Strittige Bundesliga-Spiele Aus dem Stadion ins Gericht
Das Phantomtor von Sinsheim behält seine Gültigkeit. Der deutsche Fußball kennt jedoch etliche Fälle, in denen Spiele nach strittigen Ereigissen wiederholt oder neu gewertet wurden. Ob ein Protest Erfolg hat, entscheidet nicht immer nur der DFB.
Hamburg - Der irreguläre Treffer von Leverkusens Stefan Kießling sorgte zehn Tage lang für Gesprächsstoff im Fußball, jeder hatte seine eigene Meinung. Nun ist klar: Das Tor zählt. Die Hoffenheimer bekommen kein Wiederholungsspiel und müssen mit der Niederlage leben. Die Diskussionen dürften trotzdem nicht sofort abreißen. Den während die Verbände die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters als unantastbar ansehen, bezeichnen Kritiker das Urteil als enttäuschend.
Kießlings Phantomtor ist nicht der erste strittige Anlass, der dafür sorgt, dass nach Spielende das Gericht über die Wertung entscheidet. In der Zweitliga-Partie VfB Leipzig gegen den Chemnitzer FC im Juni 1995 zeigte Schiedsrichter Michael Prengel in der zweiten Halbzeit dem Leipziger Spieler Ronald Werner die Gelb-Rote Karte. Werner war zuvor jedoch noch gar nicht verwarnt worden. Prengel wandelte die Strafe daraufhin in eine glatte Rote Karte um, das Spiel endete 2:3 zugunsten der Chemnitzer.
Leipzig protestierte gegen die härtere Strafe für Werner und bekam ein Wiederholungsspiel. Der VfB gewann dieses 1:0. Die Fifa pochte jedoch beim DFB auf die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters und drohte sogar mit dem WM-Ausschluss für die Nationalmannschaft 1998. Das Wiederholungsspiel wurde annulliert und das ursprüngliche 2:3 zugunsten der Chemnitzer ging letztlich in die Wertung ein.
Ein Beispiel für einen erfolgreichen Protest ist das Skandalspiel zwischen dem FC Schalke 04 und Rot-Weiss Essen im Mai 1984. Schalke hatte den Aufstieg in die erste Liga bereits geschafft, RWE kämpfte noch gegen den Abstieg. In der zweiten Halbzeit des Revier-Derbys stürmten Schalker Fans wiederholt auf den Platz und griffen die Essener Spieler an. Es wurde mehrfach unterbrochen.
RWE-Torhüter Carsten Hellmann wurde zudem 20 Minuten vor dem Ende von einem Zuschauer verletzt und konnte nicht weiterspielen, Essen hatte sein Wechselkontingent zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschöpft. Das Spiel endete 5:0 für Schalke, RWE legte dagegen erfolgreich Protest ein. Das Wiederholungsspiel entschied Schalke mit 3:2 für sich, RWE stieg endgültig ab.