20.01.2003
POPFabelhafter Rummel
Die "Berliner Zeitung" fragte: "Erscheint bald ein neues Beatles-Album?", die "Frankfurter Allgemeine" bejubelte einen "sensationellen Fund", als bekannt wurde, dass die niederländische und die britische Polizei rund 500 etwa 16-minütige Tonbänder mit den "Get Back"-Sessions der Beatles aus dem Jahr 1969 sichergestellt hatten. Tatsächlich beurteilen Beatles-Fachleute den Rummel um das Auffinden der vor über 30 Jahren aus einem Londoner Studio gestohlenen Bänder - mehrere Personen wurden von den Fahndern verhaftet - höchst skeptisch: Das Material sei längst auf illegalen Tonträgern erschienen und in drei Büchern gründlich ausgewertet worden. Die meisten der Bänder dokumentieren Bandproben der Fabelhaften Vier; zu hören sind Variationen bekannter Songs wie "Get Back", dazu Rock'n'Roll-Cover-Versionen von Chuck Berry und Buddy Holly sowie des Themas vom Film "Der dritte Mann". Zudem sind Dialoge zwischen den Bandmitgliedern festgehalten sowie Lennons Erkenntnisse zur Masturbation: "Man wird nicht blind davon, nur sehr kurzsichtig." Ein erbitterter Streit zwischen Paul McCartney und George Harrison führte dazu, dass Letzterer zeitweilig die Band verließ. "Wenn er bis Dienstag nicht zurück ist, rufen wir Eric Clapton an", höhnte John Lennon. Nichts wirklich Neues also - und doch dürfte der Radau um den Bänder-Fund genügen, um mit einer ersten legalen Veröffentlichung des Materials noch mal viel Geld zu verdienen.
DER SPIEGEL 4/2003
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