Dortmunds Sieg gegen Bayern Was Mourinho von Klopp lernen kann
Nach der Schlappe gegen Dortmund wartet auf die Bayern mit Real Madrid in der Champions League der nächste schwere Gegner. Doch diesmal haben die Münchner bessere Chancen. Die spanische Defensive dürfte leichter zu knacken sein als das BVB-Bollwerk.
José Mourinho wird nicht nur genau hingeschaut haben bei der 0:1-Niederlage des FC Bayern in Dortmund. Auch die Worte von Jürgen Klopp nach dem Spiel dürfte der Trainer von Real Madrid mit größtem Interesse zur Kenntnis nehmen. "Wir haben in der ersten Halbzeit so gespielt, wie es kaum besser geht gegen den FC Bayern", hatte der Dortmunder Trainer gesagt. Die Partie kann also durchaus als Vorlage für die Spanier dienen. In den kommenden beiden Wochen messen sich die Münchner im Halbfinale der Champions League mit dem Giganten aus der Primera División.
Und auf den ersten Blick wirkt das Rezept tatsächlich einfach: Nimm Arjen Robben und Franck Ribéry aus dem Spiel und die Bayern sind hilflos wie eine Schildkröte, die auf dem Rückenpanzer liegt. Denn durch die Mitte über Thomas Müller, Toni Kroos oder Bastian Schweinsteiger erzeugt die Mannschaft von Jupp Heynckes derzeit extrem wenig Gefahr. Und doch wird es Mourinhos Team nicht gelingen, den BVB zu kopieren. Denn "Real Madrid verteidigt nicht so gut wie wir", glaubt Klopp. Schließlich hatte der BVB ja nicht einfach nur einen guten Tag erwischt und die richtige Strategie gewählt.
Am Mittwoch wirkte der BVB beinahe so, als sei diese Mannschaft eigens als passendes Gegenstück zum FC Bayern designt worden. Bei den Münchnern wird Defensivschwäche geduldet, wenn die offensive Individualistenkunst nur groß genug ist.
Klopp hingegen hat in seinen ersten Jahren treffsichere Stürmer wie Alexander Frei und Mladen Petric fortgeschickt und sie durch disziplinierte Dauerläufer wie Robert Lewandowski oder Shinji Kagawa ersetzt. Und er hat eine ganze Armada von technisch starken, spielintelligenten, vor allem aber kilometerfressenden Arbeitern in die Mannschaft eingebaut. Der vierte Sieg in Folge gegen den FC Bayern muss etwas mit diesen Maßnahmen zu tun haben.
Laufstarke Teams bereiten den Bayern Probleme
Denn mit viel Laufbereitschaft und einer klugen Strategie lassen sich Ribéry und Robben tatsächlich ganz gut stoppen. Ein Außenverteidiger (je nach Seite Marcel Schmelzer oder Lukasz Piszczek) und ein offensiver Außenbahnspieler (Kevin Großkreutz oder Jakub Blaszczykowski) haben die Bayern-Stars gedoppelt und so Dribblings unmöglich gemacht.
Der ballnahe Sechser (Sebastian Kehl oder Ilkay Gündogan) versuchte den Pass in die Tiefe und den Doppelpass zuzustellen, während Kagawa, die hängende Spitze, sich bei Münchner Ballbesitz tief zurückfallen ließ. So verhinderte der Japaner drohende Unterzahlsituationen im Zentrum, wenn außen drei Mitspieler gebunden waren. Das hat funktioniert.
Es ist wohl kein Zufall, dass auch andere laufstarke Teams wie Mönchengladbach, der SC Freiburg, Hannover 96 oder Mainz den FC Bayern in dieser Saison vor große Probleme stellen konnten. Und wahrscheinlich hat das enervierende Spiel von Großkreutz und Schmelzer auf der linken Dortmunder Abwehrseite eine Menge zum Drama um Arjen Robben beigetragen, der nie ins Spiel fand und am Ende erst einen Elfmeter und dann eine wunderbare Großchance vergab.
Das Gegenmittel gegen den Bayern-Zauber ist also kein Zauberwerk, allerdings erfordert diese Spielweise extrem viel Disziplin und eine enorme Gedankenschnelligkeit. "Umschalten ist der zentrale Begriff unseres Spiels", hat Kehl vor einiger Zeit gesagt, und dieser Mechanismus ist eine Frage des Kopfes.
Auch Real Madrid arbeitet - angetrieben von den Umschaltkünstlern des FC Barcelona - an diesem Thema, doch wie die Bayern leistet Mourinho sich den einen oder anderen Individualisten, der gelegentlich mal stehen bleiben darf. Und das kann reichen, um Robben, Ribéry oder auch Müller den nötigen Raum zu verschaffen.
Das Duell mit Real wird also unter völlig anderen Vorzeichen stattfinden als die Partie in Dortmund. Folgenlos ist die Niederlage von Mittwoch aber trotzdem nicht für die Bayern. "Heute hier verloren zu haben, wird für die nicht so einfach wegzustecken sein", sagte Kehl. Und der Rekordmeister ist in dieser Saison bekanntlich ein sehr fragiles Gebilde. Das hat die Krisenphase nach Weihnachten eindrucksvoll gezeigt.