Stadion-Bausünden Rasen-Retter Regenwurm, leider erfolglos
Wenn die Flutlichter Autofahrer blenden, der Bierstand nicht geöffnet ist oder Regenwürmer einen überfluteten Rasen retten müssen, dann ist klar: Irgendwas stimmt mit dem Stadion nicht. Das Magazin "11FREUNDE" hat die kuriosesten Pannen beim Arena-Bau zusammengetragen.

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Anlässlich des Champions-League-Endspiels 2004 in der Schalker Arena hatte ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle einen Plan: Um die Zuschauer schneller aus dem Stadion zu lotsen, wurde eine zusätzliche Treppe zum Parkplatz P errichtet. Kostenpunkt: 10.000 Euro. Dass an dieser Stelle des Stadions allenfalls eine Handvoll Zuschauer die Treppe nutzen können, bemerkten die Beteiligten erst nach der Fertigstellung.
1500 Zuschauer des österreichischen Bundesliga-Spiels Pasching gegen Rapid Wien kamen sich 2006 im Sektor 18 des Waldstadions vor wie auf einer Hüpfburg. Die Südtribüne bog sich durch und sackte schließlich um beeindruckende 15 Zentimeter ab. Zwei tragende Bolzen hatten sich selbstständig gemacht. Per Lautsprecher wurden die Zuschauer aufgefordert, nicht mehr zu hüpfen. Zunächst wurde dann Sabotage vermutet, es war aber nur ein Montagefehler.
"Torskandal!", schrieb 2004 das "Hamburger Abendblatt" und unterstellte dem Hamburger SV, zu kleine Tore im Stadion aufgestellt zu haben. Die Reporter hatten die Aluminiumkästen selbst abgemessen: 2,39 Meter und 2,41 Meter statt der von der DFL vorgeschriebenen 2,44 Meter. Kleinlaut kündigte der Club an, den Baufehler zu beheben und vor den nächsten Spielen eigenhändig Maß zu nehmen. Kommentar von User "y21" im leidgeprüften HSV-Forum: "Die Tore sind doch jetzt schon viel zu groß."
Um den Sportpark Nord, Heimstätte des Bonner SC, regionalligatauglich zu machen, investierte die Stadt 2012 stolze 5,3 Millionen Euro für die Sanierung, 1,2 Millionen davon flossen in den Bau einer brandneuen Flutlichtanlage. Der erste Test, die erste böse Überraschung: Die Flutlichter leuchteten zwar den Rasen, nicht aber die ebenfalls renovierte Laufbahn aus. Bauarbeiter mussten die 14 Flutlichtscheinwerfer jeweils neu justieren, ehe sich auch die Ersatzspieler wieder im Hellen warmlaufen durften.
Die Saison 1987/1988 war in vollem Gange, als die Verantwortlichen von Sampdoria Genua das Stadio Luigi Ferraris komplett abrissen, um ein neues Schmuckkästchen für die WM 1990 zu errichten. Beim ersten Rundgang nach der Fertigstellung dann der Schock: Die Architekten hatten sich so sehr verrechnet, dass von gut einem Drittel der Plätze der Rasen nicht sichtbar war. Notlösung: Das Spielfeld wurde um einen Meter angehoben. Seinen Spitznamen hatte das neue Rund trotzdem weg: "Stadion für Blinde".
"Das schönste Stadion der Schweiz" versprachen die Planer des neuen Allmend-Stadions zu Luzern 2007 vollmundig - und meinten wohl eher nicht die "Geistertribüne", die 20 Meter hinter der neuen Spielstätte einfach stehen blieb. Eine nostalgische Reminiszenz? Ein architektonisches Mahnmal? Erst 2021 soll die Tribüne abgerissen werden. Bis dahin hat man von der einst 3000 Plätze starken Lumag-Tribüne einen herrlichen Ausblick auf die Blechverkleidung der Nordfassade des Neubaus.
Das Stadion an der Kreuzeiche vom SSV Reutlingen hatte 1988 wahrlich eine Renovierung nötig, doch durch einen Planungsfehler wurden die Stufen der zusätzlichen Stehränge deutlich zu flach eingebaut. Dass in den ersten Reihen kein Mensch einen anständigen Blick aufs Spielfeld werfen konnte, stellten die Verantwortlichen allerdings erst kurz vor der Fertigstellung der kompletten Tribüne fest; für eine kurzfristige Ausbesserung war es da zu spät. Folge: Der SSV musste seine ersten Heimspiele auf einem Nebenplatz austragen.
Nicht nur eine, gleich eine Handvoll Bausünden leistete sich die Verwalterfirma Minas Arena, Stadionbetreiber des Mineirao im brasilianischen Belo Horizonte. Bei der WM 2014 sollen hier zwei Gruppenspiele und ein Halbfinale stattfinden. Doch beim ersten Härtetest im Derby zwischen Atlético Mineiro und Cruzeiro funktionierte weder das Licht in den Toiletten, noch waren die Imbissstände geöffnet oder wurden die Eintrittskarten richtig ausgedruckt. Die Stadtverwaltung verdonnerte die Verantwortlichen zu 317.000 Euro Strafe.
Komplikationen während eines Stadionbaus kommen vor. In Bielefeld wurde die Gästetribüne zunächst außerhalb des Stadions errichtet. Beim Bau des FSV-Stadions in Frankfurt fand man Altöl unter der Haupttribüne und bekam vorerst keine Genehmigung für das Flutlicht, weil es angeblich vorbeifahrende Autos blenden könne. Und beim Confed-Cup-Finale 2005 zwischen Brasilien und Argentinien regnete es plötzlich durchs Dach des modernisierten Waldstadions. In der Halbzeit lief über die Lautsprecher: "Raindrops keep falling on my head".