Bayern-Sieg gegen Fürth Vorne wird's voll
Die Bayern haben ihr Auftaktspiel gegen Fürth überlegen gewonnen - überzeugen konnte der Rekordmeister aber nur 45 Minuten lang. Dabei verfügt Trainer Jupp Heynckes über ein schier unerschöpfliches Offensiv-Reservoir. Doch genau das könnte bald zu Problemen führen.
Es war eine Szene mit viel Aussagekraft, die sich nach Schlusspfiff in Fürth abspielte. Die Bayern hatten locker 3:0 (1:0) gegen den Aufsteiger gewonnen, eine Pflichtaufgabe für die routinierten Münchner Spieler. Doch nicht für alle. Bastian Schweinsteiger, 20 Minuten vor dem Ende beim Stand von 2:0 eingewechselt, stürmte direkt vor die Fankurve, vergaß sogar, auf seine Kollegen zu warten.
Nach diesem Sommer, der so reich an Rückschlägen war für den 28-Jährigen, schien Schweinsteiger diesen so scheinbar alltäglichen Sieg voll auskosten zu wollen. Kurz darauf schien die Freude auch schon wieder gewichen, mit einem Kopfschütteln lief er an den Fragestellern in der Interviewzone vorbei zum Bayern-Bus, als sei ein Rest Unsicherheit geblieben.
Auf dem Feld hatte er souverän gewirkt auf seiner angestammten Position im linken defensiven Mittelfeld. Es war keine schwere Übung, denn die Bayern führten bereits 2:0 durch Treffer von Thomas Müller (43. Minute) und Mittelstürmer Mario Mandzukic (59.), als der 28-Jährige auf das Feld kam. Kurz danach fälschte Fürths Innenverteidiger Thomas Kleine eine Robben-Flanke zum Endstand ins Tor ab.
Dennoch ist das eine wichtige Erkenntnis für die Bayern nach diesem Spiel: Dass ihr Stratege Schweinsteiger wieder näher an die Startelf rückt. Mit dieser Möglichkeit tauchen zugleich Fragen auf. Denn sobald Schweinsteiger wieder von Beginn an spielt, wird es eng in der Bayern-Offensive.
Robben: "Es gibt noch viel zu verbessern"
Sein Ersatz auf der Sechs, Toni Kroos, dürfte dann wieder auf die Zehn rücken, dorthin, wo Trainer Jupp Heynckes jetzt fast schon zu viele Optionen hat. Selbst an Tagen wie in Fürth, wo Franck Ribéry krankheitsbedingt fehlte. Heynckes ließ den jungen Schweizer Xherdan Shaqiri als Ribéry-Ersatz spielen. Jedoch nicht auf dessen Position auf dem linken Flügel, sondern als quirligen, flinken Mann hinter der Sturmspitze Mario Mandzukic - auf der Zehn. Wie schon im lässig gewonnenen Pokalspiel gegen Regensburg.
Auf den Flügeln begann Müller rechts, der effektive Robben startete links, sie wechselten immer wieder hin und her. Wenn Kroos und Ribéry noch in diese Formation hineindrängen, dürfte es einen heftigen Konkurrenzkampf um die Plätze geben. Heynckes wird sich genau überlegen müssen, wem er Vertrauen schenken will - oder ob er einer ständigen Rochade den Vorzug gibt während der langen Saison.
In einem Spiel, in dem die Abwehrreihe der Bayern kaum gefordert wurde, ist Heynckes und auch den Spielern allerdings eines nicht entgangen. Dass die Bayern - vor allem in der ersten Halbzeit - erhebliche Probleme im Spielaufbau und auch Konzentrationsschwächen vor dem Fürther Strafraum hatten. "Wir hatten keinen Tempowechsel und Überraschungsmoment, in der zweiten Halbzeit haben wir das aber besser gemacht", sagte Heynckes. Kroos bemängelte "zu wenig Bewegung vor der Pause", Robben holte noch weiter aus: "Es gibt noch viel zu verbessern. Da waren einige Situationen, in denen wir den Ball zu einfach verloren haben. Da müssen wir aufpassen."
Die Bayern feiern wieder Siege in Serie
Auch Shaqiri, dessen Ecke in der 43. Minute im Führungstreffer von Müller mündete, war gegen Fürth längst nicht so präsent wie noch in der Pokalpartie in Regensburg. "Shaqiri kann jede Position spielen. Man hat heute aber gesehen, dass die Bundesliga nicht so einfach ist. Er ist ein Riesentalent, muss sich aber auch erst einmal durchsetzen", sagte Heynckes. Shaqiri lobte die anderen: "Es ist gut, dass wir hin und wieder wechseln können auf den Positionen. Das macht uns unberechenbar."
Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der Bayern, freute sich derweil über die zuletzt gezeigte Berechenbarkeit der Mannschaft - was eingeplante Siege angeht. Dortmund, Regensburg, Fürth, alle drei Spiele hat der nach zwei Saisons ohne Titel in der Bringschuld stehende Rekordmeister gewonnen. Im kommenden Heimspiel gegen Stuttgart soll dieser Erfolg bleiben.
Die Bayern sind nun Erster, was nach dem ersten Spieltag eine Momentaufnahme mit keinerlei Aussagekraft ist. Doch genau das ist ihr Selbstverständnis. Und aus diesem Selbstverständnis fällt es ihnen auch viel leichter, über den schwelenden Diskussionen zu stehen, wie etwa zum nervtötenden Poker um den Martinez-Transfer und neue Wasserstandsmeldungen aus Bilbao. "Wir machen uns nicht von Athletic Bilbao abhängig", sagte Rummenigge.
Abhängig zu sein von der Konkurrenz, das wollen die Bayern nicht mehr in dieser Saison. Nach zwei Jahren, in denen sie meist hinter ihr hergelaufen sind.
SpVgg Greuther Fürth - Bayern München 0:3 (0:1)
0:1 Thomas Müller (43.)
0:2 Mandzukic (59.)
0:3 Robben (79.)
Fürth: Grün - Nehrig, Mavraj, Kleine, Schmidtgal - Fürstner, Prib - Sararer - Tyrala (69. Stieber), Klaus - Fall (62. Azemi)
München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Badstuber - Luiz Gustavo, Toni Kroos (88. Timoschtschuk) - Thomas Müller, Shaqiri (72. Schweinsteiger), Robben - Mandzukic (81. Pizarro)
Schiedsrichter: Gagelmann
Zuschauer: 18.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Fall, Kleine - Luiz Gustavo, Boateng