständnis für Gabriel
Die Kritik von Sigmar Gabriel an der SPD-Führung findet ein geteiltes Echo: Grünen-Chef Robert Habeck findet sie "menschlich ok", die Äußerungen aus der SPD sind dagegen eher tadelnd.
Sigmar Gabriel wird voraussichtlich einer neuen GroKo nicht mehr angehören und damit den Posten als Außenminister verlieren. Und zwar an Martin Schulz. Nun klagt Gabriel über mangelnde Wertschätzung seiner Arbeit durch die Parteispitze und den Umgang mit seiner Person - und deutet mit scharfer Kritik einen Wortbruch an, den er aber nicht genauer erklärt.
"Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt", sagte Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Gabriels Anklage findet ein geteiltes Echo: Grünen-Chef Robert Habeck hat Verständnis für die Kritik. Dass Gabriel nun "so hinlangt", sei "irgendwie auch menschlich ok", sagte Habeck dem ARD-Morgenmagazin.
Kritisch äußerten sich dagegen Politiker aus den Reihen der SPD:
Juso-Chef Kevin Kühnert sagte dem SPIEGEL: "In den kommenden drei Wochen geht es in der SPD um eine inhaltliche Auseinandersetzung. Da muss auch jedes noch so große Ego mal einen kleinen Moment zurückstehen können."
Ähnlich sieht das auch der rheinland-pfälzische SPD-Generalsekretär Daniel Stich: "Sich angesichts der Kanzlerinnendämmerung in der Union so zu äußern, ist nicht hilfreich. Wir müssen uns darauf konzentrieren, über die inhaltlichen Fragen des Koalitionsvertrages zu diskutieren", sagte er dem SPIEGEL.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte auf SPIEGEL-Anfrage: "Ich schätze Sigmar sehr. Aber Martin Schulz hat hier ein optimales Ergebnis für uns rausgehauen. Er verdient dafür unsere Unterstützung."
Video: Gabriel ist sauer auf Parteigenossen
Die thüringische Finanzministerin Heike Taubert (SPD) rief Gabriel dagegen stärker zur Ordnung. "Niemand hat tatsächlich das Recht auf ein bestimmtes Amt", sagt sie im Deutschlandfunk. Auch gute Beliebtheitswerte änderten daran nichts.
SPD-Vize Ralf Stegner warnt seine Partei vor Personalstreit. Er plädiere immer dafür, erst über Inhalte zu sprechen. In diesem Falle gehe es in erster Linie um das Mitgliedervotum der SPD. "Für alles andere habe ich wenig Verständnis, und es hilft uns auch nicht. Im Gegenteil, es trägt ja eher immer dazu bei, eine Karikatur von Politik zu befördern", sagte Stegner dem Sender NDR 1.
Zuvor hatte bereits SPD-Vize Olaf Scholzversucht, zu beschwichtigen, und lobte Gabriel. Er habe Hervorragendes geleistet, sagte Scholz. Er widersprach aber dessen Kritik an der Parteiführung. Bei der SPD werde ein guter Umgang gepflegt.
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mho/cte/dpa/Reuters