Weltwirtschaftsausblick IWF warnt vor dauerhafter Wachstumskrise
Die Welt steckt in einer Krise: Ob reiche Industrieländer oder aufstrebende Schwellenländer - die Wachstumsmöglichkeiten haben überall abgenommen. In seinem Weltwirtschaftsausblick sieht der IWF wenig Raum für Optimismus.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor einer dauerhaften Weltwachstumskrise: Die Wachstumsmöglichkeiten hätten sowohl in den reichen Ländern als auch in aufstrebenden Ländern abgenommen und drückten die tatsächlichen Wachstumsraten, heißt es im IWF-Weltwirtschaftsausblick.
Um diesen Trend umzukehren, müssten Wachstumsbremsen gelockert werden, etwa durch strukturelle Reformen und Maßnahmen für mehr Innovationen und Produktivität. "Die Erhöhung des Wachstumspotenzials wird in wichtigen Industrie- und Schwellenländern eine Priorität sein müssen", schreiben die IWF-Wissenschaftler.
"Es gibt aber noch Raum für Optimismus - der künftige Verlauf beim Wachstumspotenzial ist nicht in Stein gemeißelt", heißt es in der IWF-Studie. Allerdings müsse die Politik handeln. Konkret geht es um Faktoren wie die Alterung der Gesellschaften sowie Investitions-, Produktivitäts- und Arbeitsmarktproblemen, denen sich die Länder mit unterschiedlichen Schwerpunkten stellen müssten.
Ungünstiger Trend begann vor der Finanzkrise
Auch eine konjunkturstützende Geldpolitik und, wo machbar, Finanzpolitik könnten dabei helfen. Die verbreitete Schwäche bei privaten Investitionen lasse sich am ehesten durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen und eine Politik angehen, die auf dauerhaftes Wachstum setzt.
Schon vor der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 begann den IWF-Analysen zufolge ein ungünstigerer Trend in den Industrieländern beim sogenannten Potenzialwachstum, das die Wachstumsmöglichkeiten ohne größeren Inflations- oder Deflationsdruck beschreibt. Die Rate dieser Wachstumsmöglichkeiten sackte von etwas unter zwei Prozent in den großen Industrieländern in 2006 und 2007 auf rund eineinhalb Prozent in den Jahren 2013 und 2014 ab. In den Schwellenländern sank sie in dieser Periode um zwei Prozentpunkte.
Längerfristig rechnet der IWF bei den Industrieländern mit einer leichten Zunahme beim Potenzialwachstum von jährlich durchschnittlich 1,3 Prozent im Zeitraum 2008 bis 2014 und 1,6 Prozent in der Periode 2015 bis 2020. Das liegt aber deutlich unter den zweieinviertel Prozent, die noch in den Jahren 2001 bis 2007 ermittelt worden waren. In den Schwellenländern schätzt der IWF, dass das Potenzialwachstum von im Durchschnitt 6,5 Prozent im Jahr in der Periode 2008 bis 2014 auf 5,2 Prozent in 2015 bis 2020 zurückgehen dürfte.
nck/Reuters/dpa