Hohe Arbeitsbelastung EZB-Mitarbeiter beschweren sich bei Notenbankchefs
Leiharbeiter, Praktikanten und prekär Beschäftigte bei der EZB: Mitarbeiter der Europäischen Zentralbank klagen nach SPIEGEL-Informationen über "systematischen Personalmangel". Bundesbankchef Weidmann soll eine Mitschuld tragen.
Mitarbeiter der Europäischen Zentralbank (EZB) warnen nach SPIEGEL-Informationen in einem Schreiben an die Notenbankchefs der Eurozone, ihre Tätigkeit werde "durch schweren und systematischen Personalmangel beeinträchtigt". Trotz deutlich gewachsenem Aufgabenspektrum sei zwischen den Jahren 2005 und 2014 die Zahl der Festangestellten nur um rund hundert gestiegen, schreibt die EZB-Gewerkschaft Ipso. Auch bei der neu eingerichteten Bankenaufsicht herrsche Personalmangel und übermäßiger Arbeitsdruck. Lediglich ein Drittel der EZB-Mitarbeiter verfüge über unbefristete Verträge; vielfach würden Leiharbeiter, Praktikanten und andere prekär Beschäftigte eingesetzt. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)
Bundesbankchef Jens Weidmann und seine Kollegen der Eurozone sind nach Ansicht der Gewerkschaft mitverantwortlich, weil sie im EZB-Rat auch über die Personalpolitik der Bank entscheiden. Die nationalen Währungshüter vermieden Neueinstellungen offenbar auch aus Sorge, dafür selbst auf Personal verzichten zu müssen. Ihre Doppelrolle sei ein ernster Konflikt auf der höchsten Ebene des Euro-Systems.
EZB-Mitarbeiter beklagen seit Längerem die gestiegene Belastung: Ipso verweist auf eine psychologische Untersuchung, der zufolge 31 Prozent der Mitarbeiter Burn-out-gefährdet seien. Knapp fünf Prozent hätten Gedanken an Selbstmord oder selbst verletzendes Verhalten geäußert.
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dab