Toter Kreml-Kritiker Russland greift nach Beresowskis Vermögen
Die russische Staatsanwaltschaft erhebt Anspruch auf das Vermögen von Boris Beresowski. Der am Samstag gestorbene Kreml-Kritiker war mehrfach in Abwesenheit wegen Wirtschaftsdelikten verurteilt worden. Allerdings soll der Oligarch zuletzt erhebliche finanzielle Probleme gehabt haben.
Moskau - Einst galt er als "Pate des Kreml", dann wurde er zu einem scharfen Kritiker des russischen Präsidenten: Nach dem Tod von Boris Beresowski will Russland auf das Vermögen des in Moskau wegen zahlreicher Wirtschaftsverbrechen verurteilten Unternehmers zugreifen. Die Generalstaatsanwaltschaft strebe eine Rückkehr von Besitztümern an, die sich Beresowski illegal angeeignet habe, teilte die Behörde nach Angaben der Agentur Interfax am Montag mit. Weitere Details gab sie jedoch nicht bekannt.
Am Samstag war der frühere Moskauer Oligarch tot in Großbritannien aufgefunden worden. Nach seiner Flucht ins englische Exil im Jahr 2000 war er von der russischen Justiz in gut einem Dutzend Verfahren in Abwesenheit verurteilt worden. Beresowski hatte die Prozesse als politische Rache gegen ihn kritisiert.
Fraglich ist, wie viel die Besitztümer Beresowskis überhaupt noch wert sind. In russischen Medien streiten Experten darüber, ob sich Beresowski wegen Depressionen das Leben genommen haben könnte - und wegen finanzieller Probleme. Sein Anwalt Alexander Dobrowinski hatte die Vermutung geäußert, sein Mandant sei angesichts seiner hohen Schulden verzweifelt gewesen.
Der Erzfeind von Kreml-Chef Wladimir Putin wurde 67 Jahre alt, die Todesursache ist noch unklar. Ermittler haben ersten Angaben zufolge noch keine Hinweise auf ein Verbrechen entdeckt. Angehörige vermuten einen Herzinfarkt als mögliche Ursache, Vertraute Beresowskis bezweifelten einen Selbstmord.
fdi/dpa