Dauerzoff bei Red Bull Vettel macht Webber klein
Beim Formel-1-Rennstall Red Bull herrscht Dauerzoff, Sebastian Vettel stänkert jetzt erneut gegen Mark Webber. Sein Teamkollege hätte den Sieg von Malaysia "nicht verdient gehabt". Der Abschied des Australiers nach Saisonende wird wahrscheinlicher.
Hamburg - Drei Wochen liegt der Große Preis von Malaysia nun schon zurück, doch das skandalöse Überholmanöver von Sebastian Vettel ist noch immer das bestimmende Thema bei Red Bull. Sieger Vettel hatte seinen führenden Teamkollegen Mark Webber in der Endphase überholt - trotz anderslautender Teamorder. Der Deutsche hatte sich direkt nach dem Rennen entschuldigt ("Ich habe Mist gebaut"), nun aber folgte vor dem dritten Saisonrennen am Sonntag in China (9 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) eine erneute Attacke.
Er habe den Funkspruch nicht verstanden, doch selbst wenn, hätte er wohl attackiert, sagte Vettel: "In Anbetracht der Ereignisse in den vergangenen Jahren glaube ich, dass der Mark es nicht verdient gehabt hätte, dass ich den zweiten Platz halte und ihm den Sieg überlasse."
Webber selbst versuchte zuvor, das Thema so klein wie möglich zu halten. "Wir müssen versuchen, unsere Emotionen im Griff zu haben", sagte der Australier. "Wir können das nicht mit uns rumschleppen." Doch Vettel durchkreuzte Webbers Versuch, die Situation bei Red Bull zu entspannen.
Vettel ist noch immer sauer, dass Webber ihn bei seinem vergangenen Titelgewinn nicht unterstützt hatte, dass der Australier ihm in São Paulo sogar in die Spur gefahren war. "Ich glaube, es gibt mehr als Brasilien, das passiert ist", sagte Vettel. Was genau er damit andeuten wollte, ließ er offen. Klar scheint nur, dass Vettel und Webber keine Freunde mehr werden. Eine denkbar schlechte Ausgangslage für Red Bull.
Webbers Vertrag läuft aus, der von Räikkönen bei Lotus auch
Der Rennstall hat bereits reagiert und die Teamordner bis zum Saisonende ausgesetzt, beide Fahrer müssen nun also ganz offiziell keine Rücksicht mehr aufeinander nehmen. Doch dies dürfte keine dauerhafte Lösung sein, vielmehr gibt es immer wieder Spekulationen über einen Personalwechsel bei Red Bull.
Die "Bild"-Zeitung hatte zuletzt berichtet, dass sich Red Bull nach dieser Saison von Webber trennen werde, der Australier bekomme keinen neuen Vertrag. Gegenüber SPIEGEL ONLINE stellte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko jedoch klar, dass noch keine Entscheidung gefallen sei: "Es ist üblich, dass wir uns immer erst im Sommer Gedanken über Verträge für die nächste Saison machen." Ein klares Bekenntnis zu einer weiteren Zusammenarbeit sieht anders aus.
Zumal auch schon über mögliche Nachfolger gesprochen wird. "Kimi ist cool und schnell und immer ein Kandidat", sagte der Red-Bull-Gründer und -Eigentümer Dietrich Mateschitz jüngst über den Finnen Räikkönen, dessen Vertrag am Saisonende bei Lotus ausläuft. Auf die Frage nach seiner Zukunft sagte Räikkönen nun: "Ich habe keinen Vertrag für nächstes Jahr. Mal sehen, was passiert." Klingt nicht so, als ob er ein mögliches Red-Bull-Angebot zwangsläufig ablehnen würde.
leh/dpa/sid