Deutsche Olympia-Bilanz Zwei Tage, null Medaillen
Der zweite Wettkampftag bei den Olympischen Spielen ist vorbei und noch immer hat das deutsche Team keine Medaille geholt. Beim DOSB setzt man auf das Prinzip Hoffnung und gibt Durchhalteparolen aus.
Hamburg - Michael Vesper hat schon bessere Tage erlebt. Der deutsche Chef de Mission eilte am ersten Olympia-Wochenende in London von Sportstätte zu Sportstätte, um seine Schützlinge bei ihren Wettkämpfen zu unterstützen. Doch egal, wo er auftauchte, Grund zum Jubeln hatte er nicht. Deutschland hat auch nach dem zweiten Wettkampftag bei den Olympischen Spielen noch keine Medaille geholt. Vespers' ernüchterndes Fazit: "Wir sind nicht zufrieden und enttäuscht. Es wäre schöner, wenn Erfolg dagewesen wäre, man kann es aber nicht ändern", sagte der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Vor vier Jahren in Peking mussten sich die Deutschen gedulden, bis die erste Medaille am zweiten Tag gefeiert werden konnte. Die Wasserspringerinnen Ditte Kotzian und Heike Fischer holten 2008 in Peking Bronze. Doch in London klappte noch nicht einmal das.
Für das 392 Sportler große DOSB-Team blieben bislang sämtliche Medaillenerwartungen unerfüllt. Egal, ob im Fechten, Radsport oder Schießen, kein Athlet kämpfte sich auf einen der ersten drei Plätze. Auch die Schwimmer um das Star-Duo Paul Biedermann und Britta Steffen konnten noch nicht gewinnen. Die Freistil-Staffel der Frauen schwamm im Bummel-Tempo am Finale und einer möglichen Medaille vorbei.
Nun müssen positive Nachrichten verbreitet werden
Angesichts der ausbleibenden Medaillen halten nun schon kleine Erfolgsmeldungen als Stimmungsaufheller her. Die Nachricht, dass Weltrekordler Biedermann nach dem Vorlauf-Aus über 400 Meter über 200 Meter ins Finale eingezogen war, wurde freudig zur Kenntnis genommen. "Am zweiten Tag sind sie aber auf einen grünen Zweig gekommen", so Vesper über die deutschen Athleten. "Ich glaube, dass die Mannschaft den Ernst der Lage erkannt hat", sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow.
Im Schießen gab es wie bei den Schwimmern noch keine großen Erfolge. Die dreimalige Weltmeisterin und Skeet-Schützin Christine Wenzel landete auf Platz sechs. Mit der Luftpistole reichte es für Munkhbayar Dorjsuren und Claudia Verdicchio-Krause gar nur für die Ränge 25 und 20. "Ich wollte ins Finale und eine Medaille holen, immerhin sind wir hier, um olympische Geschichte zu schreiben", sagte Verdicchio-Krause. Bislang ist davon noch nichts zu sehen.
Geschichte schreiben wollte auch Säbelfechter Nicolas Limbach. Der Ex-Weltmeister und Weltjahresbeste schied im Viertelfinale aus, wurde letztlich Fünfter. Auf der Straße lief es nicht besser als auf der Planche. Radprofi André Greipel wurde über 250 Kilometer 27. Bei den Frauen verfehlte Ina-Yoko Teutenberg als Vierte eine Medaille knapp, Judith Arndt kam als 37. ins Ziel.
Trotz allem, beim DOSB gibt man sich betont gelassen. "Wir werden nicht nervös", sagte Vesper, der auch Positives am ersten Olympia-Wochenende erlebte. Dazu gehörte der Überraschungssieg von Julia Görges im Tennis über die Wimbledon-Finalistin Agnieszka Radwanska. Goldene Hoffnungen wecken auch die deutschen Vielseitigkeitsreiter. Das Quintett um Weltmeister Michael Jung führt nach der Dressur mit 119,10 Strafpunkten vor Australien (122,10) und Großbritannien (127,00).
Und so sagt Claudia Bokel, frühere Fecht-Weltmeisterin und Mitglied im Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): "Man sollte die Kirche im Dorf lassen und schon nach den ersten Tagen generalisieren, das es schwer für die gesamte Mannschaft wird." Immerhin, 2008 in Peking holte das DOSB-Team nach schleppendem Beginn noch 41 Medaillen, davon 16 aus Gold.
jar/dpa