12.01.2004
Klüger werden mit:Maja Roedenbeck
Maja Roedenbeck über die so genannte Quarterlife-Crisis
SPIEGEL: In Ihrem Buch "Geschichten von der Quarterlife Crisis" beschreiben Sie die Sinnleere der 20-Jährigen von heute. Was ist mit denen los?
Roedenbeck: Immer mehr junge Leute wollen nicht erwachsen werden. Sie fürchten sich davor, die Sicherheit des Elternhauses aufzugeben und sich auf eigene Beine zu stellen. Der Traum der Jugend wird abgelöst durch die Realität des Erwachsenseins. Das bedrückt sie. Sie haben Angst vor Arbeitslosigkeit oder davor, die falschen Berufsentscheidungen zu treffen. Zudem fühlen sich viele von der Gesellschaft unter Druck gesetzt: Ein Job ist heute nicht mehr nur dafür da, die Familie zu ernähren, er soll auch erfüllend sein.
SPIEGEL: Und das stürzt die jungen Leute in Depressionen?
Roedenbeck: Natürlich kann man sich fragen, ob man jede Grundsatzfrage gleich zu einer Sinnkrise stilisieren muss. In meinem Buch erzählen 20 Betroffene ihre Geschichte von der Quarterlife-Krise. Fast alle haben sich anfangs geschämt und es für übertrieben gehalten, von einer Krise zu sprechen, weil sie natürlich wissen, dass es schlimmere Probleme gibt. Aber im Nachhinein sagten alle, dass ihnen allein das Benennen dieser Entwicklungsphase sehr geholfen hat.
SPIEGEL: Sollen wir Mitleid mit Ihren Generationskollegen haben?
Roedenbeck: Nein. Die Gesellschaft soll auch nicht jammern, sondern sich überlegen, wie man Talent und Realität zusammenbringen kann.
SPIEGEL: Wie könnte das denn gehen?
Roedenbeck: Schon in der Schule sollte es beginnen, zum Beispiel mit Mentoren, die den Schülern dabei helfen herauszufinden, wo ihre Begabung liegt, und vor allem, wie sie das Geschick und die Kraft aufbringen, dementsprechend eine berufliche Ausbildung zu beginnen.
DER SPIEGEL 3/2004
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