Helikopter-Kollision in Argentinien Trauer, Wut und viele Fragen
Zwei Hubschrauber kollidieren in Argentinien, zehn Menschen sterben, darunter französische Spitzensportler. Sie waren unterwegs zu Dreharbeiten für eine Realityshow. In ihrer Heimat entbrennt nun eine Debatte über solche Formate.
"Es war, als hätte die Erde gebebt", beschreibt David Ocampo den Moment, in dem die beiden Helikopter am Montag zu Boden gingen. Zehn Menschen starben bei dem Unfall in der abgelegenen Provinz La Rioja im Nordwesten Argentiniens, darunter drei französische Spitzensportler.
Ocampo stand rund hundert Meter von der Absturzstelle entfernt, zitiert ihn die Website "Rionegro". Er sei auf dem Weg zu seinen Tieren gewesen. Einer der Helikopter habe getrudelt, der andere habe sich genähert, und dann habe es eine Explosion gegeben, erzählt er. Er sei zur Unglücksstelle gelaufen, um nach Überlebenden zu sehen, aber "ich sah nichts als Feuer", sagte Ocampo. Nur das Heck des einen Helikopters habe er noch erkennen können. 20 Minuten später sei die Polizei gekommen, 30 Minuten später die Rettungskräfte.
Der Unfall in Argentinien versetzte Frankreich einen Schock, Präsident François Hollande und Premierminister Manuel Valls zeigten sich erschüttert. "Ganz Frankreich trauert", twitterte Valls. Auch in der Sportwelt war das Entsetzen groß. Unter den Opfern waren die französische Schwimm-Olympiasiegerin Camille Muffat, 25, Boxer Alexis Vastine, 28, und Seglerin Florence Arthaud, 57.
Die Ursache des Absturzes ist noch immer unklar. Frankreich wolle deshalb nun zwei Experten für Luftsicherheit in die Region entsenden, zitiert die Zeitung "Le Monde" die zuständige Behörde.
Argentinische Medien berichten, einer der verunfallten Helikopter habe der Regierung der Provinz La Rioja gehört. "Wir müssen uns fragen, was passiert ist und warum der offizielle Helikopter an diesem Ort gefunden wurde", sagte der Behördenvertreter der Provinz, Julio Martínez, einer Lokalzeitung. Die Regierung habe bislang keine Erklärung dazu abgegeben. "Offensichtlich war der Helikopter im Einsatz einer privaten Firma", sagte Martínez. Er sagte: "Wenn es so war, muss es Informationen über einen Vertrag geben. Und dann wird auch klar, wer das erlaubt und wer das Geld bekommen hat."
Die Insassen der Helikopter waren unterwegs zu Dreharbeiten der französischen Realityshow "Dropped". Nun hat der Unfall eine Debatte in Frankreich über das Sendungsformat der Realityshows entfacht. Es gehört zum Konzept der Sendung, dass die Teilnehmer per Helikopter mit verbundenen Augen ausgesetzt werden. Nur ausgestattet mit Wasser und einem GPS-Sender zur Sicherheit müssen sie in der Wildnis überleben, sich Nahrung suchen und einen Unterstand für die Nacht bauen.
Die Mediensoziologin Marie Lherault schließt ein mögliches Ende der Sendung nicht aus. "Letzten Endes wird alles davon abhängen, ob die Sicherheitsnormen und Arbeitsgesetze eingehalten wurden", sagte sie der Zeitschrift "Le Figaro." Der Unfall könne schließlich auch auf menschliches Versagen zurückzuführen sein und mit dem Konzept der Sendung nichts zu tun haben. Im Jahr 2013 musste die Produktion einer anderen Realityshow derselben Produktionsgesellschaft gestoppt werden, nachdem ein Teilnehmer gestorben war und sich der Arzt der Sendung anschließend das Leben nahm.
Warum es immer wieder französische Spitzensportler gerade ins Reality-TV zieht, versucht die Zeitung "Le Monde" zu analysieren. Neben finanziellen Nöten würden die Sportler nach dem Ende ihrer Sportlerkarriere zudem den Adrenalinkick und einen Ausweg aus dem Alltag als Sportler suchen.