Bayern-Sieg gegen Hoffenheim "Unser Ziel ist es, Erster zu werden"
Mit ihrem Sieg über Hoffenheim haben die Bayern die Jagd auf Dortmund gestartet. Der Spitzenreiter soll jetzt jedes Wochenende unter Druck gesetzt werden - aber der Spielplan macht das schwierig.
Für die rot gekleideten Zuschauer in der Sinsheimer Arena war die Saison nach dem Schlusspfiff im Grunde schon beendet. "Deutscher Meister wird nur der FCB", sangen die Bayernfans nach dem überzeugenden 3:1-Sieg gegen Hoffenheim, der auch ein, zwei Tore höher hätte ausfallen können.
Wer könnte es den Bayern, die in der Vorrunde so viel Kritik hatten einstecken müssen, aber auch verdenken, dass sie die Steilvorlage dankbar annehmen und die Jagd auf den Tabellenführer aus Dortmund eröffneten? "Unser Ziel ist es, Erster zu werden", sagte Trainer Niko Kovac. "Ich weiß nicht, ob es das je gegeben hat in der Geschichte, dass ein Klub einen zwischenzeitlichen Neun-Punkte-Abstand aufholt. Aber das ist unser Ziel."
Am Freitag waren es jedenfalls nur noch drei Punkte Rückstand auf Dortmund. Sollte der BVB in Leipzig siegen, wären es wieder sechs. Wobei irgendwelche Rechenspiele nach 18 von 34 gespielten Partien noch reichlich sinnlos sind.
Neuer Optimismus
Wichtiger als das Ergebnis dürfte aus Bayern-Sicht am Freitagabend dann auch gewesen sein, dass die Mannschaft so aufgetreten war, dass man sich einen glücklichen Ausgang der Aufholjagd nach dieser Leistung zumindest wieder vorstellen kann. Genau das war bis Ende November ja nicht der Fall gewesen. Wer zu Hause gegen Freiburg und Düsseldorf nicht gewinnt und gegen Mönchengladbach 0:3 verliert, wird zwangsweise kleinlaut.
Er darf aber auch wieder lauter werden, wenn die Resultate stimmen: Seit dem 3:3 gegen die Fortuna wurden alle sechs Ligaspiele gewonnen. In Sinsheim brachten die Bayern ihre individuelle Überlegenheit überdeutlich auf den Platz: Sie spielten den ansehnlicheren Fußball, und sie zeigten die Primärtugenden, ohne die von der Kreisliga A bis zur Champions League noch selten ein Fußballspiel gewonnen wurde.
Oder wie es Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann einsichtig formulierte: "Wenn du in talentfreien Bereichen wie Zweikampfführung und Aggressivität deutlich schlechter bist als der Gegner, der talentreicher ist, dann wird es schwierig." Eine Zweikampfquote von 39 zu 61 sagt da schon einiges aus, die gefühlte Überlegenheit der Bayern lag indes noch deutlicher darüber.
Das lag nicht nur an der wiedergewonnen Stärke der Bayern, sondern auch am Gegner. Hoffenheim spielte im ersten Durchgang so schwach wie noch nie in dieser Saison. Die Räume, die zwischen der Dreier-Kette und einem Mittelfeld ohne echten Sechser klafften, hätten wohl auch schlechtere Mannschaften als der FC Bayern dankbar angenommen.
Wie ein Porsche-Fahrer auf der einsamen Autobahn
Auch Leon Goretzka, der gleich zwei Mal traf und neben dem bedauernswerten Hoffenheimer Torwart Oliver Baumann der beste Mann auf dem Platz war, muss sich gefühlt haben wie ein Porsche-Fahrer auf einer eigens für ihn gesperrten Autobahn: "Wir hatten viele Räume. Wenn wir da ein bisschen konsequenter auftreten, haben wir einen ruhigen Abend." Wie es geht, konnte dann auch der eingewechselte James zeigen, der ja um einen neuen Vertrag kämpft. Seine zentimetergenaue Flanke auf Thomas Müller ermöglichte erst das spielentscheidende 3:1 durch Robert Lewandowski.
Wahrscheinlich würden die Bayern nun einiges dafür geben, wenn der Spielplan ihnen in der Rückrunde ausschließlich Freitagsspiele bescheren würde. Dass die Dortmunder künftig ständig "nachlegen" müssten, schien am Freitag jedenfalls zur fixen Idee im Bayern-Lager geworden zu sein. "Wenn wir gewinnen, setzen wir Dortmund unter Druck, sie müssen nachziehen", behauptete Trainer Kovac. Und Verteidiger Niklas Süle wünschte sich an alter Wirkungsstätte, dass es "jetzt hoffentlich jede Woche so sein wird, dass wir vorlegen."
Ein frommer Wunsch, denn der BVB und die Bayern müssen bis zum Saisonende meist zeitgleich ran. Und ausgerechnet zu Beginn der Rückrunde, wo die Saison für den FCB ja eigentlich erst richtig anfängt, meinen es die Spieltagsplaner nicht gut mit den Münchnern: Am kommenden und am übernächsten Wochenende spielt Dortmund sogar einen Tag vor ihnen. Selbst für die wiedererstarkten Bayern dürfte es da schwer werden, vorzulegen.