Am Freitag zwischen Weihnachten und Neujahr setzt sich Martin Selmayr spätnachts an seinen Computer und beginnt, sein Leben umzuschreiben. Es ist kurz nach zwei Uhr morgens, als sich der EU-Beamte an die Arbeit macht. Er hat einen Wikipedia-Eintrag aufgerufen, den Eintrag über sich selbst. In den folgenden knapp zwei Stunden und bei einer weiteren kurzen Sitzung am Nachmittag dieses 29. Dezember wird aus der dürren Notiz der Lebenslauf eines Mannes, der Europa gleich mehrfach in vitalen Fragen beigestanden hat. Der Verbleib der Griechen im Euro, die Flüchtlingskrise, die Brexit-Verhandlungen. Wer liest, was Selmayr über Selmayr schreibt, den beschleicht das Gefühl, die EU würde ohne das Wirken dieses hochmögenden Beamten vielleicht gar nicht mehr existieren.
Die Absicht hinter dem Aufhübschen des Eintrags ist eindeutig: Es soll bloß niemand auf die Idee kommen, Selmayr, 47, sei für höchste Posten in der EU nicht geeignet. Wenige Wochen später ist er genau da angekommen, vorerst jedenfalls. Anfang März ist der deutsche Jurist auf Wunsch von Kommissionschef Jean-Claude Juncker zum Generalsekretär der Behörde aufgestiegen und damit zum Chef von etwa 32000 Mitarbeitern.
Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Einzelheiten über die dubiosen Umstände der Berufung ans Licht kommen, unter anderem der bizarre Vorgang, dass Selmayr binnen wenigen Minuten gleich zweimal befördert werden musste, um ihn auf die gewünschte Position zu hieven.
Liebe Leserin, lieber Leser,
um diesen SPIEGEL-Plus-Artikel vollständig lesen zu können, müssen Sie ihn zuvor kaufen. Damit Ihnen der Kauf-Dialog angezeigt wird, dürfen Sie sich aber nicht in einem Reader-Modus befinden, wie ihn beispielsweise der Firefox-Browser oder Safari bieten. Mit dem Einzelartikel-Kauf schließen Sie kein Abo ab, es ist auch keine Registrierung nötig. Sobald Sie den Kauf bestätigt haben, können Sie diesen Artikel entweder im normalen Modus oder im Reader-Modus bequem lesen.
Sie haben gar keinen Adblocker oder bereits eine Ausnahme hinzugefügt?
Bitte prüfen Sie, ob Sie ähnliche Erweiterungen, Do-not-Track-Funktionen oder den Inkognito-Modus aktiviert haben, die ebenfalls Werbung unterdrücken. Oder haben Sie einen anderen Browser? Hier finden Sie mehr Informationen.
Welche Bedeutung Werbung für SPIEGEL ONLINE hat, was wir für Ihre Sicherheit im Netz tun, wie unsere Redaktion arbeitet – Fragen und Antworten finden Sie hier.