Handelsstreit EU droht Trump mit Vergeltungszöllen
Donald Trump will Autoimporte aus der Europäischen Union mit Zöllen von 20 Prozent belegen. Die EU-Kommission ist bereit für einen Gegenschlag, wie ein Papier zeigt.
Die Europäische Union droht im Fall eines US-Schutzzolls auf Autos mit massiven Gegenmaßnahmen. Es sei "ein realistisches Szenario", dass die von US-Zöllen betroffenen Länder ihrerseits US-Exporte mit höheren Einfuhrzöllen belegten, heißt es in einer Stellungnahme der EU-Kommission. Diese könnten einen Wert von 249 Milliarden Dollar erreichen. Die Summe entspricht laut Bericht den US-Importen von Autos und Autoteilen im vergangenen Jahr.
US-Präsident Trump droht im Handelsstreit insbesondere der Europäischen Union mit höheren Zöllen auf Autoimporte und lässt derzeit untersuchen, ob diese eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA darstellen.
Der Strafzoll auf Autos und Autoteile "würde zuallererst der US-Wirtschaft schaden", heißt es in der EU-Stellungnahme. Den unmittelbaren Schaden eines Zolls in Höhe von 25 Prozent für die US-Wirtschaft beziffert die Brüsseler Behörde demnach mit 13 bis 14 Milliarden Dollar. Die Wirkung werde erheblich verstärkt durch wahrscheinliche Gegenmaßnahmen der US-Handelspartner.
Die EU-Kommission schrieb weiter, Autozölle auf dieser Grundlage würden "erneut gegen internationales Recht verstoßen und damit das Ansehen der Vereinigten Staaten weiter beschädigen". Die internationale Gemeinschaft könne und werde das nicht akzeptieren.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will dem Bericht zufolge aber versuchen, Trump bei einem Besuch in Washington Ende Juli noch umzustimmen.
EU-Diplomaten hoffen zudem auf wachsenden Widerstand innerhalb der USA gegen Trumps Handelspolitik. Große US-Autohersteller sprechen sich inzwischen gegen höhere Autozölle aus: So schrieb der Lobbyverband Auto Alliance, zu dem neben GM auch Branchengrößen wie Ford, Toyota oder Volkswagen zählen: "Zölle auf Autos und Autoteile erhöhen die Preise für Kunden, sie vermindern die Auswahl und laden Handelspartner zu Vergeltungsmaßnahmen ein."
Am Nachmittag äußerte sich US-Handelsminister Wilbur Ross zu den Einschätzungen: Er halte Schlussfolgerungen über die Folgen möglicher US-Sonderzölle auf Autos für voreilig, sagte er. Es werde bis Ende Juli noch öffentliche Anhörungen zu dem Thema geben, ehe damit begonnen werde, einen formellen Bericht zu fertigen.
Anmerkung der Redaktion: In einer ursprünglichen Version hieß es in der Überschrift, die EU drohe mit Vergeltungszöllen in Höhe von 249 Milliarden Dollar. Tatsächlich aber handelt es sich um Waren im Wert von 249 Milliarden Dollar, auf die Zölle erhoben werden könnten.
hej/AFP