Kuriose Idee Britischer Lord lobt Preis für Euro-Ausstieg aus
Wie wird ein Land den Euro los? Die Antwort auf diese Frage ist ab sofort knapp 300.000 Euro wert. So hoch ist ein Wirtschaftspreis dotiert, den ein britischer Lord gestiftet hat. Ökonomen sollen herausfinden, wie Staaten sicher aus der Währungsunion aussteigen können.
London - Es klingt wie die schrullige Idee eines britischen Lords: Der Unternehmer Simon Wolfson will 250.000 Pfund (286.000 Euro) für das beste Konzept zum Ausstieg aus dem Euro zahlen. Der Oberhaus-Abgeordnete hat den Wolfson Economic Prize gegründet. Der Wettbewerb, organisiert über die Londoner Denkfabrik Policy Exchange, richte sich an internationale Spitzenakademiker, teilte Wolfson mit.
Ziel des Wettbewerbs sei, dass hochkarätige Köpfe aus der Wirtschaftswissenschaft darüber nachdenken, wie der Euro in stabilere Währungen überführt werden könne. Der Wolfson Economics Prize wird einmalig verliehen und ist laut Initiatoren nach dem Nobelpreis die höchstdotierte Auszeichnung, die weltweit an einen Wirtschaftswissenschaftler vergeben wird. Der Preis wird vom Charles Wolfson Charitable Family Trust, einer Familienstiftung, finanziert.
Der 43-jährige Wolfson ist Vorstandschef des Einzelhändlers Next und Großspender der konservativen Partei, für die er auch im Oberhaus sitzt. Im vergangenen Jahr forderte er mit anderen Wirtschaftsvertretern den Schatzmeister George Osborne in einem offenen Brief dazu auf, die Sparpläne konsequent durchzuhalten und nicht auf den Druck der Opposition zu reagieren.
Für die Teilnehmer seines Preises lautet nun die Leitfrage: "Wie kann ein geordneter Ausstieg aus der Europäischen Währungsunion von einem oder mehreren Mitgliedsländern bewerkstelligt werden?" Neil O'Brien, Direktor von der Denkfabrik Policy Exchange, sagte dazu: "Obwohl es viele Spekulationen darüber gab, was mit Ländern passieren würde, die die Euro-Zone verlassen, fand zu wenig eingehende Forschung zu den vielen komplexen Fragen statt, die ein solches Vorgehen aufwerfen würde."
Dass ausgerechnet aus Großbritannien ein solcher Vorschlag kommt, kann kaum überraschen. Das Land ist kein Mitglied der Währungsgemeinschaft und auch bei der Frage nach mehr europäischer Integration treten die Briten häufig als Bremser auf.
cte/dpa