Internet in Luxushotels WLAN zum Wucherpreis
20 Euro für 24 Stunden Internet: Viele große Hotelketten bieten WLAN noch immer zu völlig überhöhten Preisen an. Dass sie damit Gäste verärgern, nehmen sie in Kauf.
Einchecken, Koffer abstellen, sich kurz frisch machen - und dann erst einmal E-Mails checken oder die Familie anrufen. So sieht die Routine bei vielen Geschäftsreisenden, aber auch bei vielen Urlaubern aus. Und spätestens dann beginnt oft der Ärger.
Denn der Zugang zum Netz kostet in den Häusern großer Hotelketten häufig extra. Umsonst surfen kann man - wenn überhaupt - nur in der Lobby und das nur mit einer geringen Bandbreite. Dabei gilt offenbar die Regel: Je teurer das Hotel, desto teuer das WLAN.
Im Luxushotel Ritz Carlton in Berlin muss der Gast 19,95 Euro pro Tag oder 5,95 Euro in der Stunde löhnen, wenn er auf seinem Zimmer surfen will. Ritz Carlton gehört ebenso wie die Marriott-, die Renaissance- und Gaylord-Hotels zur Marriott-Gruppe, und die zeigte sich in den USA als besonders dreist dabei, ihre Gäste abzukassieren.
So blockierte ein Gaylord-Hotel in Nashville sogar die persönlichen WLAN-Hotspots seiner Gäste, um sie zur Nutzung des kostenpflichtigen Marriott-Netzwerks zu zwingen. Nach der Anzeige eines Gastes im März 2013 leitete die US-Regulierungsbehörde ein Ermittlungsverfahren ein, das im Oktober 2014 zu einem Vergleich führte. Der Anbieter Marriott musste 600.000 US-Dollar Strafe bezahlen und sich verpflichten, es in seinen US-Hotels zu unterlassen, WLAN-Hotspots der Gäste zu stören. Das betrifft alle Marriott-Marken.
Doch der Hotelkonzern zeigte keine Reue und stellte die Störfeuer stattdessen sogar als Schutz für die Sicherheit seiner Gäste dar. Man halte die Maßnahmen des Hotels für rechtmäßig, hieß es in der Presseerklärung.
"Beunruhigender Trend"
Ende Januar verkündete die Behörde eine neue Verordnung, die es Hotels grundsätzlich verbietet, den Betrieb privater WLAN-Netze technisch zu unterbinden. Wer es dennoch tut, macht sich strafbar und muss mit erheblichen Geldstrafen rechnen. Man habe den "beunruhigenden Trend" beobachtet, dass Hotelbetreiber die Nutzer privater Hotspots behindern würden, schrieb die Behörde. Marriotts Behauptung, damit nur Sicherheitsprobleme zu beheben, wies sie deutlich zurück.
Ab Januar können nun wenigstens Mitglieder des Kundenbindungsprogramms in mehr als 3800 Marriott-Hotels das WLAN kostenlos nutzen - vorausgesetzt, sie buchen direkt über Marriott. Alle anderen müssen weiter zahlen. Die Gebühren variieren von Hotel zu Hotel und von Marke zu Marke und beginnen bei zehn Euro pro Tag. Eine Nachfrage im Marriott München ergab, dass das WLAN auf dem Zimmer pro Tag 14,50 Euro und pro Stunde 6,50 Euro kostet. Nur in der Lobby ist es gratis.
Marriott ist kein Einzelfall. Viele Hotelketten verlangen ähnlich hohe Preise für einen Service, der in den meisten Hostels und Cafés längst gratis zu haben ist. Doch langsam bricht die globale Internet-Front zusammen. So gibt es bei Hyatt seit Kurzem konstenloses WLAN in den Zimmern in allen 573 Hotels weltweit. Das gilt allerdings nur für Standard-Verbindungen. Wer sich mehr Tempo wünscht, muss weiter bezahlen. Und wie hoch die Gebühren sind, variiert von Haus zu Haus. Im Hyatt Köln kostet das schnellere Internet zehn Euro pro Tag.
Die intransparente Preispolitik führt dabei bisweilen zu so absurden Situationen wie bei den beiden Hilton-Marken am Frankfurter Flughafen. Nur 20 Meter trennen die Lobbys der beiden Hotels. Im Hilton muss der Gast 19 Euro für 24 Stunden Internetzugang bezahlen (einen Preis für eine Stunde gibt es nicht). Im direkt benachbarten Hilton Garden Inn ist WLAN dagegen gratis.
Internet wichtiger als guter Schlaf
Besser ist der Gast bei den Maritim-Hotels dran. In Deutschland kann er hier überall im Zimmer umsonst surfen. Wer mehr Bandbreite will, berappt für das Premium-Package in allen Häusern 4,95 Euro für 24 Stunden. Auch bei den Steigenberger-Hotels ist der Zugang zum Standard-Internet frei, das High Speed-Internet kostet einheitlich acht Euro pro Tag.
Aber das sind Ausnahmen. Für den Gast bleibt es weiter ärgerlich. Will er sich vor der Buchung über die Tarife informieren, ist das oft nicht einfach. Denn auf den Hotel-Webseiten sind die Regelungen oft gut versteckt oder fehlen ganz. Da heißt es dann verlockend: "WLAN steht Ihnen im gesamten Haus zur Verfügung." Nur was es kostet, steht nirgendwo.
Dabei schaden sich die Hotelketten mit ihrer Internetpolitik selbst. "Das WLAN ist durchgängig eines der Schlüsselkriterien für die Wahl des Hotels", sagt Mike DeNoma, Chef von GLH Hotels Management, dem Mutterkonzern der Vier-Sterne-Gruppe Amba Hotels. Es gäbe sogar Gäste, für die eine gute Internetverbindung wichtiger sei als ein guter Schlaf.
Das gilt vor allem für Geschäftsreisende. Jährlich geben deutsche Firmen über 3,6 Milliarden Euro für Internetzugänge und Roaming-Gebühren aus, so das Ergebnis einer aktuellen Studie der Amba-Hotels, bei der je 750 Geschäftsreisende in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und in den USA befragt wurden. Der deutsche Business-Reisende bezahlt demnach durchschnittlich 21,10 Euro pro Reise. Das ist fast doppelt so viel wie in den USA.
Besonders große Mängel in Deutschland
Hinzu kommen schlechte Verbindungen. So konnten mehr als drei Viertel der deutschen Geschäftsreisenden aufgrund langsamer oder unzuverlässiger WLAN-Verbindungen wiederholt nicht arbeiten, bei einem Viertel ist das sogar regelmäßig der Fall. Damit liegt Deutschland gegenüber Frankreich, Großbritannien und den USA an der Spitze.
Fast jeder zweite Nutzer konnte dabei nicht an einer Telefon- oder Video-Konferenz teilnehmen, mehr als ein Viertel hat deshalb schon einen Abgabetermin versäumt. Am größten sind jedoch die Auswirkungen auf das Privatleben. Mehr als die Hälfte der Befragten konnte Freunde und Familie nicht per Skype, E-Mail oder Video-Call kontaktieren.
Laut Studie sind Hotels überall auf der Welt die teuersten Orte für einen Internetzugang. "Dafür gibt es keinen nachvollziehbaren Grund", sagt Michael Toedt, Geschäftsführer des eCommerce-Spezialisten Toedt, Dr. Selk & Coll aus München. "Es geht den Hotelketten ausschließlich um ihre Umsätze."
Dass es auch anders geht, zeigen schon lange die Peninsula-Hotels. In den Luxushotels haben alle Gäste kostenlosen Zugang zum High-Speed-Internet im Zimmer. Doch nicht nur das: Sie können auch kostenlose Ferngespräche in alle Welt führen. Dafür hat die Hotelgruppe einfach einige Accounts bei Skype gekauft.
Bärbel Schwertfeger/srt/sto