Neuer BER-Chef Lütke Daldrup Das letzte Aufgebot
Berlins Regierender Bürgermeister hat sich durchgesetzt: Der Aufsichtsrat feuert BER-Flughafenchef Mühlenfeld und installiert Michael Müllers Wunschkandidaten Lütke Daldrup. Es ist das letzte Aufgebot für den Pannen-Airport.
Kurz nach sieben Uhr am Montag war für Michael Müller (SPD), Berlins Regierenden Bürgermeister, die Welt schon in Ordnung. Noch vor der Aufsichtsratssitzung der Berliner Flughafengesellschaft versicherte Rainer Bomba (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, er stünde als Flughafengeschäftsführer nicht zur Verfügung.
Die Aussage vor laufender Fernsehkamera machte den Weg frei für Müllers Lieblingslösung für den Pannenflughafen BER: Die sofortige Ablösung des Geschäftsführers Karsten Mühlenfeld durch seinen Vertrauten und Parteifreund Engelbert Lütke Daldrup, von Hause aus Raum- und Stadtplaner.
Am Nachmittag konnte Müller bereits Vollzug melden. Einstimmig habe sich der Aufsichtsrat für Lütke Daldrup, den Berliner Staatssekretär und bisherigen Flughafenkoordinator des Berliner Senats als neuen Geschäftsführer ausgesprochen, erklärte Müller auf einer Pressekonferenz. Außerdem solle Jörg Marks, der von Mühlenfeld erst vor eineinhalb Wochen geschasste Technikchef, wieder auf seinen alten Posten zurückkehren. Von Mühlenfeld werde man sich in einer "sehr einvernehmlichen und konstruktiven Weise trennen", so Müller.
Von langer Hand geplant
Den Personalcoup hatte der Regierende Bürgermeister und Flughafen-Aufsichtsratschef von langer Hand vorbereitet. Bereits seit Anfang des Jahres machte Müller zumindest intern keinen Hehl mehr daraus, dass er Mühlenfeld, den ehemaligen Rolls-Royce-Manager, als Flughafenchef loswerden wolle. Müller traute ihm nicht mehr zu, die Probleme am BER in den Griff zu bekommen.
Als Mühlenfeld dann in der vorvergangenen Woche seinen Technikchef wegen Bauverzögerungen und Sanierungspannen gegen den Willen der Gesellschafter Berlin, Brandenburg und des Bundes feuerte, glaubte der Regierende den geeigneten Anlass gefunden zu haben. Doch in der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Mittwoch musste Müller erstmal eine Niederlage einstecken. Die Vertreter Brandenburgs waren nicht bereit, Mühlenfeld abzuberufen. Und schon gar nicht Lütke Daldrup zum Nachfolger zu ernennen, noch nicht einmal als Übergangslösung. Auf eine Abstimmung wollte es Müller aber nicht ankommen lassen.
Doch am Rande der Sitzung signalisierten die Brandenburger Regierungsvertreter, dass sie nicht generell gegen eine neue Geschäftsführung votieren. Unter der Hand bekam Müller den Auftrag, schon mal einen Nachfolger zu suchen. Sollte er Erfolg haben, würden sie einer Abberufung Mühlenfelds zustimmen.
Müller sondierte die Lage. Doch all seine externen Wunschkandidaten sagten - wenig überraschend - ab. Thomas Weyer, Finanzchef beim Flughafen München, erklärte, er sei mit seinem Job in Bayern sehr zufrieden. Michael Clausecker, den Müller schon als Nachfolger von Hartmut Mehdorn beim BER favorisiert hatte, will lieber Vorstandschef bei der Rheinbahn bleiben.
Noch am Wochenende hatte Müller seine Flughafen-Mitgesellschafter darüber informiert, dass eine externe Lösung kurzfristig nicht möglich sei. Mit den Vertretern des Bundes und Brandenburgs war sich der Regierende Bürgermeister einig, dass eine monatelange Vakanz an der Unternehmensspitze die Fertigstellung des BER nur weiter verzögere. Schließlich gab Brandenburg den Widerstand gegen Müllers politische Lösung auf.
Zumal auch Mitgesellschafter Brandenburg profitiert. Denn Müller gibt nun den Vorsitz des Flughafen-Aufsichtsrats ab. Er kann ja schließlich nicht als Regierender Bürgermeister seinen eigenen Staatssekretär als Flughafenchef kontrollieren. Neuer Aufsichtsratschef soll dann der Brandenburger Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider werden.
Mit verspäteten Großprojekten kennt er sich aus
Jetzt muss sich der Neue bewähren. Es ist das letzte Aufgebot für den BER. Lütke Daldrup soll die Flughafengesellschaft mit ihren gut 2000 Beschäftigten umkrempeln und dafür sorgen, dass der Flughafen endlich einen validen Eröffnungstermin bekommt.
Mit verspäteten Großprojekten und ausufernden Kosten hat Lütke Daldrup immerhin Erfahrung. 2003 begann in Leipzig der Bau des City-Tunnels, zweier Bahnröhren unter der Innenstadt. Der heute 60-jährige Lütke Daldrup war Baurat der Stadt, einer der Bauherren des Projekts, dessen Baukosten von ursprünglich anvisierten 572 Millionen Euro auf 935 Millionen anschwollen. Eröffnet wurde der Tunnel vier Jahre verspätet 2013, als Lütke Daldrup schon wieder weg war.
Mit Material der Agentur dpa