Autobranche Schmieren und schmieren lassen
In die Korruptionsaffäre in der deutschen Autoindustrie sind weitaus mehr Zulieferer verwickelt als angenommen. Insgesamt werde nun gegen elf Zulieferbetriebe ermittelt, heißt es von den Staatsanwälten - bisher war immer von lediglich einem die Rede.
Frankfurt am Main - Gegen vier der verdächtigten Unternehmen werde in Frankfurt, gegen weitere sieben in München ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft heute mit. Bislang war nur die Verstrickung des französischen Konzerns Faurecia bekannt geworden. Die Untersuchungen gegen ihn sollen nun in Frankfurt zusammengezogen werden, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Sybille Gottwald.
Nach den
Faurecia-Mitarbeiter bei BMW in Leipzig: Ende der Ermittlungen nicht absehbar



Ob von der Korruptionsaffäre noch weitere deutsche Autokonzerne betroffen sind, wollte die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Freitag nicht sagen. Ein Ende der umfangreichen Ermittlungsarbeiten, die sich derzeit gegen etwa 20 Personen richten, sei auch noch nicht abzusehen. VW und BMW haben sich in den vergangenen Tagen von der Schmiergeldpraxis distanziert. Die Ermittlungen waren bereits Mitte 2005 nach einem Hinweis der Finanzbehörde in Gang gekommen.
Bei DaimlerChrysler
gibt es zumindest bisher keine Erkenntnisse, dass eigene Mitarbeiter vom französischen Zulieferer Faurecia bestochen worden sein könnten. "Bei DaimlerChrysler taucht der Name Faurecia im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten nicht auf", sagte Unternehmenssprecherin Ursula Mertzig-Stein. Faurecia ist Zulieferer auch von DaimlerChrysler, wie sie bestätigte.
Seitens der Branchengrößen der deutschen Zulieferindustrie gab es am Freitag zunächst Entwarnung. "Wir sind davon nicht betroffen", sagte Maria Lahaye-Geusen, Sprecherin von Siemens
VDO Automotive. Faurecia und Siemens VDO führen gleichberechtigt die SAS Autosystemtechnik. Das Unternehmen gilt als Marktführer in der Fertigung von Cockpit-Modulen.
Auch Sprecher von Bosch, ZF Friedrichshafen und Grammer, erklärten, ihre Unternehmen seien nicht betroffen. Auch habe es seitens der Staatsanwaltschaft keine Kontaktaufnahme gegeben. Keine Erkenntnisse über eine Verwicklung hat der Sprecher von Continental
, Hannes Boekhoff. Thomas Aurich, Sprecher der Delphi
Deutschland sagte: "Damit haben wir nichts zu tun."
Oliver Teutsch und Michael Brendel, ddp