Peer Steinbrück über Honorare "Ich habe keine Lust, mich zu rechtfertigen"
Als Kanzlerkandidat musste er für seine hohen Honorare viel Kritik einstecken. Nun kündigt Peer Steinbrück weitere Vorträge an. Das Geld "werde ich teils spenden und teils für mich behalten".
Berlin - Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück will weiter Geld mit Vorträgen verdienen. "Ich werde in Zukunft auch Vorträge halten, deren Honorare ich teils spende und teils für mich behalte", sagte Steinbrück der "Rheinischen Post".
Der frühere Finanzminister war wegen seiner Vortragshonorare im vergangenen Bundestagswahlkampf als Kandidat fürs Kanzleramt heftig in die Kritik geraten. "Ich habe keine Lust, mich dafür zu rechtfertigen", sagte Steinbrück nun.
Während des Wahlkampfs war herausgekommen, dass Steinbrück mit Vortragshonoraren nach eigenen Angaben seit 2009 rund 1,25 Millionen Euro eingenommen hatte. Die Debatte über die Nebeneinkünfte hatte Steinbrück den Start als designierter Kanzlerkandidat verhagelt.
Streit hatte es auch über einzelne Honorare gegeben. So bekam Steinbrück 2011 für eine Rede beim "Atriumtalk" der Stadtwerke 25.000 Euro - ein ungewöhnlich hohes Honorar. Gezahlt hatte die von den Stadtwerken beauftragte Agentur Hellen Medien Projekte GmbH. Dass eine Firma, die hochverschuldeten Kommunen gehört, eine fünfstellige Summe für einen Vortrag zahlt, hatte Fragen aufgeworfen.
Schlupflöcher beim Nebenverdienst im Bundestag
Steinbrück gab später an, die Summe gespendet zu haben, die Debatte um seine Nebeneinkünfte begleitete ihn jedoch durch den Wahlkampf.
Als Reaktion auf die Debatte um den SPD-Politiker gaben sich die Abgeordneten im Bundestag neue Verhaltensregeln. In Zukunft sollen die Nebeneinkünfte detaillierter offengelegt werden. In zehn Stufen bis 250.000 Euro müssen die Parlamentarier Honorare aus Vorträgen und Aufsichtsratsbezüge veröffentlichen.
Recherchen des SPIEGEL zeigten jedoch, dass sich die Parlamentarier zahlreiche Schlupflöcher schafften. Einkünfte unter 1000 Euro im Monat oder 10.000 Euro im Jahr müssen sie gar nicht angeben. Auch die Einnahmen aus Unternehmensbeteiligungen bleiben geheim.
kes/dpa