Leere Ränge bei Wolfsburger Auftaktsieg "Das hat die Mannschaft nicht verdient"
Sportlich ist der Champions-League-Auftakt des VfL Wolfsburg gelungen: Das 1:0 gegen ZSKA Moskau wurde allerdings vom dürftigen Zuschauer-Interesse getrübt. Sportchef Klaus Allofs klagte über den tristen Rahmen.
Fußballer, Fans und Funktionsträger schwärmen gerne vom speziellen Zauber der Champions League, der sich vor allem kurz vor Spielbeginn entfaltet: wenn die Mannschaften unter dem Applaus des festlich gestimmten Publikums den Rasen betreten, wenn das Flutlicht brennt und die Hymne der Champions League läuft. Ein Wort, das fast schon Pflicht ist in diesem Zusammenhang: Gänsehaut.
Klaus Allofs, der Sportchef des VfL Wolfsburg, empfand den Prolog zum 1:0-Erfolg gegen ZSKA Moskau zum Start der Königsklassen-Kampagne wenig bewegend. Anstatt den Moment zu genießen, habe er sich vor Anpfiff im Stadion umgeschaut und sich gefragt: "Wo sind die Leute?" So berichtete es Allofs später mit bitterer Ironie. Denn der Wolfsburger Erfolg wurde erheblich getrübt durch das magere Zuschauer-Interesse.
Nur 20.126 Menschen hatten den Weg ins Stadion am Mittellandkanal gefunden, auf der Gegengerade und in der Südkurve waren auf den Rängen erhebliche Lücken auszumachen. Dort dominierten nicht die Wolfsburger Farben, dort dominierten nicht Grün und Weiß, sondern das Grau der Plastiksitze. Die Ecke über dem Gästeblock hatte der Verein mit einer Plane abhängen lassen, auf der das Motto des VfL geschrieben stand: "Fußball ist alles". Doch Fußball ist in Wolfsburg offensichtlich nicht alles. Der Rahmen der Partie gegen Moskau passte eher zu einem Erstrundenspiel im Pokal als zur Champions League.
Allofs findet Zuschauer-Zuspruch "enttäuschend"
Auf einen Grund für den schwachen Zuspruch wollte er sich nicht festlegen. Er führte die Wolfsburger Einwohnerzahl an, schränkte aber ein, dass der Schwund auf den Rängen kein grundsätzliches Problem des VfL sei. Schließlich seien die Bundesliga-Heimspiele stets gut besucht. Zuletzt gegen Schalke war das Stadion ausverkauft, beim Spiel davor gegen Frankfurt waren mehr als 29.000 Zuschauer da. Mangelndes Interesse sei immer dann ein Thema, "wenn wir unter der Woche spielen", sagte Allofs. Im Pokal und in den europäischen Wettbewerben.
Viel Grau in Wolfsburg. #WOBZSKA pic.twitter.com/yMdBd3U1AC
Hendrik Buchheister (@h_buchheister) 15. September 2015
Die Wolfsburger haben an Anerkennung gewonnen in der jüngeren Vergangenheit, vor allem durch die Vizemeisterschaft und den Sieg im DFB-Pokal in der abgelaufenen Saison. Bei der Mobilisierung seiner Gefolgschaft hat der Klub immer noch Probleme, das hat das Spiel gegen Moskau gezeigt.
Trainer Dieter Hecking hatte keine Lust, über die Kulisse zu klagen: "Ich fand unsere Kurve überragend. Wo die eingefleischten Fans stehen, wurde 90 Minuten versucht, die Mannschaft zu unterstützen", sagte er - und hatte Recht. Die Fans, die im Stadion waren, machten tatsächlich ordentlich Stimmung. Die Nordkurve, Heimat des harten Fan-Kerns, sang vom Anpfiff bis zum Ende des Spiels, und nach den ersten 90 Minuten der Champions-League-Saison bestand ja tatsächlich Grund zur Freude für Wolfsburgs Anhänger. Der Start in den Wettbewerb ist gelungen, dem Auswärtsspiel gegen Manchester United in zwei Wochen kann der VfL gelassen entgegensehen.
Gegen Moskau gab es zu keiner Zeit Zweifel am Wolfsburger Sieg, der nach allgemeinem Empfinden eine Spur zu niedrig ausgefallen war: "Wir hätten die eine oder andere Chance besser nutzen müssen. Hoffentlich kommt es am Ende nicht auf das Torverhältnis an", sagte Max Kruse. Sein neuer Kollege Draxler deutete nicht nur mit seinem Treffer erstmals an, welchen Wert er für den VfL haben könnte: Während dem ehemaligen Schalker bei seinem Debüt gegen Ingolstadt (0:0) noch die Anbindung ans Spiel gefehlt hatte, war Draxler gegen Moskau das Zentrum des Spiels. Die Wolfsburger Angriffe liefen meistens über ihn. Sein Tor in der 40. Minute hatte er selbst eingeleitet durch einen Pass auf Kruse, der den Ball wieder nach innen brachte, zu Draxler.
Sportlich können die Wolfsburger zufrieden sein mit dem Start in den Europapokal. Beim Drumherum ist noch Verbesserungsbedarf, das sieht auch Draxler so: "Ich hoffe, dass nächstes Mal mehr Zuschauer kommen", sagte er. Damit sich auch in Wolfsburg der spezielle Zauber der Champions League entfaltet.
VfL-Manager Klaus Allofs zum dürftigen Zuschauer-Interesse: "Enttäuschend, hat die Mannschaft nicht verdient." #WOBZSKA
Hendrik Buchheister (@h_buchheister) 15. September 2015
VfL Wolfsburg - ZSKA Moskau 1:0 (1:0)
1:0 Draxler (40.)
Wolfsburg: Benaglio - Träsch, Naldo, Dante, Rodriguez - Luiz Gustavo - Caligiuri (85. Guilavogui), Draxler, Schürrle (76. Arnold) - Max Kruse, Dost (46. Bendtner).
ZSKA: Akinfeew - Fernandes, Ignaschewitsch, Berezutskiy, Shchennikov - Wernbloom, Natcho (65. Doumbia) - Dsagojew, Tosic (78. Milanov) - Musa, Eremenko.
Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen)
Zuschauer: 20.126