Bayern-Torjäger Mandzukic Stoiker im Sturm
Er ist weder elegant noch rasend schnell und auch nicht sonderlich gesprächig. Mario Mandzukic in München schillert nicht, dafür schießt er Tore, sehr viele Tore. Der Stürmer ist der am meisten unterschätzte Bayern-Profi der Saison.
Mario Mandzukic trägt seit einem guten Jahr einen besonderen Titel. Ein Titel, der nie fehlen darf, wenn von ihm die Rede ist, der bei jedem Tor des Kroaten in Klammern mitgesprochen wird. Mario Mandzukic ist der "Stürmertyp, den Trainer Guardiola an sich gar nicht mag". Dabei müsste man ihn lieben.
Denn Mandzukic trifft und trifft und trifft. 17 Tore bei 25 Liga-Einsätzen, dazu sechs Vorlagen - ohne Mario Mandzukic stünde der FC Bayern nicht so dominant da, wie er es als frühester Bundesliga-Meister jetzt tut. Und trotzdem redet alles über den möglichen Abschied von Mandzukic aus München. Nur einer steht in der Scorerliste der Liga noch vor ihm. Der heißt Robert Lewandowski. Womit Mandzukics größtes Problem genannt ist.
Beckenbauer hat Abschied schon vorweggenommen
Seitdem der Transfer des Noch-Dortmunders Lewandowski nach München offiziell ist, geht die Öffentlichkeit wie selbstverständlich davon aus, dass Mandzukics Tage in München gezählt sind. Zwei Mittelstürmer dieser Kategorie sind einer zu viel auf dem Platz, vielleicht sogar im Kader. Und wo die Präferenzen des Trainers Guardiola liegen, gilt ohnehin als bekannt. Ein spielender Stürmer soll es möglichst sein, am liebsten einer, der sich im offensiven Mittelfeld genauso wohlfühlen könnte wie im Strafraum. Ein Mario Götze kann das, Lewandowski auch, Mandzukic nicht.
Mandzukic macht nur Tore. 32 in 48 Ligaspielen für die Bayern. Aber es sind eben nur Tore. In einer Zeit, in der Fußball nicht mehr ausschließlich als Ergebnisspiel gesehen wird, ist das fast zu wenig.
Insofern müsste der Fall klar auf der Hand liegen. Bayern-Ehrenvorsitzender Franz Beckenbauer hat Mandzukics Abschied schon vor Wochen als wahrscheinlich vorweggenommen, die Berater des Kroaten sollen bereits beim FC Chelsea und beim FC Arsenal vorstellig geworden sein.
Zudem herrscht beim FC Bayern ein schon traditioneller Verdrängungswettbewerb auf der Mittelstürmerposition. Vor Mandzukic hatte Mario Gomez vor der internen Konkurrenz kapituliert und war nach Italien gewechselt. Gomez hatte zuvor Miroslav Kloses Stammplatz besetzt. Jener hatte den Niederländer Roy Makaay aus München vertrieben.
Seine Sprache entfaltet sich auf dem Platz
Alles klar also? Nicht ganz. Dass Mandzukic selbst bislang noch nie davon gesprochen hat zu gehen, mag an der schweigsamen Art des Kroaten liegen. Mandzukic redet nicht mehr als unbedingt nötig mit der Presse. Als er in der Vorwoche erneut zu Kroatiens Fußballer des Jahres gewählt wurde und damit selbst Real-Star Luka Modric distanzierte, ließ er sich die Trophäe in den Räumen der Bayern-Geschäftsstelle übergeben. Nur kein überschüssiges Scheinwerferlicht.
Mandzukics Sprache entfaltet sich geradezu stoisch auf dem Platz. Es gibt wohl keinen Strafraumspieler in der Liga, der mit so viel Einsatz bei der Sache ist. Der 27-Jährige wirft sich in jeden Ball, wenn nur ansatzweise die Chance besteht, einen Körperteil ans Spielgerät zu bekommen.
"Ich liebe diesen Spieler", hat Guardiola kurz nach Amtsantritt über seinen Mittelstürmer gesagt, und dass er ihn für "den besten Spieler der Welt im Sechzehner" hält. Nun weiß man, dass der Trainer eine gewisse Zuneigung zum Superlativ hegt. Und dass er auch anders kann, bewies der Coach, als er Mandzukic wegen angeblich mangelnden Trainingseinsatzes zum Rückrundenauftakt aus dem Kader strich. Allzu viel sollte sich der Kroate daher nicht auf die Lobeshymnen einbilden. Aber selbst der Trainer, der diesen Stürmertyp angeblich nicht mag, wird registriert haben, wie viele Erfolge Mandzukic der Mannschaft gesichert hat.
In der Hinrunde gegen Hertha BSC, als es zu Hause gar nicht laufen wollte, wurde der Angreifer nach 26 Minuten beim Stand von 0:1 eingewechselt. 25 Minuten später stand es 2:1 nach zwei Toren von Mandzukic. Vielleicht mag es dem Trainer zu jenem Zeitpunkt eingeleuchtet haben, dass zuweilen die gute alte "richtige Neun" auch ein adäquates taktisches Mittel sein kann. Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge hat wiederholt betont, dass man den Vertrag mit dem Kroaten, der noch bis 2016 läuft, gerne verlängern möchte.
Die Frage ist derzeit eher, ob Mandzukic will. Wie sehr sich der Verein um Lewandowski bemüht hat, obwohl man in den eigenen Reihen einen echten Goalgetter besitzt, haben der Kroate und seine Berater sehr deutlich registriert. Mandzukic hätte verärgert darauf reagieren können oder lustlos.
Stattdessen hat er seit Februar nur in zwei Bundesliga-Spielen nicht getroffen.