Rekordbau China eröffnet längste Meeresbrücke der Welt
450.000 Tonnen Stahl, 2,3 Millionen Kubikmeter Beton und mehr als eine Milliarde Euro Baukosten: 42 Kilometer weit überspannt die Qingdao-Haiwan-Brücke das Gelbe Meer in Chinas Osten. Jetzt ist der Gigant eröffnet worden.
Peking - China hat an diesem Donnerstag die längste Meeresbrücke der Welt eröffnet - und zugleich den Zugbetrieb über die längste Brücke überhaupt aufgenommen. Die Qingdao-Haiwan-Brücke, die über Wasser führt, verbindet die Hafenstadt Qingdao im Osten Chinas mit der Insel Huangdao und dem Flughafen Qingdao-Liuting. Wie der staatliche Fernsehsender CCTV mitteilte, ist die 42 Kilometer lange Brücke über die Jiaozhou-Bucht die längste ihrer Art und wird von mehr als 5000 Pfeilern gestützt. Die Straßenführung ist dazu recht ungewöhnlich für eine solche Mammutbrücke: Es gibt eine Kreuzung hoch über dem Wasser.
Durch den Bau verkürzt sich die Autofahrt zwischen Stadt und Insel um 30 Kilometer und circa 20 Minuten. Die Arbeiten dauerten vier Jahre und kosteten mehr als zehn Milliarden Yuan (1,07 Milliarden Euro). 450.000 Tonnen Stahl und 2,3 Millionen Kubikmeter Beton stecken in dem Rekordkonstrukt. Nach offiziellen Angaben soll die Brücke auch einem Erdbeben der Stärke 8 und Kollisionen mit Schiffen standhalten.
Den Titel wird der Bau allerdings spätestens 2016 verlieren. Dann soll eine 50 Kilometer lange Brücke über den Perlfluss eröffnet werden, die Hongkong und Macao mit Zhuhai auf dem chinesischen Festland verbindet. Dort stehen die Stadtplaner jedoch noch vor einem Problem: Während die Autofahrer in den ehemaligen Kolonialzonen Hongkong und Macao noch immer auf der linken Straßenseite unterwegs sind, gilt in China das Rechtsfahrgebot. Zuletzt hatte eine Brücke im US-Staat Louisiana den Titel gehalten - sie ist vier Kilometer kürzer als ihr chinesischer Nachfolger.
Peking-Shanghai-Schnellbahn über längste Brücke der Welt eröffnet
Noch länger als die Qingdao-Haiwan-Brücke haben die Baumeister Chinas die Danyang-Kunshan- und die Tianjin-Brücke konzipiert, die allerdings über Land und für Züge und nicht für Autos errichtet wurden. Sie gehören zur Schnellbahnverbindung zwischen Peking und Shanghai, die ebenfalls am Donnerstag in Betrieb genommen wurde. Die Danyan-Kunshan-Brücke ist bis zu 80 Meter hoch und ist mit 164 Kilometer Länge die längste Brücke der Welt überhaupt. Die Tianjin-Brücke ist mit 114 Kilometer Länge die zweitlängste.
Ministerpräsident Wen Jiabao erklärte die 1318 Kilometer lange Verbindung des Peking-Shanghai-Express auf dem Bahnhof Peking-Süd für eröffnet. Die insgesamt 90 Züge, die täglich in beiden Richtungen verkehren sollen, legen die Strecke in knapp fünf Stunden zurück und sind damit doppelt so schnell wie die bisherigen Züge. Die Züge lieferte der deutsche Technologiekonzern Siemens.
Das Ticket für eine einfache Fahrt kostet zwischen 410 Yuan (44 Euro) und 1750 Yuan (190 Euro), gewählt werden kann zwischen erster, zweiter und dritter Klasse. Mit diesen Preisen könnte der Peking-Shanghai-Express zu einer ernsthaften Gefahr für die Fluggesellschaften werden, da ein Flugticket für dieselbe Strecke bislang mit rund 1300 Yuan (140 Euro) zu Buche schlug. Aus Angst vor der Konkurrenz haben einige Airlines laut Medienberichten bereits ihre Preise um bis zu 65 Prozent gesenkt.
Die Hochgeschwindigkeitsstrecke für umgerechnet 23 Milliarden Euro wurde ein Jahr früher in Betrieb genommen als geplant. Chinas Hochgeschwindigkeitsnetz soll von derzeit 8358 Kilometern auf mehr als 13.000 Kilometer im Jahr 2012 und auf 16.000 Kilometer bis 2020 erweitert werden.
abl/AP/AFP