Nürnberg vs. Bayern Angriffswirbel verwirrt Münchner Stars
Das 2:0 des FC Bayern beim 1. FC Nürnberg hört sich nach einem lockeren Sieg an. Tatsächlich aber waren die Münchner in der Anfangsphase überrumpelt von der Nürnberger Aggressivität. Bis zum Schluss fanden sie nicht in ihr gewohntes Kurzpassspiel.
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Der Gegner schimpfte währenddessen in der Interview-Zone in mannschaftlicher Geschlossenheit lieber über den Rasen. "Unverantwortlich. Der sieht von weitem besser aus als er ist", echauffierte sich Bayern Münchens Sportdirektor Matthias Sammer. Thomas Müller sprach ironisch von einem "gut präparierten Boden", Arjen Robben nannte das Grün einen "Acker". Spätestens als Kapitän Philipp Lahm, eigentlich Münchner Chefdiplomat, kritisierte, der Platz sei "nicht optimal, wenn nicht sogar schlecht" gewesen, war klar: Es musste etwas dran sein an dieser Graskritik.
Andererseits machten es sich die Bayern zu einfach damit, die bescheidenen Platzverhältnisse in der mit 50.000 Zuschauern ausverkauften Nürnberger Arena für ihre Mühen beim 2:0 (1:0)-Auswärtssieg, vor allem in der ersten Halbzeit, mitverantwortlich zu machen. Es waren schließlich die Nürnberger gewesen, die Timothy Chandler und Daniel Ginczek früh und ohne Fremdeinwirkung verloren hatten - mit einem Kreuzbandriss und einer Meniskusverletzung.
Die Mannschaft von Josep Guardiola war schlicht überrascht worden von dem aggressiven Angriffswirbel der Gastgeber in der hitzigen, stimmungsvollen Anfangsviertelstunde des Spiels.
Bayern schienen mit Nürnberger Spiel nicht gerechnet zu haben
Lahms Aussage nach der Partie ("Wir wussten, was auf uns zukommt") erstaunt in diesem Zusammenhang sehr. Denn es sah überhaupt nicht danach aus, als hätten die Bayern mit dem schnellen, überfallartigen Gegenpressing und Umschaltspiel der Nürnberger gerechnet. Vielmehr dürften die ersten 15 Spielminuten gegnerischen Trainern künftig als hervorragendes Lehrmaterial dafür dienen, mit welchen Mitteln dieser übermächtige FC Bayern zu überlisten ist. Ein solches Offensivfeuerwerk in so kurzer Zeit hat in dieser Saison bislang kaum eine Mannschaft gegen die Bayern gezeigt.
Man kann es auch so formulieren: Noch nie in dieser Spielzeit waren die Bayern derart in Bedrängnis wie in den ersten Minuten des Nürnberg-Spiels.
Bereits nach drei Minuten prüfte Ginczek Bayern-Keeper Manuel Neuer, eine Minute später lenkte der starke Neuer einen Seitfallzieher von Hiroshi Kiyotake an die Latte. Markus Feulners Flugkopfball in der 12. Spielminute segelte über das Tor, zwei weitere Chancen folgten. "Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die so gepowert und so schnell umgeschaltet hat", sagte Sammer und vollendete sein Lob an den Gegner: "Kompliment, so werden sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben."
Thiago mit halb so vielen Ballkontakten wie zuletzt
Nürnberg schaffte es, die Statistikwerte des Gegners über die gesamte Spielzeit hinweg unterdurchschnittlich zu halten. 82 Prozent angekommener Pässe bedeuten einen Negativrekord für die Bayern in dieser Saison, 64 Prozent Ballbesitz und 53 Prozent gewonnener Zweikämpfe sind ebenfalls mau. Thiago, der Spieler mit den meisten Ballkontakten auf dem Feld, kam nach seinem Liga-Rekord aus der Vorwoche gegen Frankfurt (185 Ballkontakte) nur noch auf gut die Hälfte, nämlich 94.
Das lag vor allem an der ungewohnten Manndeckung, die die Bayern besonders im Spielaufbau vor ein Rätsel stellte, das sie zunächst nicht lösen konnten. Bayern-Kapitän Lahm hob im Anschluss entsprechend die Taktik Nürnbergs hervor, "sie haben über den ganzen Platz eins gegen eins gespielt. Und dann ist es natürlich nicht so einfach, Ballkontakte zu haben. Wir haben unser Spiel heute umstellen müssen." Sammer formulierte es so: "Wir haben einen Spielstil kreiert, der vielleicht nicht für uns steht, aber unsere Anpassungsfähigkeit zeigt."
Vom gewohnten schnellen Kurzpassspiel war also nicht viel zu sehen, die Bayern versuchten es eher auf die rustikale Art, mit Einzelaktionen, langen Bällen, Flanken. Und sie hatten Erfolg. Zunächst verwertete Stürmer Mario Mandzukic eine Alaba-Flanke per Direktabnahme nach Nürnbergs Sturmphase eiskalt (18.), kurz nach der Pause erhöhte Lahm.
Effizienter geht es kaum, das kann Nürnberg noch von den Bayern lernen. Ansonsten haben die abstiegsbedrohten Franken sehr viel richtig gemacht gegen die nun seit 45 Spielen ungeschlagenen Münchner. Verbeek hat sich das Bier verdient.
1. FC Nürnberg - Bayern München 0:2 (0:1)
0:1 Mandzukic (18.)
0:2 Lahm (49.)
Nürnberg: Raphael Schäfer - Chandler (10. Angha), Petrak, Pinola, Plattenhardt - Frantz - Drmic, Feulner, Kiyotake, Hlousek (76. Gebhart) - Ginczek (22. Pekhart)
München: Neuer - Rafinha, Jerome Boateng, Dante, Alaba - Lahm - Thomas Müller (72. Martínez), Thiago, Götze, Robben (81. Shaqiri) - Mandzukic (86. Pizarro)
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden)
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Hlousek (3), Pinola (2) - Lahm (2), Mandzukic (5), Thomas Müller
Passquote: 82 Prozent Bayern, 18 Prozent Nürnberg