Verpflichtung von Neunjährigem FC Barcelona kauft sich einen Knirps
Zak Gilsenan ist der neueste Zugang des FC Barcelona - und der jüngste. Der Neunjährige zieht von Irland nach Spanien, um in der Fußballschule des FCB auf eine große Karriere vorbereitet zu werden. Doch das Vorgehen ist umstritten.
Hamburg - Wenn er groß ist, möchte er einmal für die irische Fußball-Nationalmannschaft spielen. "Das ist sein Traum", sagt der Vater von Zak Gilsenan. Doch bis der Junge alt genug für die irische Auswahl ist, wird er eine ganz andere Art des Fußballs kennen und schätzen gelernt haben: Zak Gilsenan beginnt seine Lehre bei den Ballkünstlern vom FC Barcelona. Mit neun Jahren.
Die Barcelona-Scouts haben den Buben aus dem Dubliner Vorstädtchen Castleknock in ihre Fußballschule aufgenommen. Dort soll der langhaarige Gilsenan, der in seiner Heimat bereits als "Irish Messi" gefeiert wird, auf eine vielversprechende Karriere vorbereitet werden.
Eigentlich sei Zak von Talentsuchern des Premier-League-Clubs Tottenham Hotspur entdeckt worden, erzählt sein Vater Stephen Gilsenan. Doch dann traf er in einem Testspiel gleich siebenmal und setzte sich gegen 400 andere Barcelona-Bewerber durch.
Irische Wettbüros lassen bereits auf Gilsenans Karriere setzen
"Wir werden nach Barcelona gehen und sehen, wie sich alles entwickelt. Wir wollen, dass er es dort genießt", sagt der Vater. Von seiner Familie wird der Junge unterstützt, die Eltern waren es, die ihn für das Scouting anmeldeten. Bald werden die Gilsenans geschlossen nach Barcelona ziehen - alles für Zaks Karriere.
Eine Karriere, an deren Planung der Neunjährige in Wahrheit wohl nur marginal beteiligt war - und es zukünftig noch weniger sein wird. Seine Entwicklung ist nun komplett auf den Fußball ausgerichtet. Auf den Fußballer, der er einmal werden soll.
Die irischen Wettbüros nehmen bereits Tipps an, ob Gilsenan an seinem 21. Geburtstag Kapitän der irischen Nationalmannschaft sein wird. Besser noch stehen die Quoten für die Wette, ob er der jüngste irische Nationalspieler aller Zeiten werden wird. Den bisherigen Rekord hält Kimmy Holmes, der 1971 mit 17 Jahren ins Team berufen wurde.
Ob ein derartiger Hype dem Heranwachsen eines Neunjährigen zuträglich ist, scheint mehr als fraglich. Der Fußball-Weltverband Fifa hat aus diesem Grund die Transfers minderjähriger Spieler mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich verboten. Als Bundesligist 1899 Hoffenheim Anfang des Jahres einen 13-Jährigen unter Vertrag nahm, wetterte Uefa-Präsident Michel Platini: "Ich bin grundsätzlich gegen den Transfer von Minderjährigen."
"Eine heimatnahe Ausbildung ist zu bevorzugen"
Doch da es sich bei der Aufnahme in eine Fußballschule nicht um einen Transfer im eigentlichen Sinn handelt, fällt dieses Vorgehen unter kein offizielles Reglement. In seiner früheren Funktion als DFB-Sportdirektor gab Matthias Sammer dennoch unmissverständlich zu verstehen: "Eine heimatnahe Ausbildung ist klar zu bevorzugen, man kann nur gegen eine solche Entwicklung sein. Wird es zur Regel, wäre das eine Katastrophe."
Der FC Barcelona sieht das anders. Der Club verfolgt schon sein langem die Linie, frühzeitig vielversprechende Talente für seine Fußballschule FCBEscola zu gewinnen. Lionel Messi und Welt- und Europameister Andrés Iniesta waren zwölf, als sie zum dreimaligen Champions-League-Gewinner stießen. Jüngster Zugang vor Gilsenan war der zehnjährige Japaner Takefusa Kubo im vergangenen Jahr. Noch weniger Skrupel hatte der Premier-League-Club Manchester United: Sie sicherten sich in der gleichen Saison den fünfjährigen Charlie Jackson.
Auch in der Bundesliga ist das frühe Abwerben jünger Spieler unter 16 Jahren durchaus verbreitet. Die Regeln der DFL sehen allerdings vor, dass Schüler ab 16 Jahren nur in Absprache mit ihren Eltern einen sogenannten Fördervertrag unterschreiben dürfen, um sich für längere Dauer an ihren Ausbildungsverein zu binden.
Die Zustimmung seiner Eltern hat Zak Gilsenan jedenfalls.
psk/sid