Sie, Herr Repinski, haben einfach schlecht bzw. gar nicht recherchiert. Und auch in diesem Rechtfertigungsbeitrag zitieren Sie fast nur die ganz wenigen Reaktionen, die Ihrer Sicht nicht schaden. So lange Sie nicht erkennen wollen, dass der Totschlag-Begriff Nazihochburg auf Halle nicht zutrifft und Sie sich selbst nicht eingestehen mögen, dass Sie der todsicheren, billigen Schlagzeile wegen Ihren Beitrag in diese Richtung "gedreht" haben, schäme ich mich für Sie als Berufskollegin nur noch fremd!
Natürlich gibt es Rechtsradikale in jeder Großstadt dieses Landes. Das Menschen die anders aussehen oder sich anders Verhalten als die Mehrheitsgesellschaft diskriminiert werden ist immer ein Grund sich zu empören und dem beherzt entgengen zu treten. In dieser Position haben sie einen uneingeschränkten Fürsprecher in mir.
Halle in dem Zusammenhang als Rechtsradikale Hochburg zu bezeichnen ist bestenfalls tendenziös. Es ist sogar, wie sich in ihrem Rechtfertigungsversuch zeigt, tatsächlich schlechter Journalismus. Gepaart mit Arroganz und einem Schuß Bösartigkeit. Natürlich sind Sie Profis, wenn es darum geht, in sinnfällig-jovialer Manier vermeintliche moralische Überlegenheit Meinungs- und Faktenhoheit zu markieren. Man kann Zitate und Zahlenmaterial verkürzt und aus dem Zusammenhang aufführen, dass ändert aber nichts an deren tatsächlichen Aussagegehalt. Ich bitte Sie! Natürlich wehrt sich eine Stadt wie Halle, die seit Jahren mit mehr oder weniger Erfolg versucht ihr "Image" , sprich ihr Außenbild aufzupolieren, gegen solche Darstellungen. Zu Recht. Es wurde hier viel verändert und "repariert", auch ohne Großinvestoren wie in anderen Ostmetropolen wie Leipzig oder Dresden. Nicht nur an der vielbeschworenen Bausubstanz der einzigen Großstadt Deutschlands, die signifikanten Zerstörungen durch Flächenbombardements entging und somit ein fast vollständig erhaltenes Stadtbild mit stilprägenden Bauten aller Epochen aufweist und nach dem desaströsen Dornröschenschlaf während der Zeit des Staatssozialismus wieder ein wachsendes Bewusstsein dafür entwickelt. Die Stadt beherbergt zahlreiche bedeutende kulturellen Institutionen die teils Globale Ausstrahlung besitzen. Es gibt in Halle überdurchschnittlich viele soziale-, demokratische-, links-aktivistische-, bürgerliche-, und multikulturelle Initiativen. Eine lebendige junge Kunst- und Kulturszene. Ein erstarkendes "Bürgerbewusstsein" im besten Sinne. Die Nazis sind nicht diejenigen die das Straßen- oder gar Stadtbild prägen. Auch wenn es natürlich Rechtsextremismus gibt wie Andernorts, aber den kann man nicht "wegmachen". Man muß sich neben dem eindeutigen Entgegetreten wider solcher Tendenzen auch mit Ursachen auseinandersetzen. Gesellschaftliche Bedingungen in Frage stellen. Eigene Positionen überdenken etc. . Da muss aber nicht nur in Ostdeutschland etwas geschehen. Der Artikel trägt dazu mitnichten im positiven Sinne bei. Das ist , auch in Anbetracht der Reichweite dieses Journals, sehr Bedauerlich.
Halle hat Nazis, keine Frage. Aber mit diesem Artikel tappt der Autor genauso in die Rassismus-Falle. Statt Diaby nach den Kriterien zu bewerten, wie der Spiegel es von den Hallensern erwartet - ihn als reinen Lokalpolitiker zu sehen - wird er mit diesem Artikel auf seine Hautfarbe reduziert. Das Kind das die tote Taube kickt und der wütende Mob "Mitbürger" ist dann noch eine Garnierung, die Repinski offenbar nötig hatte, um dem Leser Halle "eindrücklich" zu schildern.
Berichte über Nazis in Halle - unbedingt! Hier gibt es sicher noch Einiges zu berichten, wenn man die Leute trifft und mit ihnen über das Thema redet.
Aber auf eine Seite ein paar krude Fakten zu stopfen, statt dem ersten schwarzen Politiker, der die greifbare Chance hat, ins deutsche Parlament gewählt zu werden, einen angemesseneren Artikel zu widmen, der nicht nur von heuchlerischem Mitleid trieft, für den armen Schwarzen im Osten - war dem Ihnen wohl zu anstrengend?
Ich finde es aber trotzdem gut, dass ihr auf eurem Blog das Thema nochmal aufgreift!
Tut mir leid, Herr Repinski, aber weil Sie in ihrem armseligen Rechtfertigungsbemühen gleich zweimal auf das NPD-Wahlergebnis bei der Landtagswahl 2011 im Stimmbezirk Industriegebiet Nord hinweisen: Die dort erreichten 9,8% NPD-Stimmen resultieren aus insgesamt 9 Stimmen, in Worten neun!
Ich unterstelle dem Schreiber (Journalist mal besser nicht) erstmal Gutwilligkeit aber eine Hochburg der Nazis? Ich schließe mich da mal den anderen Kommentaren an, um mich nicht zu wiederholen.
"Es ist ein Experiment", was ist das denn für eine Aussage, weil ein deutscher Regionalpolitiker für den Bundestag kandidiert? Ein "Experiment" reduziert auf Äußerlichkeiten, "Versuchsobjekt" Politiker mit anderen Wurzeln oder anderen Ausrichtungen. Das ist sehr dünn Herr Repinski! Schauen Sie mal in den Bundestag, da gab es schon ihre "Experimente" mit den Namen Özdemir, Rösler und etwa auch Herr Kaufmann?!
Unbestritten, es gibt und gab einige Mitglieder des Bundestages welche echte Experimente waren und noch sind. Die haben aber nichts mit Hautfarbe, Geschlecht oder anderen Äußerlichkeiten zu tun, sondern viel mehr mit deren Geisteshaltung, kaum nachzuvollziehenden Meinungen oder ausgeprägten Eitelkeiten.
Herr Repinski, gut gemeint ist nicht immer gut gemacht, in ihrem Fall einfach nur schlecht geschrieben über eine Stadt, Nazis und Politiker. Einen Tip hätte ich da noch, wenn Sie nochmal vor haben zu diesem Thema einen Artikel zu schreiben, verwenden sie nicht wieder einen Wörtermixer oder den Zufallsschreibgenerator des Journalisten.
Das ein Deutscher mit afrikanischen Wurzeln erstmals in einen Bundestag einziehen könnte, ist definitiv eine Geschichte wert. Doch was Sie, Herr Repinski aus der Geschichte gemacht haben, spottet jeder journalistischen Sorgfalts- und Recherchepflicht. Sie schreiben hier in der dritten Person von "wir...", ohne zu sagen wer das "wir" ist. Sei es drum.
Selbst Ihre Rechtfertigungen bezogen auf die kritisierten Rechercheschwächen spotten jeder Beschreibung: Die regionale Zeitung hätte das ja so 2011 auch so geschrieben (bezogen auf die ominösen 10% NPD-Wähler). Dann seien Sie doch konsequent ehrlich und sagen "Ich habe von der MZ abgeschrieben - ohne zu prüfen". Eine sich zunehmend verbreitende journalistische Unsitte.
Aber so ehrlich sind nicht.Dabei hätte ein Blick in die Landesliste der Wahlergebnisse durchus genügt, auch um herauszufinden wie viele Personen X Prozent sind. Stattdessen rechtfertigen sich mit einem Angriff auf die Mitteldeutsche Zeitung. Auch noch schlechter Stil.
Nun waren in den letzten 20 Jahren einige Spiegel-Redakteure hier in Halle, ich erinnere mich an Jürgen Leinemann, Clemens Höges, Sven Röbel und andere. Und alle haben auch im Spiegel darüber geschrieben. Doch keiner von denen ist so oberflächlich an eine Geschichte heran gegangen. Vielleicht auch, weil diese Autoren mit vielen Hallensern das direkte Gespräch gesucht hatten, auf der ehrlichen Suche nach dem Für und Wider. Und immer und immer wieder nachgefragt, nachgehakt und mögliche Dokumente und Fakten überprüft haben. Ein kleiner, aber gravierender Unterschied.
Auch ich selbst hatte einige kritische Artikel im Spiegel zu verantworten. Namenlos in den 90ern (weil einheitlich üblich) und später auch mit Namen. Was ich dabei von den Spiegel-Kollegen am meisten gelernt hatte: Ständige Überprüfung der Recherche, das ständige "Infrage-Stellen" der Ergebnisse und hervorragende, oft auch kontroverse Diskussionen zur Meinungsfindung. Noch vor dem Druck! Ist das beim SPIEGEL jetzt nicht mehr üblich?
Noch etwas Wesentliches: Ich lasse mir und den Hallensern nicht von Ihnen einreden, wie wären eine Nazihochburg. Im Gegenteil, wir Hallenser sind freiheitsliebend, aber tolerieren anderseits nicht alles: In den letzten 23 Jahren konnte sich letztlich keine Gruppierung gegen die Bürger der Stadt durchsetzen, trotz harter Auseinandersetzungen: Weder die ominöse Treuhand, Yugo- oder Albaner-Mafia, Rockerclans oder Neonazis. Und dabei wird es hoffentlich auch immer bleiben:
Weil wir Hallenser couragiert sind. Punkt!
Und wieder einmal zeigt sich die journalistische Reduzierung auf negative Schlagzeilen. Mit wenig Aufwand so viel negativen Schwachsinn wie möglich produzieren. Herr Repinski, ich behaupte sie waren nicht einmal vor Ort. Nicht nur das Sie schlecht recherchiert haben, Sie schreiben einfach die Unwahrheit. Eins haben Sie aber erreicht, Ihr Wurstblatt werden wir einfach nicht mehr kaufen und ich hoffe alle Hallenser schließen sich an.
Als gebürtiger Hallenser bin ich über den Artikel von Herrn Repinski schockiert.
Ich frage mich, ob er jemals in Halle war.
Im Haus meiner Freundin in der Innenstadt wohnen auch ausländische Mitbürger.Ich wüsste nicht, dass es dort Schwierigkeiten im Zusammenleben gibt.Ach und immer schön reißerisch:ein Junge tritt eine tote Taube durch die Stadt, mit seriösem Journalismus hat das nichts zu tun.
Herr Repinski, lange habe ich überlegt und Sie haben mir den Abschied am Ende leicht gemacht. Mit der nächsten Ausgabe (von der ich mir - wohlwissend, dass ich enttäuscht werde - eine Gegendarstellung, eine kritische Ergänzung eines Kollegen, zumindest aber einige Leserbriefe erhoffe) werde ich den Kauf des SPIEGEL einstellen.
Sehr geehrter Herr Repinski, als Freelancer (denn Sie sind ja alles, nur kein Redakteur) müssen Sie natürlich schauen, dass Sie einen Artikel möglichst schnell "recherchieren". Denn Zeit ist Geld. Und wer in Eile ist, dem geht schon mal etwas durch die Lappen. Zum Beispiel die Realität, die in Halle eben ganz anders aussieht als von Ihnen dargestellt. Beschäftigen Sie sich bitte mit den Fakten. Nur ein Beispiel: Im von Ihnen herangezogenen Wahlkreis Halle Trotha Nord hat die NPD offenbar mehr als 9 Prozent erhalten. Was Sie verschweigen: dabei handelt es sich um ganze neun Wählerstimmen. Offenbar sind diese neun Menschen also eine Hochburg. Als so genanntes Qualitätsmedium hätte der Spiegel diese Fakten vor der Veröffentlichung überprüfen müssen. Oder er müsste sich jetzt von einem seiner unsauber arbeitenden Freelancer trennen. Aber das wird wohl nicht passieren. Dazu sitzen Sie alle auf einem zu hohen Ross. Und so ganz nebenbei sorgen Sie alle dafür, dass der Beruf des Journalisten (den ich auch ausübe) weiter in den Dreck gezogen wird. Ganze Arbeit!
Schaut man sich die Wahlergebnisse der NPD in hamburg an, dann sitzen in einer durchschnittlichen Spiegel-Redaktionskonferenz wahrscheinlich mehr Rechtsorientierte als in dem ominösen Wahlkreis "Industriegebiet Halle-Nord" für die NPD gestimmt haben.
Ich kann dann also mit gleichem Recht den Spiegel als Nai-Hochburg bezeichnen. Faschistisches Käseblatt!
Wo wir einmal beim Thema sind, Herr Repinski: Karamba Diaby bekam Morddrohungen nach einem Interview für die "Junge Freiheit". Können Sie bitte aufzeigen, dass all diese Drohungen aus Halle kamen (so wie in Ihrem "Artikel" angegeben)? Ist es nicht eher wahrscheinlich, dass es die Leser dieser Zeitung waren, die dem Politiker drohten? Und wie wahrscheinlich ist es, dass all diese Personen aus Halle kamen?
Bis zum letzten Wochenende hielt ich den Spiegel für qualitativ höherwertig. Dies hat sich schlagartig geändert. Und ich kann meinem Vorposter nur zustimmen: Gibt es keine deutlich Distanzierung des Spiegel von Ihrem Artikel, dann hat der Spiegel einen weiteren Leser weniger.
Ausgerechnet Halle als "Hochburg der Rechtsradikalen" zu bezeichnen ist lächerlich. Jeder, der wie ich eine Weile in Halle gelebt hat weiß, dass das wenig mit der Realität zu tun hat. Ich frage mich nun auch, was ich noch vom Spiegel-Journalismus halten soll. Die Folge dieses schlecht recherchierten Artikels ist, dass man auch anderen Beiträgen des SPIEGEL nicht mehr viel Glauben schenken kann.
Sehr geehrter Herr Repinski,
"Was stören mich Fakten, solange ich meine Meinung habe?" Leider drängt sich mir der Verdacht auf, dass dieser Grundsatz mehr und mehr zum Leitmotiv journalistischer Arbeit gemacht wird. Dabei scheint es auch völlig egal zu sein, ob hierbei Menschen oder Regionen in den Dreck gezogen und/oder ruiniert werden. Man wird wohl feststellen müssen, dass dieses Denken sich auch beim SPIEGEL immer mehr breit macht. Richtig dramatisch ist aber, dass dieser Artikel ausgerechnet dem möglicherweise ersten schwarzafrikanischen Bundestagsabgeordneten schadet. Es dürfte wohl nicht auszuschließen sein, dass mancher, der die öffentliche Diskussion mitbekommt, Herrn Diaby als Urheber der negativen Publicity ansehen könnte. Der Artikel enthält keinerlei brauchbare Informationen über das für die Stadt Halle wertvolle Wirken von Herrn Diaby in den letzten 20 Jahren. Stattdessen erhält der Leser die unglaublich wichtige Information, dass ein Junge eine tote Taube durch die leere Fußgängerzone schießt.
Ich selbst wohne seit 45 Jahren in Halle und habe die Fußgängerzone maximal werktags nachts ab 2.00 Uhr leer erlebt - und normaler Weise fliegen die Tauben hier aus eigener Kraft.
Bedienen Sie ruhig weiter Vorurteile - es wäre aber besser bei einem Presseorgan, dass nicht den Anspruch auf seriöse journalistische Arbeit erhebt. Ich bin froh, dass es noch Journalisten gibt, die sich für Sie "fremdschämen" - ich kann das verstehen, denn meiner Ansicht nach hat der Journalismus in den letzten 10 Jahren immer mehr an Sachlichkeit verloren (tja - Recherche hat mit Arbeit zu tun ...), dafür moralisiert und vorverurteilt er immer mehr. Traurig !
Von Hochburg zu Hochburg (Teil 1)
Nein, das kann nicht sein. Nein, bitte nicht! Nein, nein, nein! Nicht schon wieder. Fassunglos entgleitet die aktuelle Ausgabe des Spiegels meinen zitternden Händen. Alte Ängste, verblaßte Erinnerungen brechen hervor, Schweiß breitet sich auf meiner Stirn aus, nur ein wenig, doch verräterisch. Ich muß bleich aussehen, gehetzt wirken. Vorsichtig und unauffällig lasse ich meinen Blick schweifen, beobachte die Menschen um mich herum, wittere fast ihre Angst vor mir. Haben sie mich erkannt? Bin ich in Gefahr? Beobachtet mich jemand?
Ruhig, bleib ruhig. Woher sollen sie es wissen? Ich zwinge mich zur Ruhe, versuche mich zu sammeln. Eine halbvolle Kaffeetasse steht, ihr Aroma verströmend, vor mir auf dem Tresen, die Kellnerin zieht an ihrer Zigarette, beschäftigt sich, lesen nennen möchte ich es nicht, mit der Gala. Ich sitze in einem kleinen Cafe in Berlin, fühle mich unwohl, fast schon aussätzig. Denn ich bin Hallenser, nein noch besser, gebürtiger Rostocker in Halle lebend. In Halle ist meine Welt, eine in welcher ich mich wohlfühle. Nun jedoch, bin ich gebrandmarkt, gezeichnet, trage den sichelförmigen Mond mit den Sternen auf meiner Stirn. (Anm.d.Autors: Zur Sicherstellung für sie Herr Repinski, es ist unser Stadtwappen, nicht die türkische Flagge!)
Mit leichtem Zittern setze ich meine Mütze auf, bedecke meinen Kopf, meine Glatze. Die Leute lesen hier den Spiegel, also ist Vorsicht geboten, denn laut diesem Blatt ließen sich einige Indizien bombensicher zusammentackern: er hat eine Glatze, er hat nicht mit »ja« sondern »na« geantwortet, also sicher jemand aus dem sächsischen Raum, ein Hallenser. Ergo muß er ein Nazi oder ein Sympathisant sein. Sekunden werden zu Minuten, niemand regt sich, bewirft mich mit Steinen oder beschimpft mich, nur ein mieses Gefühl bleibt.
Vor dem Fenster des Cafes läuft einer dieser minderjährigen soziologischen Zombies entlang: Blick fest auf sein Smartphone gerichtet, Kopfhörer in den Ohren, alle weiteren Sinnesorgane auf ein Minimum heruntergefahren, fast eine sensorische Deprivation in Definitionsform. Ein kleinerer türkischer Junge überholt ihn, kickt spielerisch nach einer gerade vor ihm gelandeten Taube, ansonsten ist die Straße leer. Vielleicht kann ich unentdeckt und unerkannt zum Bahnhof gelangen und zurück nach Halle fahren. Ich muß an mein Heim denken, mein sicheres Reich, meine Festung, meine Burg. Ein Schmunzeln läuft über mein Gesicht. Wie lautete die Betitelung Halles: eine Hochburg der Rechtsradikalen? ... (Teil 2 folgt)
Von Hochburg zu Hochburg (Teil 2)
Zugegeben, über der Stadt thront die Burg Giebichenstein, zu einem Teil Museum, zum anderen der Kunstcampus der Hochschule für Kunst und Design Halle, doch diesen Ort können sie damit nicht bezeichnet haben. Oder doch? Grübelnd versuche ich mir eine Begebenheit der letzten Jahresausstellung der Hochschule in Erinnerung zu rufen. An manchen Orten, respektive Wänden, gähnte dem Besucher die Leere förmlich ins Gesicht, denn die dort ausgestellten Bilder waren von einem Einsatzkommando der Polizei abgenommen worden. Sie zeigten rechtsextreme Symbole, Hakenkreuze. Wie sich herausstellte hatte die Polizei ähnlich gut recherchiert wie sie Herr Repinski, denn abgebildet waren Swastika, indisch-hinduistische Glückssymbole. Waren sie vielleicht vor Ort und als Informant tätig? Wundern würde es mich nicht!
Los jetzt, auf zum Bahnhof sage ich mir. Unbehelligt verlasse ich das Cafe, fühle eine kleine Last von meinen Schultern fallen, denn Freude kommt auf. Ja, ich freue mich darauf, wieder nach Halle zu fahren, einem Ort, an welchem hallensische Mitbürger andersfarbige SPD-Abgeordnete durch die Stadt jagen. So hatten sie es doch dargestellt? Halle, eine Hochburg mit leerer Fußgängerzone, welche nur selten bevölkert wird und wenn, dann von schnellfüßigen vaterländischen Rotten und biologisch-physikalisch interessierten Kindern, flankiert von Softeisläden mit dorthin geflüchteten Einwohnern der Stadt, welche Eis schleckend alles beobachten, ohne involviert werden zu wollen. Dem gegenüber steht in aussichtsloser Stellung Herr Diaby, Don-Quijote-gleich zwar nicht gegen die Windmühlen anrennend, sondern deren hallensische Schläge mit rot-weiß-schwarz-betuchten Flügeln auf sich ergehend lassen müssend. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich bildhaft übertreibe, aber in diesem Punkt eifere ich Ihnen nach, sind sie mit ihrem Artikel mein Vorbild. Glauben sie mir, ich könnte an dieser Stelle weitermachen und fortfahren, mich über ihre Darstellung Halles zu ereifern, doch wozu? Was haben sie mit diesem Artikel erreicht? Was haben Sie für Herrn Diaby bewirkt, was für seinen Wahlkampf, seine Stadt, unsere Stadt?
Vor etlichen Jahren wurde ich von vielen Menschen gefragt, ob ich aus Rostock kommen würde, dabei sehr oft mit heischend vorwurfsvollem Blick getroffen, immer in der Hoffnung, das Wort Lichtenhagen würde fallen. Zumeist erwiesen sich die Fragesteller als unzureichend informiert, zitierten Medien-Phrasen wie die Ihre! Es war demütigend! Ich bin sicher, es wird nicht viel Zeit vergehen, bis mir wieder jemand die Frage stellen wird, wie es denn so ist, in einer rechtsextremen Hochburg zu leben. Diese Person davon zu überzeugen, wie liebenswert Halle ist, das sie wie jede andere Stadt ihre Probleme aufweist, aber von couragierten Menschen bewohnt wird, das wird dank Ihnen ein hartes Stück Arbeit. Sie haben ein falsches Bild dieser Stadt, schlimmer noch, sie haben es publik gemacht. Sollten Sie in Zukunft einen Abstecher zu uns machen, melden sie sich, aber planen sie nicht nur ein paar Stunden, sondern Tage ein.
MfG
ihr Hochburgler
Bei den Bürgerschaftswahlen in Hamburg 2011 holte die NPD 30648 Stimmen. Bei den Lndtagswahlen in LSA holte die NPD in Halle 3082 Stimmen. Obwohl Hamburg in etwa 8 mal größer als Halle ist, erreichte dort die NPD fast das 10 fache. Ist Hamburg jetzt eine Hochburg der Rechtsradikalen? Ach nein, Hamburg liegt ja nicht im Osten. Aber ich möchte hier eigentlich nicht vergleichen. Rechtsradikalismus ist leider überall ein großes Problem. Da ist es wenig hilfreich, sich gängiger Klischees über den Osten zu bedienen, was hier mal wieder geschehen ist.
Besieht man sich Ihre Vita, Herr Gordon Repinski, sollte man meinen, Sie verstünden Ihr Handwerk. Es ist jedoch unprofessionell, wenn ein Redakteur (Sie sind jedoch sicherlich ein Freier Mitarbeiter, nicht wahr?) falsch oder mangelhaft recherchiert. Beides ist Ihnen in Ihrem Artikel über den aus dem Senegal stammenden SPD-Lokalpolitiker Dr. Karamba Diaby und der Stadt Halle (Saale) unterlaufen.
Sie schreiben bei der Landtagswahl 2011 holte die NPD in manchem Viertel fast zehn Prozent der Stimmen und stellen die kühne Behauptung auf, Halle sei eine Hochburg der Rechtsradikalen. Ohne das Problem des Rechtsradikalismus und sicher schlimmer noch des Alltagsrassismus relativieren zu wollen, die gibt es natürlich leider in Halle wie überall das stimmt so einfach nicht! Bei der Landtagswahl am 20. März 2011 war Halle in vier Wahlkreise unterteilt, in denen die NPD jeweils nur 4,6; 2,8; 1,9 sowie 4,3 Prozent der Zweitstimmen holen konnte. Die vage Angabe in manchem Viertel fast zehn Prozent lässt sich also nicht belegen, es sei denn, für Sie, Herr Repinski, ist das Industriegebiet Nord um die Brachwitzer Straße am Hafen in Trotha ein Stadtviertel. Hinter den von der NPD ausschließlich dort erzielten 9,78 Prozent stehen nämlich nur neun Wähler.
Anscheinend sind Ihnen auch nicht die Statistiken und Grafiken aus dem eigenen Hause geläufig, sonst hätten Sie anhand einer Grafik in der Januarausgabe des Spiegels erkennen können, dass bei NPD-Wählern sich der Osten Deutschlands, von Mecklenburg-Vorpommern, dem Ruhrgebiet und Teilen Bayerns und Baden-Württembergs einmal abgesehen, vom Rest der Republik nicht abhebt.
Ach hätten Sie doch lieber darüber geschrieben, dass hier mit Anton Wilhelm Amo 1727 der erste Schwarzafrikaner an einer deutschen Universität studierte und, nebenbei, 1755 Dorothea Christiane Erxleben (60-Pfennig-Briefmarke) als erste Frau Deutschlands promovierte. Oder erwähnt, dass schon Anfang des letzten Jahrhunderts Halle als das rote Herz Mitteldeutschlands galt. Vielleicht lässt sich durch diese Haltung auch erklären, dass Halle durch das beherzte Vermitteln des überregional bekannten Seebären Graf Luckner und eine mutige Bürgerschaft im April 1945 nach einem Ultimatum der Amerikaner kapitulieren konnte. Viele couragierte Einwohner hatten weiße Laken aus den Fenstern gehängt, und das zu einem Zeitpunkt, als es noch lebensgefährlich war. Durch das ausbleibende Bombardement von angedrohten 700 Lancaster-Bombern ist Halle deutschlandweit die einzige Großstadt (1989 330000 Einw., heute immerhin noch 233000 Einw.), die relativ unversehrt blieb und neben einem historischen Stadtkern noch viele erhaltene, ausgedehnte und sanierte Gründerzeitviertel besitzt. Darüber hinaus zählt die oft gescholtene Diva in Grau zu den grünsten Städten Deutschlands. Der Geist von damals ist auch heute noch spürbar, etwa wenn durch die vielen Demonstranten quer durch die gesamte Bürgerschaft die Nazis 2011 zu ihrem deutschlandweit größtem Maiaufmarsch zur Umkehr gezwungen wurden. Ziemlich ärgerlich für die Kameraden, da der weitaus größte Teil von ihnen extra angereist war.
Anfügen für Sie, Herr Repinski, möchte ich noch, dass eine Bundestagskandidatur eines Lokalpolitikers, selbst wenn er afrikanische Wurzeln hat, kein Experiment darstellt, sondern ein ganz normaler demokratischer Vorgang ist. Nämlich gerade weil Halle so offen und tolerant ist, kann Dr. Diaby, der hier noch zu DDR-Zeiten studiert und später promoviert hat, völlig unkompliziert einen aussichtsreichen Listenplatz belegen. Wie er immer wieder betont, liebt er seine Heimatstadt tatsächlich und tut nicht nur so, wie Sie es, Herr Repinski, gerne glauben machen wollen. Denn es ist eine schöne Stadt, von der immer wieder auch Auswärtige und Zugezogene, etwa viele Studenten aus den alten Bundesländern, schwärmen. Deren Anzahl wird jetzt vermutlich nachlassen wegen Ihres unsäglichen, mit Vorurteilen beladenen Berichts. Als Journalist trägt man keine geringe Verantwortung. Artikel dieser Art lassen jede journalistische Sorgfalt vermissen, sind aber bestens geeignet, Klischees zu bedienen. Wo Unwahrheiten in die Welt getragen werden, ist der Rufmord nicht mehr weit, was somit wiederum juristisch relevant wäre. Mit Ihren gedankenlos und gleichgültig hingeworfenen Zeilen haben Sie unserer weltoffenen Stadt einen Schaden zugefügt, der sich noch gar nicht abschätzen lässt.
Was Ihr Beitrag, Herr Repinski, auch auch noch offenbart, ist ein erschreckender Mangel an Bildung. Sie wissen einfach nichts über den "Osten", geschweige denn von Mitteldeutschland, respektive Halle. Das hätten Sie im Zuge ordentlicher Recherche zu diesem Beitrag ein wenig ändern können. Als "gelernter Enwicklungshelfer" (taz) haben Sie das offenbar aber überhaupt nicht nötig.Trost mag für Sie sein, dass es zum Dazulernen nie zu spät ist im Leben. Tun Sie's einfach. Sie werden sehen, es schadet Ihnen nicht.
Sehr geehrter Herr Repinski, viel ist schon geschrieben und gesagt über Ihren Artikel. Viele kluge Dinge. Trotzdem möchte ich Ihren Text ebenfalls nicht unkommentiert lassen. Am meisten tut es mir Leid um Ihren Interviewpartner, Herrn Diaby. Seit vielen Jahren ist er ein geschätzter Lokalpolitiker in der Stadt Halle. Was aus seinem Interview gemacht wurde, hat ihn überrascht, und eine ganze Stadt. Zuerst benutzte er nach dem Artikel noch "Ich bin traurig", später schon das Wort "verarscht". Vielleicht hätte es Ihrem Blatt gut zu Gesicht gestanden, einfach das Interview in Gänze abzudrucken. Aber das hätte wohl nicht in das Schwarz/Weiß-Bild Ihres Artikels gepasst. Ausgesagt hätte es wohl jede Menge mehr. Nicht massenkompatibel? Als Journalist, BJ 77, hätte ich mir von Ihnen genau das gewünscht, was Journalismus leisten soll. Kritisch, beleuchtend, einordnend. Der Artikel steht wohl als Beispiel, warum sich der Journalismus selbst abschafft. Eher "Haudraufalshinterfragen" ? Herrn Diaby wünsche ich als Hallenser viel Erfolg bei der Bundestagswahl!!!!
Guten Tag. Ich lebe hier seit 20 Jahren und noch nie hat es jemand gewagt Ostdeutsch, Kleinbürgertum, Hochburg des Radikalismus an alle Mitbürger Halles mit diesen Begriffen zu tapezieren. Sie sind Journalist, genau wie ich und haben einen Politiker interviewt, der hier anscheinend schlechte Erfahrungen gesammelt hat. Das Problem ist hier bei aber, dass die Aussagen, die der Politiker trifft, nicht mit ihren übereinstimmt. Im Gegenteil sie sind zu subjektiv geworden. Sie haben den Politiker als bemitleidenswerte Person dargestellt, das war ihr nächster Fehler. Ich gehe mal davon aus, dass sie mit Statistiken arbeiten können und die Prozentzahlen für die anderen Parteien unter den Tisch fallen gelassen haben, um ihren Artikel mehr aufzupeppen. Aber genau da liegt das Grundproblem, weswegen sie den Artikel falsch aufgebaut haben. Die Begriffe Ost-und West ermüden nur noch, und Kleinbrügertum ist hier völlig falsch gewählt. Aber wissen sie, genau das macht Nachwuchsjournalisten wie mir große Hoffnung. Denn die alten Leute scheinen ja doch austauschbar, wenn sie weiterhin so subjektiv bleiben und keine genaue Artikelrecherche betreiben. Ich meine es nur gut mit ihnen, bleiben sie kritisch gegenüber ihrem Chef, etwas neugierig und vergessen sie nie ihre Konkurrenz, nicht nur in Form des Büronachbars.
Viel peinlicher, als der Artikel an sich, ist in meinen Augen die (so ziemlich) ausgebliebene Reaktion auf den Vorwurf, schlecht gearbeitet zu haben. Fühlt sich da jemand to big, to be pissed on, oder wird versucht durch totstellen, größeren Wellenschlag im Medien-Teich zu vermeiden.
Erinnert an das Augen-zu-halten von Kindern mit unterstellter Unsichtbarkeitswirkung.
Bin zweifelnd gespannt, ob diese Taktik aufgeht. Für Sie Herr Repinski im Speziellen und den Spiegel im Allgemeinen.
Auf jeden Fall mal wieder ein Indiz, dass die Kündigung meines über 10-jährigen Abos vor knapp vier Jahren, keine Fehlentscheidung war.
Damals war, btw., der Hohlspiegel ja noch begrüßenswerterweise auf eine Spalte der vorletzten Seite beschränkt...oder war es am Ende doch nur ein Aprilscherz?
Das mit der Hochburg und den toten Tauben in Bahnhofsnähe?
Das macht mich so wütend. Ein Jungredakteur kritzelt ein Halle-Bashing zusammen und sieht sich dann gezwungen, sich mit ein paar windelweichen Rechtfertigungen in den Proteststurm zu stellen. Dabei dürfte ihm dann - zu spät - aufgefallen sein, dass sein zentrales Zahlenargument, das "Ergebnis" für das Industriegebiet Nord (Trotha), sich auf genau neun Wähler bezieht. Und was macht der Redakteur? Er legt dies nicht etwa offen, sondern versteckt sich hinter einer ähnlichen Formulierung des Mediums, das ihn nun kritisiert - und muss sich dann von gut informierten Kommentatoren bloßstellen lassen. Was für eine Gewissenlosigkeit, gekreuzt mit was für einer Tölpelhaftigkeit.
Halle, Repinskis kommen und gehen, achte nicht auf sie.
Nicht zu verallgemeinernder Einzelfall.
Zitat von damas7Ausgerechnet Halle als "Hochburg der Rechtsradikalen" zu bezeichnen ist lächerlich. Jeder, der wie ich eine Weile in Halle gelebt hat weiß, dass das wenig mit der Realität zu tun hat. Ich frage mich nun auch, was ich noch vom Spiegel-Journalismus halten soll. Die Folge dieses schlecht recherchierten Artikels ist, dass man auch anderen Beiträgen des SPIEGEL nicht mehr viel Glauben schenken kann.
Wenn ich "rechtsradikal" und "Halle" in einem Atemzug lese fällt mir unwillkürlich ein, dass in Halle viele Jahre lang ein Oberstaatsanwalt Ziele verfolgte, die sich mit denen der Rechtsradikalen deutlich überlappen. Er hat aber 2010 damit aufgehört.
Allerdings: Wenn eine Einzelperson Halle in ein schlechtes Licht rückt, sehe ich keinen Grund, dieser optischen Täuschung zu erliegen, und den vielen Hallensern die empört bestreiten, dass Halle eine Nazihochburg sei, glaube ich gern.
Lieber Herr Repinski, ist Ihr Artikel nicht gerade das, was sie anprangern? Wenn Herr Diaby seit 2001 die dt. Staatsbürgerschaft hat, ist er durch und durch deutsch, punkt aus ende. Aber Sie reduzieren, wie in einigen Kommentaren bereits erwähnt, Herrn Diaby auf seine Hautfarbe. Wäre es nicht sinnvoller, über den Menschen Diaby und seinen politischen Ideen zu schreiben? Es sollte in dem Artikel doch um IHN gehen, und nicht um den in Deutschland allgemein leider überall allgegenwärtigen Rassismus (nicht nur in S.A. - kleiner Wortwitz, sie verstehen?), den auch Sie leider in Ihrem Artikel praktizieren.
Um Noah Sow zu zitieren: "Ich bin mal so frei: "Schwarzafrikaner" ist kein diskriminierungsfreier Begriff, weil er nichts aussagt, außer dass die Person Schwarz ist. Interessanterweise wird das Wort sogar oft für Menschen gebraucht, die gar keine Afrikaner sind. Dies ist bereits ein Indiz für den diskriminierenden Charakter des Begriffs, (...)".
By the Way: Wie kommen Sie darauf, dass Halle eine Hochburg des Rechtsradikalismus ist? Mit 25% CDU im Stadtrat, 24% Linke, 19% SPD, 9% FDP und 9% Grüne. Die NPD hat mit 2% sogar noch weniger als die Grauen (2,5%). Das können Sie alles auf der offiziellen Seite vom Stadtrat nachlesen. Und eine Stadt mit 233.000 Einwohnern als kleinbürgerlich zu bezeichnen, ist schon ein bisschen beleidigend.
Wenn bei Ihnen Herr Repinski eine Hochburg schon bei weit unter zehn Prozent anfängt, dann möchte ich nicht wissen, was bei Ihnen Zahlen jenseits der 50 präsentieren. Eine Supermegahöchstburg? Gibt es dafür noch Worte? Ich dachte immer, Ihr Journalisten hättet gelernt mit Sprache umzugehen. Dass Sie Herr Schnellrechercheur es auch mit Zahlen und Statistiken nicht so genau nehmen, beweist Ihr Artikel sehr anschaulich. Anbiedernd, leichtfertig und reißerisch wird hier in die Klischeekiste gegriffen und damit mal eben schnell mit ein paar Zeilen eine ganze Stadt verleumdet. Ihr Versuch einer Rechtfertigung in diesem Blog beweist, dass es Ihnen offenbar auch an kritischer Selbstreflektion und Verantwortungsgefühl mangelt.
Ich schlage Ihnen ein Experiment vor: Kommen Sie nach Halle, setzen Sie sich eine schwarze Lockenperücke auf und dann laufen wir beide einmal durch die angeblichen No-go-Areale, von denen Sie so anschaulich berichteten. Damit das Ganze statistisch belegt ist, müssen wir das natürlich mehrmals im Jahr tun, nach dem Zufallsprinzip, mindestens an 50 Tagen immer zur gleichen Zeit und im gleichen Gebiet. Dann lieber Herr Repinski können Sie zumindest einen Erlebnisbericht schreiben. Und das werden Sie können, weil Sie es nämlich völlig unbehelligt überlebt haben werden. Halle wehrt sich! Wir lassen uns eine solch dreiste Meinungsmache nicht gefallen!
Hier noch der mittlere Teil meiner Zuschrift (das Einbinden hat anscheinend nicht geklappt):
Der Tenor Ihres gesamten Artikels ist tendenziös, die Grundhaltung wirkt vorgefasst (verheiratet mit einer Ostdeutschen abwertend; Diaby muss Halle schön finden, weil ja bald Wahlkampf sei böswillige Unterstellung; ein Junge schießt eine tote Taube durch die leere Fußgängerzone meint verwahrloste Innenstadt; kann schon sein, dass der von den Hallensern nicht sonderlich frequentierte, in Bahnhofsnähe gelegene obere Boulevard, an dem sich besagtes Eiscafé befindet, nicht sehr belebt war). Dem Vernehmen nach war Ihr Aufenthalt mit anderthalb Stzunden sehr kurz bemessen und außer dem Bahnhof und dem Boulevard haben Sie nichts weiter gesehen. Hätten Sie sich doch etwas mehr Zeit genommen! Dann wäre Ihnen sicher aufgefallen, Unvoreingenommenheit vorausgesetzt, dass es in Halle nur wenige rechte Strukturen gibt, jedenfalls nicht mehr als woanders auch, sondern im Gegenteil, ein Netzwerk von Vereinen und Initiativen, die erfolgreich diese Problematik angehen. So konnten z. B. durch verschiedene HFC-Fanprojekte rechte Tendenzen im Stadion seit geraumer Zeit zurückgedrängt werden. Viele Bürger und die Institutionen der Stadt sind über Ihre Anschuldigungen schier fassungslos, vor allem auch weil die Gefühlslage in der Bevölkerung eine völlig andere ist. An der halleschen Universität, eine der ältesten Deutschlands, sind über 20000 Studenten aus aller Herren Länder eingeschrieben, an der Kunsthochschule noch mal 3000. Halle ist Sitz von so renommierten Institutionen wie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der weltweit ältesten Wissenschaftsakademie oder der Bundeskulturstiftung gerade auch weil in dieser Stadt der Aufklärung (durch die Franckesche Stiftungen war Halle eine Hochburg des Pietismus) ein angenehmes gesellschaftliches Klima herrscht. Halle ist auch eine Stadt der Kultur - die Theater- und Medienlandschaft ist wie selten sonst breit aufgestellt. Die Saalestadt kann mit einer bunten, alternativen Szene aufwarten, von der andere Städte nur träumen können und die Antifa ist immer wachsam. Rechtsextreme kommen hier wirklich schlecht zum Zuge!
"Diaby muss Halle schön finden."
Muss er nicht! Ich habe den Eindruck, dass Herr Diaby gern in Halle wohnt und ihm die Stadt gut gefällt. Als freier Mensch wäre er sonst vielleicht längst umgezogen.
Natürlich gibt es in Halle Rechtsradikalismus. Der Vergleich zu anderen deutschen Gegenden, die das gleiche Problem haben, ist absolut legitim! Ein solcher Vergleich hat nichts mit "relativieren, wegschauen, umdeuten" zu tun. Wichtig ist es Tendenzen & Trends zu beobachten, z.B. ob prozentual mehr oder weniger Menschen die NPD wählen oder ob mehr rechte Demonstrationen angemeldet werden.
Extreme rechte Hochburgen sind viele ländliche Gebiete, wo Faschisten-Folklore gelebt wird, die Sonnenwende gefeiert wird und NPD-Bauern unser Bio-Gemüse anbauen.
Herr Repinski, verspüren sie nach dem Lesen der Kommentare ein Gefühl von Reue? Denken Sie, dass Ihr Artikel sowie der Blog-Kommentar gut recherchiert und objektiv formuliert sind? Sie sollten echte Einsicht zeigen, nicht zynisch reagieren und sich nicht weiter rechtfertigen. Meiner Meinung nach ist der Artikel schlechte journalistische Arbeit. Der Artikel ist subjektiv und bedient Vorurteile. Herr Diabys Kandidatur ist kein Experiment! So was zu lesen, macht mich ernsthaft traurig.