Handelskrieg mit der EU Türkei profitiert von russischem Importstopp
Wegen des Handelskriegs mit der EU importiert Russland kaum noch Lebensmittel aus dem Westen - und davon profitiert offenbar die Türkei: Die russische Nachfrage nach Produkten aus dem Mittelmeerland soll deutlich gestiegen sein.
Istanbul - Im Handelskrieg zwischen Russland und der EU gibt es viele Verlierer - aber auch Staaten wie die Türkei: Das Land profitiert vom russischen Einfuhrverbot für Lebensmittel aus dem Westen. "Die Nachfrage aus Russland nach türkischen Produkten zog an, nachdem die Beschränkungen im Handel mit den USA und der EU verhängt wurden", sagte der Chef des Außenhandelsverbands, Mehmet Buyukeksi, der Nachrichtenagentur Reuters.
Sein Verband arbeite bereits eng mit dem türkischen Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium zusammen, um Exporte nach Russland zu erleichtern, sagte Buyukeksi. Besonders die Nachfrage nach Geflügel und Meeresfrüchten dürfte deutlich steigen, aber die Türkei könne auch mehr Obst und Gemüse liefern. Bereits in der nächsten Woche werde eine russische Delegation in der Türkei erwartet.
Auch Ägypten intensiviert seine Beziehungen zu Russland: Der ägyptische Präsident Abd al-Fattah al-Sisi und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin vereinbarten engere Kooperationen beim Handel mit Lebensmitteln: Ägypten werde seine Agrarexporte nach Russland um 30 Prozent erhöhen, sagte Putin nach einem Treffen mit Sisi im russischen Sotschi. Beide sprachen auch über Waffenlieferungen und einen Beitritt des nordafrikanischen Staates zu einer von Moskau geführten Freihandelszone.
Griechenland bangt um seine Obstexporte
Großer Verlierer der gegenseitigen Sanktionen zwischen Russland und dem Westen könnte hingegen Griechenland werden: Die Krise in der Ukraine könne die schwache Wirtschaft seines Landes treffen, sagte der griechische Außenstaatssekretär Dimitris Kourkoulas in einem Radiointerview. Er erwartet demnach unter anderem Nachteile aus dem Handelsembargo für griechische Obst- und Gemüseproduzenten.
Als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen der EU und der USA hatte die russische Regierung in der vergangenen Woche ein Importverbot für allerlei Lebensmittel aus der EU, Kanada und Australien verhängt. Der Kreml ist bemüht, die Folgen des Embargos für die eigene Bevölkerung abzumildern: Neben der Suche etwa nach neuen Fleischlieferanten in Brasilien versucht er auch die Lebensmittelpreise im Inland zu deckeln.
mxw/dpa/Reuters/AFP