Hauptversammlung Hypo Real Estate braucht noch mehr Geld
Kein Platz für Illusionen bei den Aktionären der Immobilienbank Hypo Real Estate - auf der Hauptversammlung ließ Konzernchef Axel Wieandt keinen Zweifel daran, dass das Institut ohne weitere Kapitalspritzen nicht überleben kann. Gewinne stellte er frühestens für 2012 in Aussicht.
München - Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) wird wohl weiterhin am Tropf des Staates hängen. Sein Haus werde "auf absehbare Zeit von der Verfügbarkeit entsprechender Liquiditätshilfen abhängig sein", sagte HRE-Chef Axel Wieandt auf der Hauptversammlung der weitgehend verstaatlichten Bank am Donnerstag. "Wir gehen nicht davon aus, dass wir vor 2012 wieder in die Gewinnzone zurückkehren können. Deshalb braucht die Gesellschaft weitere Kapitalunterstützung".
Die Höhe des zusätzlichen Kapitalbedarfs sei allerdings noch nicht abzuschätzen, sagte Wieandt weiter. Sie hänge von verschiedenen Faktoren ab wie einer Einigung mit dem Bankenstützungsfonds Soffin über die angestrebte Eigenkapitalquote, EU-Vorgaben, der Entwicklung des Immobilienfinanzierungsgeschäfts und dem Abbau des eigenen Portfolios mit riskanten Krediten und Wertpapieren.
Wichtigster Teil seines Sanierungsprogramms ist eine drastische Verkleinerung des Konzerns mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und der Schließung von Standorten. "Unsere Maßnahmen haben die HRE schon jetzt deutlich schlagkräftiger gemacht", sagte er. Bislang seien 15 Standorte des Konzerns geschlossen worden, weitere sieben sollen im Laufe des Jahres folgen.
Dann ging es mit dem Unternehmen jedoch steil bergab: Im Jahr 2008 fiel der Vorsteuergewinn wegen der Finanzkrise und der Übernahme der Depfa von 1,06 Milliarden Euro auf 862 Millionen Euro. Unterm Strich ging das Ergebnis von 542 auf 457 Millionen Euro zurück.
Auch der Aktienkurs litt unter den Problemen. Nach gut 57 Euro im Jahr 2006 sackte das Papier auf nur noch knapp 13,50 Euro ab. Den vermeintlich günstigen Kurs nutzte der US-Investor Christopher Flowers und stieg bei der Hypo Real Estate ein. Zuletzt hielt er gut 24 Prozent an der HRE.
Die umstrittene Verstaatlichung des Konzerns verteidigte Wieandt: "Vorstand und Aufsichtsrat sind unverändert der Auffassung, dass es keine realistische Alternative zur Beteiligung des Bundes an der HRE gab und gibt", sagte er. Durch die staatlichen Hilfen sei die HRE nach ihrer Existenz bedrohenden Krise im vergangenen Jahr stabilisiert worden.
Der Bund hatte die Verstaatlichung bei einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juni gegen den Willen vieler Aktionäre auf den Weg gebracht und sich dafür massive Kritik eingehandelt. Inzwischen hält der Bund mehr als 90 Prozent an der HRE und will die letzten Aktionäre gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen drängen. Der sogenannte Squeeze-out soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst beschlossen werden. Der Bund hält die Bank bislang mit rund hundert Milliarden Euro künstlich am Leben.
Der scheidende Aufsichtsratschef Michael Endres sagte, die Überprüfung der Geschäfte des früheren Vorstands habe inzwischen "deutliche Hinweise auf Pflichtverletzungen ergeben". Die Prüfung sei allerdings noch nicht abgeschlossen. Auch der jetzige Vorstand will eine Sonderprüfung von Vorstandshandlungen, die die HRE in die Krise stürzten, von der Hauptversammlung anstoßen lassen. Zudem werde bereits die mögliche Verantwortung des früheren Aufsichtsrats ermittelt, sagte Vorstandschef Wieandt.
Aktionärsschützern gehen die Anstrengungen jedoch noch nicht weit genug. "Eine Sonderprüfung darf nicht eine kurzfristige Beruhigungspille für die Aktionäre sein", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Vorgänge bei dem Unternehmen, das inzwischen dem Bund gehört, müssten bis ins letzte Detail aufgearbeitet und veröffentlicht werden. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger warnte vor einem Schaulauf.
mik/Reuters/dpa/AP