Von der Menschheitsgeißel zur Biowaffe Alles über Pocken
Die Pocken, auch Blattern genannt, sind eine hochgradig ansteckende, lebensgefährliche Infektionskrankheit, die durch Viren verursacht wird.
Widerstandsfähig und langlebig: Das Pockenvirus
Mit einer Kantenlänge von bis zu 400 Nanometern (1 Nanometer = 1 Milliardstel Meter) gehören die ziegelförmigen Pockenviren zu den größten Krankheitserregern, die dem Menschen gefährlich werden können. Es sind hoch komplexe Viren, die DNA enthalten und von einer verhältnismäßig resistenten Eiweißhülle umgeben sind.
Krankheitsbild:
Man unterscheidet zwei Formen der Erkrankung: die gefährlichen echten Pocken und die harmloseren weißen Pocken. Die echten Pocken (Variola vera oder Variola major) beginnen mit Fieber, Kreuz- und Gliederschmerzen sowie einer Entzündung der Atemwege, die etwa zwei bis vier Tage anhalten. In diesem Stadium tritt bereits ein vorübergehender Hautausschlag auf.
Tod durch Viren: Bis zu zwei Drittel einer Bevölkerung kann der Pockenvirus unter ungünstigen Bedingungen dahinraffen
Als schwarze Blattern (Variola haemorrhogica) bezeichnet man eine besonders schwere Verlaufsform der Pocken. Innerhalb weniger Tage kommt es hier zu schweren Blutungen der Haut, der Schleimhäute sowie der inneren Organe. Die Patienten sterben bereits in der ersten Erkrankungswoche, häufig schon während der ersten 48 Stunden. Im Gegensatz dazu verläuft die Infektion mit den weißen Pocken (Variola minor) weit weniger heftig und in nur einem bis fünf Prozent tödlich - die überstandene Krankheit schützt jedoch keinesfalls vor einer Ansteckung mit den "echten" Pocken. Epidemiologen gehen davon aus, dass durch das erstmalige Auftreten von Pocken in einer Bevölkerungsgruppe diese Gruppe auf rund ein Drittel ihrer Ausgangsgröße reduziert wird.
Übertragung und Quarantäne:
Die Tröpfcheninfektion gehört zu den häufigsten Übertragungswegen der Pocken. Beim Sprechen, Niesen oder Husten gelangen feinste Sekrettröpfchen in die Atemwege. Aber auch per so genannter Schmierinfektion - über Kleidungsstücke oder Gegenstände - kann die Erkrankung übertragen werden. Die Inkubationszeit beträgt acht bis 14 Tage. Auf Grund ihrer hohen Ansteckungskraft gehörten Pocken zu den quarantänepflichtigen Erkrankungen, wie heute noch Pest, Gelbfieber und Cholera. Die Dauer der strengen Isolierung von Personen, Gebieten und Gegenständen nach einer möglichen Infizierung beträgt bei Pocken mindestens 14 Tage.
Impfung:
Bleibt die typische Impfreaktion an der Injektionsstelle aus, muss mit einer fehlgeschlagenen Pockenimpfung gerechnet und die Immunisierung wiederholt werden
Therapie:
Eine ursächliche Bekämpfung des Pockenvirus im menschlichen Körper ist nicht möglich. Da Antibiotika nur gegen Bakterien, nicht aber gegenüber Viren wirken, können die Ärzte lediglich die Symptome bekämpfen, indem sie Bettruhe, fiebersenkende Medikamente und eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr verordnen. Um eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern, müssen die Patienten, das betreuende medizinische Personal sowie sämtliche Kontaktpersonen strikt isoliert werden. Wohnräume, Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände der erkrankten Personen müssen desinfiziert werden.
Geschichte:
Gerade in Ländern der Dritten Welt, wo Tiere und Menschen sehr dicht beieinander leben, werden Viren schnell übertragen
1796 verwendete der Engländer Edward Jenner erstmals eine aus Kuhpockenblasen gewonnene Flüssigkeit zur erfolgreichen Impfung gegen die Blattern. Diese Entdeckung bildete die Grundlage für die heute erreichte weltweite Ausrottung der Pocken. 1874 wurde die Impfung gegen Pocken im ehemaligen Deutschen Reich per Gesetz verordnet. Der letzte Pockenfall trat in Deutschland 1975 auf. Im selben Jahr wurde bereits die Impfpflicht für Kleinkinder, ein Jahr darauf die zur Zweitimpfung im zwölften Lebensjahr abgeschafft.
Quellen: Medicine Worldwide