Radsport: Giro d'Italia - Warum die Fußball-WM das Double möglich macht
Giro d'ItaliaErholt euch gut
Ein Gesamtsieg bei der Tour de France und Giro d'Italia im selben Jahr? Nahezu unmöglich. In diesem Jahr stehen die Chancen besser - dank der Fußball-WM.
Die Liste des Scheiterns ist lang. In den vergangenen Jahren sind noch die prominenten Namen von Alberto Contador und Nairo Quintana hinzugekommen. Sie haben versucht, im selben Jahr die beiden größten Rundfahrten im Radsport zu gewinnen: Erst den Giro d'Italia, dann die Tour de France. Das Double ist wahrscheinlich der prestigeträchtigste Erfolg, den ein Radsportler erreichen kann. Aber es ist verdammt schwer. Zuletzt gelang es Marco Pantani vor 20 Jahren - ob und wie sauber der Sieg des 2004 verstorbenen Italieners war, ist aber bis heute unklar.
In dieser Saison sind die Voraussetzungen für das Double so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Wegen der Fußball-WM beginnt die Tour ausnahmsweise eine Woche später als üblich. Ein Monat Pause ist normalerweise zu wenig, um nach drei Wochen Schinderei noch einmal drei weitere Wochen auf Top-Niveau zu fahren. Acht zusätzliche Tage Regeneration können da einen deutlichen Unterschied machen.
Christopher Froome will deshalb beide Rennen fahren, wenn er an den Start gehen darf, ähnliche Pläne hat Thibaut Pinot, Tom Dumoulin überlegt noch. "Natürlich ist es riskant, vor der Tour noch den Giro zu fahren", sagt Froome. "Aber ich denke, dass ich es für den Rest meines Lebens bereuen würde, wenn ich es nicht gemacht hätte." Er weiß genau, dass die Voraussetzungen für das Double in den verbleibenden Karrierejahren wohl nie wieder so gut werden.
Froome ist dabei - viele andere nicht
Vielleicht lässt es sich mit Froomes Doppelstart erklären, dass so viele andere potenzielle Konkurrenten in Italien nicht an den Start gehen. Vincenzo Nibali, Richie Porte, Romain Bardet, Mikel Landa, Dan Martin, Rigoberto Uran - sie alle sind nicht dabei. Sie setzen stattdessen auf die Frankreich-Rundfahrt und hoffen dort auf einen endlich mal schlagbaren Froome, der dann schon 3562 Kilometer in den Beinen haben dürfte, zusätzliche Pause hin oder her. Auch Quintana, der seinen Traum vom Double in den vergangenen Jahren immer am deutlichsten formuliert hat, startet in dieser Saison nur bei der Tour de France. Es ist ein bisschen paradox.
Das Favoritenfeld für den 101. Giro d'Italia, der am Freitag in Israel mit einem 9,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren durch die Straßen Jerusalems startet, ist deshalb relativ überschaubar. Vermutlich haben nur vier Fahrer realistische Chancen auf den Gesamtsieg:
Platz 10: Louis Meintjes: Der Südafrikaner vom Team Dimension Data geht zum ersten Mal in seiner Karriere beim Giro an den Start. Trotz einer bislang durchwachsenen Saison ist für Meintjes ein Platz unter den besten zehn Fahrern der Gesamtwertung möglich. Bei der Tour de France zeigte der 26-Jährige in den vergangenen beiden Jahren bereits seine Klasse und belegte jeweils Rang acht im Gesamtklassement.
Platz 9: George Bennett: In seinem Heimatland werden sie besonders die Daumen drücken, auch wenn die Rennen mitten in der Nacht stattfinden: George Bennett ist Neuseelands erfolgreichster Radsportler. Normalerweise präsentieren die Rugby-Nationalmannschaft und die Adams-Geschwister das Land in der Weltspitze, aber inzwischen gehört auch ein Radprofi in diesen Kreis. Ein Platz unter den ersten zehn wäre für den 28-Jährigen vom Team LottoNL-Jumbo ein Erfolg.
Platz 8: Simon Yates: Obacht, Simon Yates wird beim diesjährigen Giro an den Start gehen und nicht Zwillingsbruder Adam, der im vergangenen Jahr Neunter wurde. Simon ist in diesem Jahr dagegen zum ersten Mal in seiner Karriere in Italien dabei, hat bei seinem Debüt aber durchaus das Potenzial für einen Platz auf dem Podest. Allerdings ist der 25-Jährige nicht die einzige Hoffnung vom Team Mitchelton-Scott auf eine gute Platzierung in der Gesamtwertung.
Platz 7: Domenico Pozzovivo: Der 35-Jährige Pozzovivo kann bereits auf elf Teilnahmen am Giro verweisen. Einen Podestplatz hat aber auch der Fahrer vom Team Bahrain-Merida in seiner Karriere noch nicht erreicht. Platz fünf im Jahr 2014 ist bislang seine beste Platzierung. Viele Chancen bleiben Pozzovivo im fortgeschrittenen Alter nicht mehr. Dem Italiener dürfte in diesem Jahr allerdings die Strecke entgegenkommen: Sieben schwere Bergankünfte sind nach dem Geschmack des Kletterers.
Platz 6: Esteban Chaves: Vor zwei Jahren war Chaves schon einmal dicht dran am Gesamtsieg beim Giro. Mit 52 Sekunden Rückstand auf Sieger Vincenzo Nibali wurde er Zweiter. In diesem Jahr wäre für den 28-Jährigen vom Team Mitchelton-Scott schon ein Platz auf dem Podium ein Erfolg. Es ist allerdings unklar, wie die Doppel-Kapitänsrolle mit Yates funktionieren wird. Auch die fehlende Konstanz des Kolumbianers bereitet Probleme.
Platz 5: Miguel Angel López: Mit gerade einmal 24 Jahren ist López der Jüngste in der Riege der Fahrer mit Ambitionen auf die Gesamtwertung. Im vergangenen Jahr sorgte der Fahrer vom Rennstall Astana mit zwei Etappensiegen und dem Gewinn der Nachwuchswertung bei der Vuelta zum ersten Mal für Aufmerksamkeit bei einer großen Rundfahrt. Davon abgesehen fehlt ihm noch die Erfahrung; weder beim Giro noch bei der Tour de France war der Kolumbianer in seiner Karriere bislang am Start. Dennoch ist López viel zuzutrauen, zumal er ein starkes Astana-Team an seiner Seite haben wird.
Platz 4: Fabio Aru: In Abwesenheit von Vincenzo Nibali (fährt lieber die Tour de France) ist Aru die größte Hoffnung der Italiener auf einen Heimsieg. Der 27-Jährige (UAE Emirates) muss irgendwie versuchen, sich beim kurzen, aber schweren Auftaktzeitfahren nicht zu viel Rückstand auf Christopher Froome und Tom Dumoulin einzuhandeln, dem er dann drei Wochen hinterherfahren muss. Das anschließende Bergprogramm sollte ihm liegen. Bei der Tour de France im vergangenen Jahr konnte Aru Froome sogar zwischenzeitlich das Gelbe Trikot abnehmen.
Platz 3: Thibaut Pinot: Seit Jahren startet er mit großen Erwartungen in die großen Rundfahrten, bislang ohne Erfolg. Der 27-Jährige wurde bereits 2014 Dritter bei der Tour de France und gewann die Nachwuchswertung. Der große Durchbruch blieb anschließend aber aus. Im vergangenen Jahr landete er beim Giro auf Rang vier. Beim diesjährigen Giro könnte der Fahrer vom Team Groupama-FDJ einen Sprung nach vorne machen. Zuletzt zeigte sich Pinot in sehr guter Form und gewann das fünftägige Vorbereitungsrennen Tour of the Alps (Froome wurde Vierter). Pinot hat in dieser Saison auf jeden Fall große Ziele: Im Sommer will er noch die Tour de France fahren.
Platz 2: Tom Dumoulin 1: Der Fahrer vom Rennstall Sunweb konnte bei seinen bisherigen Saisonrennen nicht überzeugen und nannte seine Leistungen selbst enttäuschend. Allerdings startet der Giro in diesem Jahr mit seiner Paradedisziplin: dem Einzelzeitfahren. Auf der mit 9,7 Kilometern nicht sehr langen, aber durchaus schweren Strecke in Jerusalem könnte der 27-Jährige der Konkurrenz gleich zu Beginn Zeit abnehmen und den Grundstein für die Titelverteidigung legen. Auf der 16. Etappe gibt es noch ein weiteres Einzelzeitfahren, das mit 34,2 Kilometern aber auch nicht allzu lang ist.
Platz 2: Tom Dumoulin 2: Auf das direkte Duell zwischen Dumoulin und Froome hatten viele Radsportfans monatelang hingefiebert, denn beide hatten die Siege bei den großen Rundfahrten im vergangenen Jahr unter sich ausgemacht. Dumoulin gewann den Giro, Froome die Tour und die Vuelta. Dann gelangte Froomes positive Dopingprobe an die Öffentlichkeit und nahm dem Duell seinen sportlichen Reiz. Aber auch bei Dumoulin lief es in den vergangenen Monaten ganz und gar nicht rund, deshalb ist der Vorjahressieger nicht der Topfavorit.
Platz 1: Christopher Froome 1: Das Dopingthema dürfte für den Vorbereitungsfanatiker Froome eine mittelschwere Katastrophe gewesen sein. Trotzdem wird es für den 32-Jährigen vom Team Sky wohl nie wieder so einfach, eine große Rundfahrt zu gewinnen. Sein wohl größte Konkurrent Dumoulin ist außer Form, anderer Fahrer wie Vincenzo Nibali, Richie Porte und Romain Bardet sind gar nicht erst dabei. Und selbst wenn Froome schwächeln sollte: Sein Team Sky hat ihm wieder eine Armada erstklassiger Helfer an die Seite gestellt.
Platz 1: Christopher Froome 2: Es ist das zu erwarten, was bei den vergangenen großen Rundfahrten schon zur Gewohnheit geworden ist: Drei Wochen lang dominiert Sky und am Ende gewinnt Froome. Alles andere als ein Sieg des Briten wäre eine große Überraschung. Für den Radsport wäre es aber eine schlechte Nachricht: Erstens, weil der Sieger Froome vom ersten Tag unter Vorbehalt stände. Zweitens, weil man sich ernsthafte Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit machen müsste. Der zweite Punkt dürfte Froome allerdings egal sein. Mit dem Sieg beim Giro hätte er als erst siebter Fahrer der Radsportgeschichte alle drei großen Rundfahrten gewonnen.
Dabei ist der Giro für viele Fahrer eine große Chance: Als erste große Rundfahrt des Jahres ist der Giro ohnehin schon ein Rennen mit vielen Unbekannten und Fragezeichen. In dieser Saison kommen wegen des Starts in Israel noch weitere dazu: Die Reisebelastungen werden größer sein als sie ohnehin schon sind. Schon nach der dritten Etappe gibt es reisebedingt den ersten Ruhetag.
Für Froome sind diese Umstände alles andere als optimal. Der Brite liebt die Planbarkeit, die Berechenbarkeit. Eine entspannte Vorbereitung hatte er wegen der positiven Dopingprobe und der Kritik wegen seines Starts beim Giro ohnehin nicht. Normalerweise hätte er die Italienrundfahrt abhaken müssen. Doch da ist die Chance auf das historische Double, die er sich nicht entgehen lassen will. Möglicherweise haben auch die geschätzten 1,4 Millionen Euro Startgeld zur Entscheidung beigetragen.
Der Giro ist schwerer als die Tour
Froome hat in seiner Karriere bereits viermal die Tour de France gewonnen. Damit ist er schon jetzt einer der erfolgreichsten Radsportler der Geschichte. Aber der Giro d'Italia fehlt noch in seiner Sammlung - und das ist ein Makel.
Zu den ganz Großen gehört ein Radsportler erst dann, wenn er neben der Tour de France auch den Giro und die Vuelta mindestens einmal gewonnen hat. Das hängt auch damit zusammen, dass die Tour de France zwar die prestigeträchtigste Rundfahrt ist, die Strecken beim Giro und der Vuelta aber häufig anspruchsvoller sind. Bei der Italienrundfahrt stehen in diesem Jahr sieben schwere Bergankünfte auf dem Programm, bei der Tour sind es nur drei.
In der Historie des Radsports haben erst sechs Fahrer alle drei Grand Tours gewonnen. Auch deshalb hat diese Marke so eine große Bedeutung. Um als siebter Name auf diese Liste zu kommen riskiert Froome trotz der guten Voraussetzungen viel. Wenn er bei der Tour de France von seinen ausgeruhten Konkurrenten abgehängt wird, könnte auf der Liste der Gescheiterten künftig auch sein Name stehen.
Froome ist heute bei der Streckenbesichtigung des ersten Zeitfahrens vom Rad geflogen Dank der guten Apotheke vom Team Sky wird er wohl trotzdem an den Start gehen können
Froome ist heute bei der Streckenbesichtigung des ersten Zeitfahrens vom Rad geflogen Dank der guten Apotheke vom Team Sky wird er wohl trotzdem an den Start gehen können
Toll, und was wollen Sie uns mit diesem Beitrag jetzt genau mitteilen? Ich bin letzte Woche auch vom Rad geflogen, und Dank meiner Hausapotheke konnte ich am selben Tag wieder an den "Start" gehen. (Wahnsinn, was, [...]
Zitat von itsme85Froome ist heute bei der Streckenbesichtigung des ersten Zeitfahrens vom Rad geflogen Dank der guten Apotheke vom Team Sky wird er wohl trotzdem an den Start gehen können
Toll, und was wollen Sie uns mit diesem Beitrag jetzt genau mitteilen? Ich bin letzte Woche auch vom Rad geflogen, und Dank meiner Hausapotheke konnte ich am selben Tag wieder an den "Start" gehen. (Wahnsinn, was, finden Sie nicht auch? :-) Oder sollen wir beim Schlüsselwort "Apotheke" wieder gleich mal an unerlaubte Substanzen denken? Dann schreiben Sie's doch...
... dass diesem Vogel jeder so relaxed zuschaut. Bei seiner Statur und seinen Leistungen in den einzelnen Gewerken ist es ein Rechenbeispiel, dass er ungefähr genauso sauber fährt wie Armstrong. Er und die ganzen anderen [...]
... dass diesem Vogel jeder so relaxed zuschaut. Bei seiner Statur und seinen Leistungen in den einzelnen Gewerken ist es ein Rechenbeispiel, dass er ungefähr genauso sauber fährt wie Armstrong. Er und die ganzen anderen Briten, Männlein wie Weiblein, profitieren immer noch vom prä-olympischen Staatsdoping. Und wie bei Armstrong sind eines Tages alle Titel weg. Auch die von Wiggins. Die Jäger hinken zwar hinterher, aber die Abstände werden kürzer...
Froome wurde in Spanien nach der Einnahme von unerlaubten Substanzen des Dopings überführt.
Zitat von cyoulaterToll, und was wollen Sie uns mit diesem Beitrag jetzt genau mitteilen? Ich bin letzte Woche auch vom Rad geflogen, und Dank meiner Hausapotheke konnte ich am selben Tag wieder an den "Start" gehen. (Wahnsinn, was, finden Sie nicht auch? :-) Oder sollen wir beim Schlüsselwort "Apotheke" wieder gleich mal an unerlaubte Substanzen denken? Dann schreiben Sie's doch...
Froome wurde in Spanien nach der Einnahme von unerlaubten Substanzen des Dopings überführt.
Interessant. Welche verbotenen Substanzen waren das denn, die ihn des dopings überführt haben?
Sie meinen nicht zufällig die legale Einnahme von Salbutamol, für das es nicht einmal eine TUE braucht, deren Überschreitung [...]
Interessant. Welche verbotenen Substanzen waren das denn, die ihn des dopings überführt haben?
Sie meinen nicht zufällig die legale Einnahme von Salbutamol, für das es nicht einmal eine TUE braucht, deren Überschreitung der Grenzwerte einen "verdächtigen Fund" (AAF) bedeutet, was wiederum laut Definition der Welt-Antidoping-Agentur WADA explizit nicht mit einem Doping-Befund gleichzusetzen ist?