Finanzkrise Griechenland will Hafen von Piräus nun doch verkaufen
Griechenland kämpft mit einem neuen Milliardenloch. Jetzt will die Regierung entgegen ihrer Ankündigung den größten Seehafen des Landes verkaufen. Als aussichtsreicher Bewerber gilt ein chinesisches Unternehmen.
Die griechische Regierung hat bei der Privatisierung des Hafens von Piräus offenbar eine Kehrtwende vollzogen. Man sei bereit, die Mehrheit an dem Hafen binnen Wochen zu verkaufen, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Giannis Dragasakis laut einem Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Dragasakis ist derzeit auf Besuch in der Volksrepublik.
Nach ihrem Amtsantritt hatte die neue Regierung unter Führung der linken Syriza-Partei im Januar noch erklärt, sie werde Schluss machen mit der Spar- und Privatisierungspolitik der Vorgängerregierungen. Stoppen wollte sie zunächst auch den Verkauf der Mehrheit von 67 Prozent am Hafen von Piräus. Auf der Fünfer-Liste der aussichtsreichen Bewerber für diese Beteiligung stand bis dato auch die chinesische Cosco Group.
Der Hafen in der Nähe von Athen ist der größte Griechenlands sowie der größte Passagierhafen in ganz Europa. Das chinesische Staatsunternehmen Cosco hält an ihm bereits eine Beteiligung und betreibt seit 2009 auch einen Teil des Containerhafens.
Vizepremier Dragasakis sagte laut Xinhua, Cosco und seine Mitbewerber seien eingeladen, ein wettbewerbsfähiges Angebot vorzulegen. Die Transaktion könne dann in kurzer Zeit abgeschlossen werden. Der Politiker signalisierte, dass sich das chinesische Unternehmen Hoffnungen auf das Geschäft machen kann.
Die Privatisierung des Hafens war eines der Vorhaben, zu denen sich die Regierung des damaligen Premiers Antonis Samaras im Gegenzug für Finanzhilfen verpflichtet hatte. Dass die neue Regierung nun wieder darauf zurückkommt, hängt offenbar mit dem akuten Finanzbedarf des Landes zusammen.
Der SPIEGEL berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass Griechenland in diesem Jahr entgegen ursprünglicher Planung keinen Primärüberschuss in seinem Haushalt erwirtschaften wird. Davon geht die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds aus. Experten rechneten mit einer zusätzlichen Finanzierungslücke von 10 bis 20 Milliarden Euro. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Die Regierung reichte am Freitag ihr angemahntes Reformpaket bei den Institutionen der früheren Troika ein. Deren positives Votum dazu könnte einen entscheidenden Schritt bedeuten, um für das von der Pleite bedrohte Land kurzfristig Hilfsgelder von 7,2 Milliarden Euro freizumachen.
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fab/Reuters