Deutschland WHO fordert mehr Nichtraucherschutz
Deutschland sollte in Gaststätten und am Arbeitsplatz für "absolute Rauchfreiheit" sorgen. Das fordert die oberste Anti-Tabak-Kämpferin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Yumiko Mochizuki-Kobayashi. Freiwillige Vereinbarungen funktionierten grundsätzlich nicht.
"Nur ein generelles Verbot schafft Chancengleichheit im Wettbewerb", sagte die Direktorin der "WHO Tobacco Free Initiative" in einem SPIEGEL-Interview. Freiwillige Vereinbarungen zum Beispiel in der Gastronomie funktionierten nicht, weil Gastwirte dann befürchten müssten, Umsatz zu verlieren." Beim Nichtraucherschutz rangiere Deutschland in Europa augenblicklich "auf einem der unteren Plätze, gleich neben Russland, der Ukraine und der Türkei".
Ein Abend in der Kneipe: Bisher kaum ohne Tabakrauch möglich
Deutschland habe bereits 2004 die Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle der WHO ratifiziert. Die Bundesrepublik habe damit offiziell anerkannt, dass Passivrauchen "Tod, Krankheit und Invalidität verursacht". Deutschland sei vertraglich gebunden, innerhalb gewisser Fristen die Tabakwerbung ebenso zu verbieten wie das Sponsoring durch die Tabakindustrie. Auch stehe die Bundesrepublik in der Pflicht, die Bürger vor Zigarettenqualm am Arbeitsplatz und in öffentlichen Räumen schützen. "Wir können Regierungen nicht bestrafen, wenn sie nicht umsetzen, was sie versprochen haben", sagte Mochizuki-Kobayashi. Aber "vielleicht müssen wir deutschen Politikern gegenüber deutlicher auftreten".
Dennoch bezeichnete sie die augenblickliche Diskussion um ein Rauchverbot in Deutschland als "ermutigend". Deutschland, so Mochizuki-Kobayashi, brauche nur noch "einen kleinen Schubser" dann sei bei der Tabakkontrolle auch hier der Wendepunkt erreicht.